Wie geht es weiter mit dem Mode-Konzern?Esprit meldet Insolvenz an - ist die Marke damit nun Geschichte?

dpatopbilder - 15.05.2024, Sachsen, Dresden: Eine Passantin geht vor einer Filiale des Modekonzerns Esprit entlang. Das Unternehmen hat für seine Obergesellschaft, die Esprit Europe GmbH, sowie sechs weitere deutsche Töchter Anträge auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Düsseldorf gestellt. Foto: Sebastian Kahnert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wie geht es denn nun weiter mit dem Mode-Riesen?
skh cul, dpa, Sebastian Kahnert

War es das mit Esprit?
Esprit prägt die deutschen Einkaufsstraßen wie kaum eine andere Kette – doch der Firma geht es schlecht, hat nun Insolvenz angemeldet. Auch viele RTL-User und Userinnen diskutieren das Thema. Wie geht es denn nun weiter mit dem Mode-Riesen? Verschwindet Esprit aus unseren Innenstädten?

Ukraine-Krieg, Inflation, eigene Managementfehler - darunter hat Esprit gelitten

Es ist nicht die erste Krise, die Esprit durchmacht: Der Modekonzern Esprit hatte bereits im Jahr 2020 ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Gesellschaften beantragt. Damals wurden rund 50 Filialen in Deutschland geschlossen, etwa 1.100 Stellen wurden gestrichen. Jetzt hat das Unternehmen für seine Obergesellschaft, die Esprit Europe GmbH, sowie sechs weitere deutsche Töchter Anträge auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Düsseldorf gestellt. Der Geschäftsbetrieb soll bis auf Weiteres fortgeführt werden. Die rund 1.500 betroffenen Mitarbeiter in Deutschland wurden informiert.

„Also in der Tat ist es das zweite Insolvenzverfahren, nachdem das erste ja in der Pandemiezeit 2020 eingeleitet wurde. Das waren natürlich besondere Umstände und man hat aus den Umständen heraus versucht, das damals zu sanieren“, erklärt Insolvenz-Anwalt Christian Gerloff im RTL-Interview. „Danach kam aber weiterer Impact für die gesamte Branche, beispielsweise die Kaufzurückhaltung im Ukraine-Krieg, Inflation etc. etc. Das hat sich auch bei Esprit ausgewirkt. Hinzu kommen natürlich auch sicherlich eigene Fehler im Unternehmen wie Fokussierung auf das Produkt, Entscheidungswege, Geschwindigkeit, Effizienz.“

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Was passiert nun mit der Marke Esprit?

Verschwindet die Marke nun komplett? Anwalt Gerloff rechnet nicht damit: „Wir müssen die Situation, so wie sie heute ist, annehmen und müssen heute was daraus machen, um die Marke zu retten und Esprit wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehört. Es gibt eine Daseinsberechtigung für die Marke.“

Doch dass noch weitere Filialen schließen werden, ist wohl zu erwarten: „Aber natürlich möchte Esprit Läden schließen“, sagt Sarah Speicher-Utsch, Redakteurin Business Textilwirtschaft im RTL-Interview. Esprit habe sehr große Läden an sehr teuren Standorten. Auch „eine sehr große, überdimensionierte Konzernzentrale in Ratingen, die quasi leer steht“. Welche Filialen genau schließen werden – dazu gibt es von Esprit auf RTL-Anfrage keine Antwort: „Zum Filialnetz von ESPRIT insgesamt bzw. zu einzelnen Filialen können wir derzeit leider noch keine valide Aussage treffen. Dazu sind der weitere Fortgang des Verfahrens und die Gespräche mit möglichen Investoren über Zukunftskonzepte abzuwarten. Das Gleiche gilt natürlich für die Arbeitsplätze.“

Die teuren Standorte sind aber nur ein Problem von Esprit. Entscheidender ist wohl: „Das Hauptproblem ist natürlich, dass die Marke bisher an Strahlkraft verloren hat. Wir kennen die alle im modischen Segment. Ich glaube, jeder hat schon mal bei Esprit ein Teil gekauft. Aber es läuft natürlich längst nicht mehr und seit Jahren schon nicht mehr so gut wie vor 15 Jahren, als Esprit in Deutschland richtig groß wurde“, so die Expertin.

Ähnlich sehen es auch einige der RTL-User. „Die neue Generation hat andere Marken“, schreibt eine Userin auf der Punkt12-Facebook-Seite. Und eine andere vermutet: „Kein Wunder...Billigimport Online Temu und Shein boomt beim Deutschen, damit sie sich stets das neuste Import Iphone kaufen können.“ Und einige andere wiederum beklagen, dass ihnen Esprit zu teuer sei oder die Qualität nicht stimme.

Insolvenz-Anwalt: Esprit muss sich neu erfinden

Aber wie geht es nun weiter mit Esprit? Der Konzern will jetzt alle Vertriebskanäle überprüfen, checken, wo Umsatzverluste sind. Auch das Marken-Image steht auf dem Prüfstand, sagt der Insolvenz-Anwalt Christian Gerloff zu RTL.

Der Umsatzrückgang „ist immer ein Zeichen dafür, dass das Produkt am Markt vielleicht doch nicht so ankommt. Und man muss am Ende der Tage sehen: Jede Marke hat auch ein Markenleben. Und neudeutsch würde man sagen: Die ist einmal hip, nimmt eine Generation mit. Aber die Befürchtung ist auch immer, dass sie mit der Generation wieder ausstirbt. Und da muss sich eine Marke auch immer wieder neu erfinden. Und ich glaube, Esprit ist in der Situation, wo sie diesen Punkt erreicht hat, sich wieder neu zu erfinden, um wieder neue Käuferschichten zu erschließen.“ Um Esprit zu retten, brauche es aber auch Hilfe: „Wir werden sicherlich einen Partner brauchen, der uns aus der Krise heraushilft, ohne den wird es nicht gehen.“

Esprit ist weltweit in rund 40 Ländern aktiv und hat seine Hauptzentralen in Ratingen und in Hongkong. Deutschland ist der wichtigste Markt für den Konzern. Bundesweit gibt es nach Unternehmensangaben 57 Filialen, in Europa 124. Die Esprit Europe GmbH, die ihren Sitz in Ratingen hat, ist die Obergesellschaft für Esprit in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, die skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien. Einkauf und Vertrieb sind in diversen europäischen Tochter- und Enkelgesellschaften organisiert. (eku, mit dpa)

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