Turbulenter Nacht-Grand-Prix

Perez triumphiert in Singapur trotz Strafe - Verstappen verpasst vorzeitige Krönung

 Sergio Checo Perez MEX, Oracle Red Bull Racing 11 jubelt ueber seinen Sieg, SIN, Formel 1 Grand Prix von Singapur, Marina Bay Circuit, Rennen, 02.10.2022 SIN, Formel 1 Grand Prix von Singapur, Marina Bay Circuit, Rennen, 02.10.2022 Singapur *** Serg
Sergio "Checo" Perez musste stundenlang zittern, ehe sein Singapur-Sieg feststand
www.imago-images.de, IMAGO/Eibner, IMAGO/Eibner/Memmler

Sergio Perez hat Red Bull bei einem turbulenten Formel-1-Rennen in Singapur die Nacht gerettet und eine miserable Vorstellung von Weltmeister Max Verstappen für den Brause-Stall wettgemacht. Der Mexikaner triumphierte beim Flutlicht-Grand-Prix vor Ferrari-Pilot Charles Leclerc, dessen Scuderia-Kollege Carlos Sainz wurde Dritter. Wegen zweier Verstöße gegen Safety-Car-Regeln hatte Perez aber noch stundenlang um den Erfolg zittern müssen, letztlich gewann der 32-Jährige trotz einer Zeitstrafe.

Verstappen leistete sich auf dem Marina Bay Street Circuit ungewöhnlich viele Schnitzer, landete nur auf Platz 7. Der Holländer verpasste somit seine vorzeitige Krönung zum zweimaligen Champion.

Singapur-Spezialist Sebastian Vettel (fünf Siege im Stadtstaat) verabschiedete sich mit einer starken Leistung von einer seiner Lieblingsstrecken: Der Aston-Martin-Pilot spielte bei schwierigen Bedingungen – erst feucht, dann trocken, viele Safety Cars – seine Routine aus und holte als Achter vier Punkte. Mick Schumacher (Haas) fuhr ein unauffälliges Rennen, schaffte es am Ende nach einer Kollision mit Mercedes-Pilot George Russell nur als 13. ohne Zählbares ins Ziel. Nicht wirklich Werbung im Kampf um ein F1-Cockpit 2023.

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Perez-Triumph lange auf der Kippe

Nach zwei Stunden Renndauer lag Perez 7,6 Sekunden vor Leclerc – ein Vorsprung, der bitter nötig war. Weil „Checo“ unter Safety Car zweimal mehr als die vorgeschriebenen zehn Autolängen Abstand zu Pace-Car-Pilot Bernd Mayländer gelassen hatte, ermittelte die Rennleitung gegen ihn. Am Ende kassierte Perez einen Verweis und eine 5-Sekunden-Strafe, die ihm den Sieg nicht mehr kostete.

Im Team-Radio unmittelbar nach der Zieldurchfahrt hatte Perez euphorisch gejubelt: „So machen wir das, Mexiko-Style!“, jauchzte er nach dem vierten GP-Sieg seiner Laufbahn. „Das war das beste Rennen, das du je hingelegt hast“, lobte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.

Verstappen erwischte eine dunkle Nacht, überholte kurz vor Rennende immerhin noch Mercedes-Pilot Lewis Hamilton, der ähnlich wie sein Erzrivale ungewöhnlich oft patzte.

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Der Singapur-GP im Zeitraffer

Vor dem Start: Nach einem Wolkenbruch in Singapur geht der Nacht-Grand-Prix rund eine Stunde später los als geplant. Alle 20 Fahrer starten auf Intermediate-Reifen, weil die Piste noch rutschig ist.

Start: Perez kommt innen besser weg als Pole-Mann Leclerc, zieht in Kurve 1 am Ferrari vorbei. Dahinter wird es zwischen Sainz (Ferrari) und Hamilton (Mercedes) ganz eng - der Brite muss ausweichen und die Strecke verlassen, fällt auf Position 4 zurück. Vettel erwischt einen famosen Start, kämpft sich in wenigen Kurven von 13 auf 8 vor. Schumacher dagegen fällt auf 14 zurück. Einen hundsmiserablen Start legt Verstappen auf den Asphalt: Der Red-Bull-Star fällt verliert vier Plätze, gerät zudem im engen Teil der Strecke mit dem Haas von Magnussen aneinander. Die Endplatte des Haas-Frontflügels wabbelt danach bedenklich.

