Hut ab Quälix, das war meisterlich!

Warum Felix Magaths Arbeit bei der Hertha an Cleverness nicht zu überbieten ist

 Felix Magath Hertha BSC Berlin, Trainer lacht, GER, Hamburger SV vs. Hertha BSC Berlin, Relegation Rueckspiel, Spielzeit 2021/2022, 23.05.2022 DFB/DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video GER, Hamburger SV vs. Hertha BSC Berlin, Relegation Rueckspiel, Spielzeit 2021/2022, 23.05.2022 *** Felix Magath Hertha BSC Berlin, coach laughs, GER, Hamburger SV vs Hertha BSC Berlin, Relegation Rückspiel, Spielzeit 2021 2022, 23 05 2022 DFB DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video GER, Hamburger SV vs Hertha BSC Berlin, Relegation Rueckspiel, Spielzeit 2021 2022, 23 05 2022 Copyright: xEibner/Memmlerx EP_MMR
Felix Magath hat auf seine alten Trainertrage nochmal ein echtes Wunder vollbracht.
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von Ludwig Degmayr

Als ich mir im April ein Interview mit Felix Magath ansah, war ich überrascht, dass der alte Trainer-Fuchs trotz 10 Jahren Abstinenz aus der Bundesliga scheinbar immer noch Lust auf eine Rückkehr an die Seitenlinie hat. Dennoch war ich wie der der Großteil der deutschen Fußball-Fans (und Experten) davon überzeugt, dass die Chancen auf einen neuen Job für den 68-Jährigen längst nicht mehr existent sind. Keine fünf Stunden später wurden ich und viele andere eines Besseren belehrt: Felix Magath ist urplötzlich zurück im deutschen Fußball! Acht Wochen später gilt es nach der heldenhaften Rettung von Hertha BSC Berlin zu sagen: Quälix, Du hast überhaupt nichts verlernt!

Magath zeigt, was Mentalität wirklich bedeutet

Geniale Entscheidungen von Hertha ist man in jüngster Vergangenheit nicht mehr wirklich gewohnt, umso mehr erstaunte der Magath-Coup – besonders in der scheinbar aussichtslosen Lage mit Platz 17 in der Tabelle und einer mental komplett demoralisierten Mannschaft konnte die Hertha auf der Attraktivitätsskala von 1 bis 10 vielleicht mit reichlich gutem Willen noch eine 3 erringen. Mit anderen Worten: Die Hertha hätte im nüchternen Zustand wohl kaum einer mit nach Hause genommen. Doch Felix Magath stellte sich der Herausforderung.

Der Spruch „Geld allein schießt keine Tore“ hat sich hier zu 100 Prozent bewahrheitet, denn trotz Transferausgaben von über 150 Millionen stand die Alte Dame wieder da, wo sie vor dem Projekt „Big City Club“ schon einmal stand: Am Rande der Zweitklassigkeit.

Den Abstiegskampf haben in Berlin lange nur Fans von Stadtrivale Union realisiert. Eigentlich hätten die Alarmglocken bei Fans und Verein spätestens nach der der Entlassung von Pal Dardai schrillen müssen. Doch erst als auch unter Tayfun Korkut nicht mehr lief, bracht die pure Panik aus. Es ging plötzlich um den sportlichen Überlebenskampf. Und Felix Magath hat sich dafür als genau der richtige Typ erwiesen. Wer die Hertha in den vergangenen Wochen beobachtet hat, merkte gegenüber den blassen Auftritten zu Saisonbeginn einen Unterschied wie Tag und Nacht. Alles Kopfsache eben – und das ist Magaths Stärke. Wie er eine komplett von Unsicherheit eingebuddelte Mannschaft wieder an den Ohren aus dem Treibsand herauszog ist eine nicht weniger als meisterliche Leistung.

Qualität kommt von quälen

Ja, Magath hat schon seit zehn Jahren keinen Bundesliga-Verein mehr trainiert und ja, seine nicht gerade Spieler schonenden Methoden mögen schon damals etwas aus der Zeit gefallen sein. Doch seine Aufgabe war es nie, die Hertha fit für die nächsten Jahre zu machen. Sondern er wurde als Feuerwehrmann geholt, der den Club vor der Zweitklassigkeit bewahren sollte. Dafür sind die Ideen von „Quälix“ genau die Richtigen. Denn wie der 68-Jährige einst schon sagte: Qualität kommt von quälen.

Im sportlichen Überlebenskampf geht es nicht um attraktiven Fußball, sondern um jeden Punkt, egal in welcher Weise dieser errungen wird. Nicht in Schönheit sterben, sondern da sein, wenn der Gegner einen Fehler macht. Dafür steht Felix Magath, der ganz nebenbei natürlich viel mehr drauf hat, als einfach nur physisch dominanten Fußball. Oder wäre er sonst mit Wolfsburg Meister geworden und mit Schalke beinahe ins Champions-League-Finale eingezogen? Wohl kaum.

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Der Name "Magath" wirkt auch als Schutzmechanismus

Magath stellte also den perfekten Platzhalter dar, der den anderen Verantwortlichen den Rücken frei hält. Denn der Kult um seine Person war vor allem anfangs so groß, dass alles andere um ihn herum in den Hintergrund rückte. Das ermöglichte dem ebenfalls schon angezählten Sportdirektor Fredi Bobic, in aller Ruhe einen geeigneten Nachfolger für die neue Saison zu finden. Hoffentlich genug Zeit, auf eine bessere Idee als Tayfun Korkut zu kommen, der die Situation der Hertha eher verschlimmbessert hat. Was noch vergleichsweise zurückhaltend formuliert ist.

Für die Spieler der Hertha gab es gewiss schon weniger fordernde Aufgaben, denn es war ein steiler Berg der Leiden, den sie zu erklimmen hatten. Und für Schützlinge von Felix Magath ist das in der Tat wörtlich zu nehmen. Doch das Resultat zählt am Ende. Und das bestätigt die „alte Schule“ – die wird Magath nun verdienterweise eine saftige Nichtabstiegsprämie einbringen. Alles was danach passiert, kann ihm herzlich egal sein. Geht ja schon wieder munter weiter das Chaos...(siehe Video oben).