DFB-Präsident am Ende?
Landes- und Regionalverbände fordern Keller-Rücktritt!
Wann zieht der DFB Konsequenzen und welche? An diesem Wochenende diskutieren 25 Personen, darunter die 21 Präsidenten der Landesverbände, aus der Führungsriege des größten Sport-Verbandes der Welt in Potsdam darüber, wie es mit dem DFB weitergehen soll. Nach dem unsäglichen Nazi-Vergleich von Präsident Fritz Keller gegenüber seinem Vize Rainer Koch kommt von außen immer mehr Kritik auf – die Präsidenten der Landes- und Regionalverbände des Deutschen Fußball-Bundes haben Keller zum Rücktritt aufgefordert. Die Funktionäre entzogen Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius ihr Vertrauen, wie der DFB am Sonntag mitteilte.
„Die Konferenz der Präsidenten der Regional- und Landesverbände missbilligt den von DFB-Präsident Fritz Keller vorgenommenen Vergleich des 1. Vizepräsidenten Rainer Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler", hieß es in einem Statement. Eine derartige Äußerung sei "völlig inakzeptabel und macht uns fassungslos. Sie wird auf das Schärfste verurteilt. Die Äußerung des Präsidenten ist mit den Grundsätzen und Werten der Verbände nicht vereinbar.“
Klare Kante aus der Bundesliga
Max Eberl, Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, hat zuvor als erster Bundesliga-Boss Klartext gesprochen. „Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass so etwas nicht geht. Für mich war das sehr befremdlich“, sagte der 47-Jährige im Interview mit der „Welt am Sonntag“ über Kellers Entgleisung. „Aber es passt leider ins Bild, das der Deutsche Fußball-Bund seit einiger Zeit abgibt.“
Eberl reicht’s nach einer Vielzahl von Eskapaden im Dachverband des deutschen Fußballs. Neue Leute sollen die Führung übernehmen, damit „endlich mal Ruhe“ herrscht. Und er wünscht sich, „dass wir ein unbeflecktes Bild und Leute beim DFB hätten, die anpacken und die für Authentizität, Geradlinigkeit und Verlässlichkeit stehen, die frohen Mutes und positiv sind. Momentan können wir keinen Schritt nach vorn gehen, sondern nur nach links oder rechts, weil wir mit Makeln behaftet sind“, sagte Eberl.
Einen Keller-Rücktritt fordert der Gladbach-Macher zwar nicht, er hat jedoch die Hoffnung auf Besserung in der aktuellen Konstellation aufgegeben. „Ich schätze Fritz Keller sehr – und ich bin auch einer, der sagt, dass Fehltritte passieren können. Doch es gibt irgendwann auch den Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht und an dem man sich eben genau diese Frage stellen muss, ob jemand, der sich so äußert, noch tragbar ist als Präsident des DFB“, sagte Eberl, der jedoch auch darauf hinwies, dass die vergiftete Stimmung innerhalb des Verbandes erst zu solchen Situationen führt. „Man muss auch die Frage stellen, wie es überhaupt so weit kommen kann, dass so etwas innerhalb der Führungsriege des DFB passiert“, so Eberl.
Eindringlicher Appell vom Betriebsrat
Und auch der Betriebsrat des DFB hatte sich mit deutlichen Worten gemeldet. Ihr klare Forderung: Konsequenzen! Jetzt! „In der medialen Berichterstattung gibt unser Verband ein desaströses Bild ab“, heißt es der „Bild“ zufolge in einem Schreiben des Betriebsrats. Es könne keine Gewinner, sondern nur noch Verlierer geben. „Wir fordern daher die Entscheidungsträger noch einmal eindringlich auf, in den anstehenden Sitzungen unverzüglich richtungsweisende Entscheidungen zu treffen. Bei einem Neuanfang dürfen sowohl strukturelle als auch personelle Konsequenzen nicht ausgeschlossen werden.“
Keller hatte zuvor mit einem im DFB-Intranet veröffentlichen Brief sowie einem Schreiben an die Ethikkommission versucht, die Wogen wenigstens intern zu glätten. Er selbst bezeichnete den Nazi-Vergleich darin als „dumme, unbedachte und beleidigende Aussage“, schon zuvor betonte er, sich bereits bei Koch dafür entschuldigt zu haben.
Entschuldigung hin oder her: Der DFB produziert in den vergangenen Monaten Skandale am laufenden Band, kein Wunder also, dass Fußball-Deutschland diese DFB-Spitze satt hat. Jetzt müssen die Bosse des Verbandes nur endlich auch mal dazu stehen und Konsequenzen ziehen – personelle Konsequenzen!