Fahrerflucht nach Unfall in der Silvesternacht

Mutiger Mann stellt betrunkenen Todesfahrer - und bringt ihn zur Polizei

Auf diesem Abschnitt auf der Schönebecker Friedrichstraße in Sachsen-Anhalt ereignete sich in der Silvesternacht der tragische Unfall.
Auf diesem Abschnitt auf der Schönebecker Friedrichstraße in Sachsen-Anhalt ereignete sich in der Silvesternacht der tragische Unfall.
privat

Von Antje Rudolf

Immer wieder reden Menschen über Zivilcourage und rufen dazu auf, mutig zu sein und anderen in Notsituationen zu helfen. Peter Knönagel ist so ein Mensch, der in der Silvesternacht Zivilcourage bewiesen hat. Er brachte den Mut auf, den Autofahrer zu stellen, der kurz nach Mitternacht einen Familienvater angefahren hatte. Mit RTL hat er über die tragische Silvesternacht und seinen Einsatz gesprochen.

"Ich habe nur einen dumpfen Schlag gehört"

Es ist kurz nach Mitternacht: Auf der Friedrichstraße in Schönebeck in Sachsen-Anhalt begrüßen die Menschen, wie überall im Land, fröhlich das neue Jahr mit Knallern und Feuerwerk. Einige zünden auf der Fahrbahn Feuerwerkskörper an, so auch ein 42-jähriger Mann. Laut Polizeibericht ist es 0:15 Uhr als ihn ein Betrunkener mit seinem Auto anfährt und er dadurch mehrere Meter über die Fahrbahn geschleudert wird. Sofort eilen Menschen zur Hilfe auf ihn zu.

Peter Knönagel ist zu der Zeit nur wenige Meter vom Unfallort entfernt. Der 41-Jährige schaut sich gerade das Feuerwerk einer großen Batterie an, die eine Familie neben ihn angezündet hat, als er einen dumpfen Schlag hört. Den Unfall selbst hat er nicht mitbekommen, aber er sieht den verunglückten Mann auf der Straße liegen, wählt die 112. Und: er sieht das Unfallauto davonfahren. „Der Autofahrer hat den Anschein gemacht, anhalten zu wollen, weil er vom Gas gegangen ist. Er hat aber nicht gebremst und ist dann weiter gefahren“, erinnert sich Knönagel. „Für die Straßenverhältnisse, die da vorgeherrscht haben, war er definitiv zu schnell unterwegs“, fügt er hinzu.

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Todesfahrer hatte 1,86 Promille Atemalkohol

Da sich schon mehrere Menschen um den verletzten Mann zur Hilfe sammeln, fasst er den Entschluss, den Unfallfahrer zu stellen. Er läuft zu seinem Auto und fährt dem VW Polo hinterher. Knönagel ist nüchtern, hat um Mitternacht mit Brause angestoßen. Leider hat er das Unfallauto aus den Augen verloren. Durch Zufall biegt er in die nächste Seitenstraße ein und findet den gesuchten Wagen parkend am Straßenrand.

Knönagel spricht den Fahrer an, veranlasst ihn dazu, dass er das Auto ausmacht, die Warnblinkanlage anstellt und will ihn in seinem Auto zurück zum Unfallort bringen. „Er hat zwar diskutiert, er war es nicht, aber er hat sich anstandslos mitnehmen lassen“, berichtet der 41-Jährige. Der Unfallfahrer soll gewirkt haben, „als wäre er nicht ganz beisammen“, aber ob er nun unter Schock stand oder alkoholisiert war, konnte Knönagel in dem Moment nicht einschätzen.

Zurück am Unfallort übergibt er den Polo-Fahrer der Polizei. Die stellt fest: Der 61-jährige Mann aus Berlin hat einen Atemalkoholwert von 1,86 Promille.

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Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet

Nach seiner Zeugenbefragung durch die Polizei geht Knönagel nach Hause. Gegen halb zwei Uhr nachts bekommt er die Nachricht, dass das 42-jährige Unfallopfer noch auf der Straße an seinen schweren Verletzungen gestorben ist. Persönlich gekannt hat er den Mann zwar nicht, aber er hat ihn öfter auf der Straße gesehen. Seines Wissens war der Mann Vater einer Tochter.

Die Ermittlungen der Polizei dauern noch an. „Es waren zwar viele Menschen auf der Straße, aber alle haben in den Himmel geschaut“, sagt Knönagel. Demzufolge sollen nur wenige Zeugen den Unfall tatsächlich gesehen haben. Die Polizei hat nun einen unabhängigen Gutachter beauftragt, den Unfallhergang zu untersuchen. Der Unfallfahrer wurde nach einer Blutprobenentnahme auf der Polizeiwache wieder auf freien Fuß gesetzt. Seinen Führerschein musste er abgeben. Gegen ihn wurden Strafverfahren bezüglich fahrlässiger Tötung, Gefährdung des Straßenverkehrs und des unerlaubten Entfernen vom Unfallort eingeleitet.