Testphase im nächsten SchuljahrFür mehr Leistungsfähigkeit: Leipziger Schüler dürfen länger schlafen

von Antje Rudolf
An der Schule in der Karl-Heine-Straße in Leipzig können die Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 und höher ab kommenden Schuljahr länger schlafen. Denn wer ausgeschlafen ist, der kann sich besser konzentrieren, ist gesund und kann bessere Leistungen bringen.
Deshalb hat sich das Gymnasium für eine einjährige Testphase entschieden, bei der der Unterricht ab Klasse 7 eine Schulstunde später beginnt. Anstatt um 8 Uhr starten die Schülerinnen und Schüler erst 50 Minuten später in den Schultag. Für Schulleiterin Mandy Frömmel ist die Entscheidung „innerhalb des neu aufgebauten Schulkonzeptes nur die logische Schlussfolgerung.“
Wir haben mit ihr über die Testphase, deren Ablauf und die ersten Reaktionen aus der Elternschaft gesprochen.
Schulzeiten werden an Biorhythmus angepasst
Obwohl die weiterführenden Schulen in Sachsen ab Jahrgangsstufe 5 beginnen, gilt die Testphase nur für die Klassen ab Jahrgangsstufe 7. Denn „mit dem Einsetzen der Pubertät verschiebt sich der Biorhythmus der Schülerinnen und Schüler“, begründet Schulleiterin Frömmel die Entscheidung. Die jüngeren Jahrgänge betrifft das noch nicht so stark.
In den älteren Klassen haben sie und ihr Kollegium allerdings beobachtet, dass Schülerinnen und Schüler morgens eher müde und unkonzentriert waren und demzufolge auch nicht die Leistung erbringen, die sie eigentlich erbringen könnten. „Ausreichend Schlaf ist einer der zentralen Punkte beim Lernen, für die Konzentration und damit für eine optimierte Nutzung der Leistungskurven“, sagt Frömmel. Um dem Leitbild der Schule folgend, gesunde und leistungsstarke Schülerinnen und Schüler auf den Weg zu bringen, war für die Schule klar, dass sie auf die Bedürfnisse der Schülerschaft eingehen muss.
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Run auf das Gymnasium: Deutlich häufiger als Erstwunsch-Schule angegeben
Ob die Umstellung erfolgreich ist, wird in einer sogenannten Herzgruppe ausgewertet. Sie besteht aus Schülern, Lehrern und Elternvertretern. Dabei werden alle Kritikpunkte mit einbezogen und ausgewertet.
Die ersten Reaktionen auf das Vorhaben sind sehr gemischt, berichtet Schulleiterin Frömmel. Es gibt viel Zustimmung, aber auch viel, zum Teil zynische, Kritik. Besonders macht man sich Sorgen um die Nachmittagstermine, wie Vereinstraining oder Musikunterricht. Eltern befürchten, dass Kindern durch den späteren Schulschluss die Zeit für Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten fehlt. Die Argumente und späteren Erfahrungen, die während der Testphase gemacht werden, fließen in die Evaluation mit ein. Ob sich die Schulstartverschiebung bewährt und förderlich für das Lernen ist, wird man spätestens am Ende des nächsten Schuljahres wissen.
Für Schulleiterin Mandy Frömmel ist es bei all der positiven und negativen Kritik festzuhalten, dass die Schulzeitumstellung nicht losgelöst betrachtet werden soll. Für die Schule an der Karl-Heine-Straße, die als eigenständiges Gymnasium erst 2019 in der Form gegründet wurde, sei die Umstellung eine logische Konsequenz, die gut zu ihrem Leitbild und der Schulkonzeption passt. Das muss aber noch lange nicht für alle Schulformen gelten.
Dass die Schule in Leipzig gut ankommt, sieht man an den Anmeldezahlen der Schülerinnen und Schüler, die im Herbst von der Grundschule auf das Gymnasium wechseln. Die Schule wurde weit öfter als Erstwunsch angegeben als jedes andere der 23 Gymnasien in der Stadt.


