Bella Italia im EM-Finale

Nervenstark: Italien schießt Spanien im Elfmeterschießen ab

Leidenschaft, Temperament und ganz viel Feuer: Das Duell Italien gegen Spanien im EM-Halbfinale liefert alles, was das Aufeinandertreffen vorab versprach – nur kein Torfestival. Im gut gefüllten Wembley-Stadion, in dem an diesem Abend kaum mehr etwas an die Corona-Pandemie erinnerte, lieferten sich die beiden Mannschaften einen packenden Schlagabtausch. Dass es nach 90 Minuten 1:1 stand und auch in der Verlängerung keine Tore fielen, passte perfekt zu diesem Spiel und brachte den Elfmeter-Krimi ins Wembley-Stadion – mit dem glücklicheren Ende für Italien (4:2 i.E.).

Italien gegen Spanien am Anfang on fire

Tore: 1:0 Chiesa (60.), 1:1 Morata (80.)

Mit dem Finale vor Augen und purer Leidenschaft im Herzen sang sich Italiens Elf mit ihrer emotionalen Hymne warm für den Halbfinal-Kracher gegen Spanien. Und so war es von Minute eins an heiß auf dem Rasen in Wembley – Italien on fire! Der Pfosten allein verhinderte nach knapp drei Minuten die vollkommene Ekstase.

Und die hitzigen Italiener hinterließen Eindruck bei der Konkurrenz. Anders ist es kaum zu erklären, dass die stolzen Spanier nach etwas über zehn Minuten eine Riesen-Chance direkt vor dem Kasten verstolperten. Dani Olmo, der bei RB Leipzig spielt, scheiterte obendrein an Italiens Nummer eins Gianluigi Donnarumma. Die intensive Partie hätte frühe Treffer verdient, nach einer halben Stunde stand es aber immer noch 0:0.

Die 58.000 Fans auf den Rängen feierten trotzdem, tanzten und sangen fast wie vor Corona-Zeiten, die meisten von ihnen waren Briten und genossen offenbar ganz einfach die hochklassige Partie.

Italien gegen Spanien mit deutschem Schiedsrichter

Ein Hingucker an diesem Abend: Der deutsche Schiedsrichter Felix Brych, der in seinem pinken Outfit auf dem Platz strahlte. Brych hatte die Partie fest im Griff – so gab es immerhin einen Deutschen mit erfolgreicher Halbfinal-Teilnahme.

Nachdem Brych in der 51. die Gelbe Karte gegen Spaniens Boss auf dem Feld, Sergio Busquets, gezückt hatte, war es auf der anderen Seite eben jener 32-Jährige, der vom Sechzehner abzog und knapp den Kasten verfehlte. Nur eine Minute später dribbelte wiederum Italiens Federico Chiesa Gegenspieler Jordi Alba schwindelig und scheiterte nur an Spanien-Keeper Unai Simon.

Der deutsche Schiedsrichter Felix Brych (re.) mit Sergio Busquets.
Der deutsche Schiedsrichter Felix Brych (re.) mit Sergio Busquets.
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Spanien will - und erzielt den Ausgleich

Spanien erhöhte danach die Schlagzahl – aber durch einen perfekten Tempogegenstoß, den Donnarumma einleitete und wieder Chiesa mit einem traumhaften Rechtsschuss vollendete, war Italiens Party auf dem Höhepunkt angekommen: Das 1:0 nach einer Stunde. Und das Endspiel zum Greifen nahe.

Aber nicht mit den Spaniern: Coach Luis Enrique schickte frische Männer aufs Feld, einer von ihnen war Alvaro Morata – verheiratet mit Alice Campello, einer Italienerin. Und Morata brachte den puren Willen mit, sein Team in die Verlängerung zu bringen. Mit Erfolg: In der 80. zündete er den Turbo, spielte einen hübschen Doppelpass mit Olmo und schickte Donnarumma in die falsche Ecke. 1:1, ¡viva España! Und ein Hoch auf die nächste Verlängerung.

Dabei hatten die Spanier spürbar die mentale Stärke durch den späten Treffer auf ihrer Seite. Italien schmiss sich jedoch mit Mann und Maus in jeden Schuss – egal ob Freistoß, Konter oder aus dem Rudel-Chaos im Sechzehner.

Italiens Jubel
Italiens Jubel nach dem Elfmeterschießen.
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Elfmeterschießen entscheidet über ersten Finalisten

In der 110. dann der kurzfristige Italien-Jubelschrei – aber zu früh gefreut. Brych und seine Kollegen entschieden zurecht auf Abseits. Und so war das erneute Drama perfekt: Elfmeterschießen in Wembley.

Italien startete und Simon hielt – Manuel Locatelli scheiterte an Spaniens Keeper. Vorteil Spanien? Von wegen! Olmos Schuss landet in den Zuschauerrängen.

Danach eine Reihe von Treffern: 1:0 Italien durch Belotti, 1:1 Gerard. 2:1 Italien durch Bonucci, 2:2 Thiago. 3:2 Bernardeschi – und Morata? Verschoss! Es war der Matchball für Italien. Und Jorginho vollendete abgezockt und nervenstark mit einem Kullerball ins rechte untere Eck. Danach kannte Italiens Team keine Grenzen, lag sich in den Armen – oder gleich auf einem Haufen vor den Fans. Ein besonderer Gruß galt ihrem verletzten Verteidiger Leonardo Spinazzola, der sich die Achillessehne im Viertelfinale riss und frisch operiert nun fürs Finale eingeflogen wird. Emotionen pur! Auch bei enttäuschten Spaniern, die ihre Tränen nicht zurückhielten. (ana)