Runde 5-6: Perez und Leclerc wechseln sich mit schnellsten Rennrunden ab, setzen sich deutlich von Sainz und Hamilton ab, die die Pace nicht mitgehen können. Verstappen hat sich auf Rang 9 vorgearbeitet und hängt Vettel im Getriebe. Noch aber beißt sich der Weltmeister am Routinier die Zähne aus. Zur Spitze fehlen Verstappen schon 25 Sekunden. Schumacher ist weiterhin 14.

Runde 7-10: Crash! Latifi (Williams) fährt Alfa-Romeo-Pilot Zhou ins Auto – das Aus für beide. Latifi humpelt mit kaputter Spurstange noch in die Garage, Zhou bleibt ungünstig stehen. Um den Boliden sicher bergen zu können, übernimmt das Safety Car das Kommando. Magnussen wird von der Rennleitung in die Box beordert, weil sein Frontflügel eine Gefahr für den F1-Verkehr darstellt. Er fällt zurück, Schumacher gewinnt so eine Position, ist nun 13.

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Alonso beim Rekord-GP raus

Runde 11/Fliegender Re-Start: Perez bleibt locker vorne, an der Spitze ändert sich nix. Verstappen nutzt den Re-Start, kocht Vettel im ersten Sektor böse ab und schiebt sich auf 8 vor. Wenig später ist AlphaTauri-Mann Gasly fällig.

Runde 15: Perez kontrolliert das Rennen, liegt 1,5 Sekunden vor Leclerc. Im Kampf um Platz 6 kommt Verstappen nicht an GP-Rekordmann Alonso (350. Rennen heute!) vorbei. Hamilton pirscht sich derweil langsam, aber sicher an den drittplatzierten Ferrari von Sainz heran. Die Strecke wird Runde für Runde trockener. Die Scuderia weist ihre Fahrer schon an, mit den immer heißer werdenden Intermediates durch die verbliebenen Pfützchen zu fahren, um die Gummis zu kühlen

Runde 18: „Nicht mehr lange bis Slicks möglich sind“, funkt Sainz durch. „Noch immer zu feucht“, meldet dagegen Verstappen, der nach wie vor keinen Weg vorbei an Alonso findet. Die Strategie rückt jetzt in den Fokus.

Runde 22-23: So ein Pech beim Rekord-GP! Alonsos Motor macht schlapp, der Spanier rollt aus. Tsunoda verhindert im zweiten Sektor einen Kuss mit der Mauer, kommt danach beim Beschleunigen irgendwie nicht auf Touren und fällt drei Plätze zurück. Schumacher profitiert, rückt auf 11 vor – die Punkte in Schlagdistanz.

Alonsos Alpine steht im Notausgang, das Virtual Safety Car wird für eine Runde aktiviert, was Russell zu einem Stopp nutzt. Der Mercedes-Mann probiert es als erster auf Trocken-Reifen, lässt Medium-Slicks aufziehen. Zu früh: Russell verliert viel Zeit.

Runde 26: Albon rumpelt im Kurve 5 in die Bande, verliert dabei seinen Frontflügel. In der Box bleibt der Thailänder stehen. Erneut heißt es für eine Runde: Virtual Safety Car. Blick aufs Klassement: Perez führt souverän mit vier Sekunden vor Leclerc, 15 Sekunden später folgen Sainz und Hamilton. Dahinter hat Verstappen nun McLaren-Pilot Norris im Visier. Vettel fährt bis dato fehlerlos auf P9, Schumacher ist 11. – 3,7 Sekunden fehlen zum Punkterang, den Ricciardo innehat.

Verstappen übertreibt's nach Safety Car

Runde 28-30: Der nächste Alpine geht vor die Hunde, auch Ocons Motor explodiert. Virtual Safety Car, die Nächste. Und Herzkasper-Alarm! Trotz vorgegebenem Speed rauscht Verstappen dem McLaren von Norris um ein Haar ins Heck. „Das war sehr gefährlich“, ärgert sich der Engländer am Funk.

