Erneuter Wirbel um die ModeketteEine (kleine) Größe für alle? Das zweifelhafte Konzept von Brandy Melville

von Larissa Königs

Mini-Größen, Fuß-Fotos, Rassismus: Ständig Probleme bei Brandy Melville!
Während viele Erwachsene glauben, der Nachwuchs würde sich Kleidung von H&M oder C&A wünschen, sind bei Kindern und Teenager ganz andere Labels angesagt. Darunter unter anderem: Brandy Melville. Erst kürzlich machte der derzeit einzige Laden Deutschlands in München auf. Die Marke ist vor allem bei jungen Mädchen sehr beliebt. Doch aktuelle Vorwürfe zeigen einmal mehr: Eigentlich sollten unsere Kinder mit diesem Label nichts zu tun haben.
Mehr dazu seht ihr auch im Video.

Wer und was steckt hinter der Modekette Brandy Melville?

Brandy Melville wird in den 1980er-Jahren in Italien von dem Vater-Sohn-Duo Silvio und Stephan Marsan gegründet. Große Erfolge feiert die Billigmode-Kette aber erst, seit sie 2009 auch in den USA vertrieben wird. Mittlerweile gibt es hier fast 40 Läden.

In den USA kommen die lockeren, sommerlichen Designs besonders gut an, es entwickelt sich sogar eine „Brandy Girl“-Ästhetik. Die Anhängerinnen tragen lockere Stoffhosen, Tops mit Spaghettiträgern, es gibt viele Blümchen, Rüschen und verspielte Muster, oft sind die Oberteile bauchfrei. Alles passt zur Zielgruppe: sehr dünne, sehr junge Frauen.

Die sieht man auch, wenn man Brandy Melville bei Instagram sucht. Mehr als drei Millionen Menschen folgen allein dem US-Account. Viele scheinen nicht nur vom kalifornischen Look der Bekleidung begeistert zu sein – sondern auch von den Models. Die seien „wunderschön“ und sähen „atemberaubend“ aus.

Nur wenige merken an, dass die extrem dünnen Frauen nicht dem Normalmaß entsprechen.

Nur winzige Kleidungsgrößen: Hungern sich Mädchen für Brandy Melville in Size Zero?

Denn genau das ist bei Brandy Melville das Problem: Sehr dünn ist hier die Grundvoraussetzung, um Kleidung zu kaufen. Während es bei vielen Modeketten normal ist, Kleidung von XS bis XL anbieten, gehen die Größen bei Brandy Melville überwiegend nur von XS bis S.

Wer Größe 36 oder mehr tragen möchte? Kann bei Brandy Melville die meisten Dinge nicht kaufen. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Besonders skurril: Das Ganze läuft unter dem Motto „One size fits all“ („eine Größe passt allen“).

Für diese seltsame Praxis stand das Label schon vor Jahren in der Kritik. Schließlich besteht gerade bei jungen Mädchen die Gefahr, sich für angesagte Kleidung in Size Zero zu hungern.

Das kam hierzulande nicht gut an. Anfang vergangenen Jahres schloss Brandy Melville zunächst alle fünf Läden in Deutschland.

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Erst vor kurzem eröffnete jedoch wieder der bislang einzige Laden Deutschlands in München. Ob er sich halten wird, ist noch unklar. Denn nun wird bekannt: Auch hinter den Kulissen von Brandy Melville soll es alles andere als gesittet laufen.

Sexismus und Rassismus: Die aktuellen Vorwürfe

Anfang April erschien in den USA die Dokumentation „Brandy Hellville & the Cult of Fast Fashion“. Sie zeichnet nicht nur ein erschreckendes Bild der Wergwerfmode, die auf einer Ebene mit Ketten wir Primark oder Shein steht, sondern zeigt auch auf, wie desaströs die Arbeitsbedingungen bei Brandy Melville sind.

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So habe man gezielt nur junge und besonders schlanke Verkäuferinnen eingestellt. Angestellte, die nicht so aussahen, wie es sich CEO Stephan Marsan wünschte, seien gefeuert worden. Attraktive Frauen hingegen hätten eine Gehaltserhöhung bekommen.

Zudem habe er Angestellte aufgefordert, Kundinnen zu fotografieren, die Marsan hübsch fand. Der Fokus? Lag scheinbar auf Brüsten und Füßen der Frauen.

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In der Dokumentation, die bislang noch nicht in Deutschland verfügbar ist, werden noch weitere Vorwürfe angebracht. Es geht um Hitler-Witze, Ausbeutungsbetriebe und pornografische Chatnachrichten.

RTL hat Brandy Melville um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. Eine Antwort blieb jedoch aus.