CO2-Ausstoß: Unsere Computer sind schlimmer als alle Flugzeuge der Welt
Erinnern sie sich noch an Peter Lustig? "Einfach mal abschalten"
Der Energiesektor und darin enthalten die Industrie ist der größte CO2-Emittent der Welt. Das ist klar. Auch die Landwirtschaft trägt zu einem Großteil zum Ausstoß von Kohlendioxid bei, genau wie der weltweite Verkehr. Dass aber die Computer dieser Welt bzw. die dafür benötigten Serverfarmen und Rechenzentren immense Klimasünder sind, wissen nur wenige.
"Der CO2-Ausstoß aller Serverfarmen ist höher als der aller weltweiten Fluggesellschaften“, sagte Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender des Chipherstellers Infenion. Wir alle tragen also mit der Nutzung unserer Computer, Tablets, Laptops und Smartphones zu einem nicht geringen Teil zum Klimawandel bei.
Für gemeinhin wird angenommen, dass der Flugverkehr etwa zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes ausmacht, auch wenn beim Flugverkehr neben dem CO2-Ausstoß noch die Bildung von Kondensstreifen, Zirruswolken und der Ozonaufbau in großer Höhe zu berücksichtigen ist, was die Fliegerei zu einem noch größeren Umweltsünder macht.
Dennoch: Die Zeit, die wir an unseren Endgeräten verbringen, ist klimaschädlich. Und: Durch die Entwicklung der mobilen Geräte wird sich der Stromverbrauch in den nächsten Jahren sogar noch vervielfachen. Die Unternehmensberatung McKinsey fand heraus, dass in keinem anderen Bereich der Wirtschaft der CO2-Ausstoß schneller wächst als in der Informationstechnologie.
Facebook interessiert die Nutzung von Ökostrom kaum
Es besteht also dringender Bedarf an einer vermehrten Nutzung von erneuerbaren Energien in diesem Bereich. Doch die Internet-Giganten Yahoo und Google denken nicht zuerst an den Umweltschutz, wenn sie neue Serverfarmen bauen. Vielmehr errichten sie ihre Hallen lieber in Ländern, in denen Strom billig ist, Kühlwasser ausreichend zur Verfügung steht und es bestenfalls keine allzu hohen Außentemperaturen gibt. Finnland, Schweden und Island sind in dieser Hinsicht beliebt, zumal dort mit erneuerbarer Wasserkraft Strom produziert werden. Das liest sich dann gut in der Ökobilanz.
Greenpeace kritisiert das soziale Netzwerk Facebook, das ein Rechenzentrum in den USA plant, welches seinen Strom vor allem in klimaschädlichen Kohlekraftwerken produziert. Hier müsste, so Greenpeace, viel mehr Wert auf den Einsatz der Erneuerbaren gelegt werden. Außerdem belasten die Rechenzentren belasten die Umwelt zudem durch die Dieselgeneratoren, die bei Stromausfällen zum Einsatz kommen.
Aber was kann der Einzelne tun, um den CO2-Ausstoß seiner Endgeräte in Grenzen zu halten. 'Spiegel online' rechnete aus, dass eine einzige Suchanfrage bei Google so viel Strom wie eine Energiesparlampe benötigt, um eine Stunde zu leuchten. Computernutzer können anstatt Google zum Beispiel die Suchmaschine Znout benutzen, die die Websuche CO2-neutral gestaltet. Die Ergebnissuche ist die gleiche wie bei Google, Znout (zero negative output) kauft durch Werbung finanzierte Zertifikate für erneuerbare Energien. Die Suchmaschinen Forestle und Ecosia arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip.
Ein einfacher, aber guter Tipp zum CO2-Sparen ist, das Gerät einfach ein oder zwei Jahre länger zu nutzen und nicht ständig die neuesten Modelle zu kaufen. Zwar arbeiten die modernen Prozessoren energiesparender als die alten, doch bei der Herstellung wird die Umwelt überdimensional stark belastet. Daher sollte man die Geräte möglichst lange nutzen.
Es gibt mittlerweile auch Elektronikhersteller, die versuchen, einen möglichst grünen Produktionsbetrieb zu erstellen. In einem Test siegte das indische Unternehmen Wipro, das gefährliche Chemikalien zu vermeiden versuchte und ein vernünftiges Recycling-System entwickelte. Ebenfalls gut platziert in dem Ranking, das Greenpeace vor dem Weihnachtsgeschäft 2012 veröffentlichte, waren HP und Nokia. Apple wurde Vierter, steht aber weiterhin wegen der miserablen Arbeitsbedingungen in seinen Zulieferbetrieben in der Kritik. Schlusslicht ist der kanadische Hersteller RIM. Allerdings betonte Greenpeace, dass die Ergebnisse generell ernüchternd seien und die Unternehmen immer noch zu sehr auf fossile Energieträger setzten.
Einsparpotenzial haben alle Computernutzer beim Stand-by-Modus und bei den Geräten, die pro Tag 24 Stunden am Strom hängen. DSL-Router und Drucker haben auch nichts dagegen, wenn sie mal abgeschaltet werden. Laut des Berliner Borderstep Institut verbrauchen die 50.000 Rechenzentren in Deutschland 1,8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Und die Zahlen steigen stetig.
CO2 einsparen ist nicht nur wichtig für das Klima, sondern auch für den Einzelnen selbst. Denn die möglichen Auswirkungen durch den Elektrosmog in unseren Büros sind immer noch nicht hinreichend geklärt. Am besten für alle ist also, wenn der Elektrosmog gar nicht erst anfällt.
Und Peter Lustigs Abmoderation seiner TV-Kindersendung Löwenzahn aus den frühen 1980er-Jahren hat bis heute nichts an ihrer Aktualität eingebüßt: "Einfach mal abschalten".