Runde 33: Abflug vom Rekordweltmeister! Hamilton rauscht in Kurve 7 in die Barriere, zerdeppert sich dabei die Endplatte seines Frontflügels. Der Mercedes-Star wird von Norris geschluckt und setzt sich vor Erzrivale Verstappen – das kann ja heiter werden.

Runde 34: Hamiltons Flügel hängt runter wie ein schlaffes Fähnchen im Wind. „Das ist gefährlich, der kann abfallen“, mosert Verstappen.

Runde 35: Ferrari geht Risiko, schnallt Leclerc Medium-Slicks auf. Kein guter Stopp – 5,3 Sekunden. Hamilton bekommt einen neuen Frontflügel. Das dauert, weswegen der Brite von Vettel kassiert wird, der sich ebenfalls frische Medium-Walzen abholt und Achter bleibt.

Runde 36-37: Perez reagiert, holt sich ebenfalls Medium-Pneus und bleibt vorne. Dass die Slick-Pneus nicht sofort auf Temperatur kommen, wird Tsunoda zum Verhängnis: In Kurve 10 kracht der Japaner im AlphaTauri geradeaus in die Wand - Aus und wieder Safety Car.

Alle, die noch keine Trockenreifen haben, nutzen die Pace-Car-Phase zu einem Stopp. Die Top 10 nach den Reifenwechseln: Perez, Leclerc, Sainz, Norris, Verstappen, Ricciardo, Stroll, Vettel, Hamilton, Gasly.

Runde 40/Fliegender Re-Start: Noch 34 Minuten sind auf der Renn-Uhr, als es Verstappen bei seinem Angriff auf Norris heftig übertreibt und in Turn 3 in den Notausgang schießt. Der Holländer ruiniert sich die Reifen, muss in die Box und fällt auf 14 zurück. Klar ist: Verstappen wird heute noch nicht Weltmeister.

Runde 41: Russell bollert Schumacher Ende Start/Ziel ins Auto und holt sich einen Plattfuß. Auch Mick humpelt mit Reifenschaden in die Box - Adieu, Punkte. Immerhin kann der Deutsche weiterfahren. Ein unnötiges Manöver von Russell.

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Leclerc macht rundenlang Druck

Noch 27 Minuten: DRS ist freigegeben – und Leclerc hängt Perez im Heck. Das wird eine spannende Schlussphase.

Noch 23 Minuten: Leclerc macht mächtig Dampf, kommt Perez ganz nah. Noch reicht es nicht. Das gilt auch für Hamilton (8.), der im DRS-Fenster Vettels klebt.

Noch 13 Minuten: Rundenlang hat sich Leclerc an Perez abgearbeitet – jetzt lassen seine Schluffen nach. Reifenflüsterer „Checo“ zieht wieder davon. Aber: Gegen Perez wird wegen zweier Verstöße unter Safety Car ermittelt. Eine Zeitstrafe droht, entweder einmal 5- oder zweimal 5-Sekunden. „Lass uns verschwinden“, befiehlt die „Bullen“-Leitung. Prompt baut Perez sein Polster auf drei Sekunden aus.

Noch 8 Minuten: Das wird lustig: Verstappen läuft auf Hamilton auf, der noch immer hinter Vettel feststeckt. Dieser hat seinerseits noch Team-Nachbar Stroll auf dem Radar.

Noch 1:30 Minuten: Der nächste Lewis-Bock! Verstappen sagt nach einem Verbremser des Briten danke und schlüpft am Mercedes vorbei auf Rang 8. Perez hat seinen Vorsprung derweil auf mehr als sieben Sekunden ausgebaut.

Letzte Runde/Ziel: Auch Vettel kann Verstappen nicht Stand halten – der Holländer schießt problemlos am Aston Martin vorbei, wird immerhin noch Siebter. Perez rast (vorläufig) zum Sieg vor den Ferrari-Piloten Leclerc und Sainz. Norris beendet ein blitzsauberes Rennen als Vierter, Ricciardo macht die fette McLaren-Beute als Fünfter perfekt. Stroll freut sich über Rang 6, es folgt die Weltmeister-Riege Verstappen-Vettel-Hamilton. Gasly macht die Top 10 voll, Schumacher guckt als 13. in die Röhre. (mar)