Falsche Seezunge: Abzocke in Restaurants

Falsche Seezunge auf dem Restaurantteller: Etikettenschwindel beim Edelfisch kommt leider häufig vor, wie unser Restaurantest zeigt. Neun Gastronomiebetriebe wurden getestet, in zwei Betrieben bekamen wir anstatt des Edel- einen Billigfisch vorgesetzt. Der neue Restauranttester Steffen Henssler zeigte sich entsetzt über soviel Dreistigkeit - schließlich ist sogenannte "Warenunterschiebung" strafbar.

312618 orig 3 16x9
Wird hier eine edle Seezunge filettiert - oder doch nur ein billiger Pangasius?

Schummelei bei teurem Edelfisch - nur traurige Einzelfälle? Leider nein: Statistiken des Umweltamts in Hamburg zeigten, dass im Jahr 2013 jeder zehnte Fisch falsch etikettiert wurde - im Jahr 2012 waren sogar fast 40 %. Im Einkauf kostet Seezunge ca. 28-30 EUR pro Kilo - bei einer Seezunge, die für 12 EUR auf der Speisekarte steht, kann also etwas nicht stimmen. Zum Vergleich: Pangasius kostet im Einkauf etwa 5 EUR pro Kilo und ist für den Laien optisch und geschmacklich nur schwer von der edlen Seezunge zu unterscheiden.

Dieser Etikettenschwindel wird von Gastronomen gern als Kavaliersdelikt angesehen - was es definitiv nicht ist: Es nennt sich Warenunterschiebung und wird in Extrem-Fällen mit Geldstrafe bestraft. Außerdem droht dem Wirt der Entzug der Konzession.

Restauranttester Steffen Henssler kennt das Problem: Viele Kunden sind natürlich auch nicht in der Lage eine echte Seezunge von einem billigeren Fischfilet zu unterscheiden, wenn es gebraten vor ihnen auf dem Teller liegt. Wir machten den Versuch und luden vier Personen, die nicht allzu viel von Fisch verstehen, zum Testessen ein: Alle bekamen gebratenes Pangasiusfilet, in dem Glauben es sei edle Seezunge. Das Ergebnis: Zwei der Testesser fallen auf den billigen Pangasius herein - und hätten in einem Restaurant ohne zu Zögern einen hohen Preis dafür gezahlt.

Falsche Seezunge: Wie reagieren Fischhändler?

Wir erweitern den Test und wenden uns an Fischhändler auf dem Hamburger Fischmarkt: Wie reagieren die Verkäufer, wenn wir offen anfragen, wodurch wir teure Seezunge ersetzen können - ohne dass die Restaurantgäste etwas merken? Zumindest ein Händler gibt praktische Tipps, wie man bei Edelfischen schummeln und dadurch bares Geld sparen kann.

Steffen Henssler rät grundsätzlich zur Vorsicht, wenn beispielsweise Speisekarten enorm viele Gerichte aufweisen - in solchen Restaurants wird häufig geschummelt, nach dem Motto "die Masse macht´s". Achten Sie darauf, dass Seezunge einen nussigen Eigengeschmack hat - denn wer einmal eine echte Seezunge genossen hat, der wird feststellen, dass zwischen dem Luxusfisch und seinen billigeren Konkurrenten geschmacklich Welten liegen.