Ein ErfahrungsberichtBücherfan testet E-Reader: Was die Kindle Paperwhite Signature Edition kann

Kindle Paperwhite in der Signature-Edition
Unser Redakteur hat das neue Kindle Paperwhite in der Signature-Edition getestet
RTL

von Timo Weber
Sie lesen gerne Bücher? Also, so richtige Bücher mit Seiten aus Papier und nicht etwa digital auf einem E-Book-Reader? Fühlt sich besser an, verbraucht keinen Strom und man benötigt eh nicht noch mehr elektronischen Schnickschnack? Der Autor dieser Zeilen hat das jedenfalls lange genauso gesehen, ist aber beim Kindle Paperwhite der Signature Edition doch neugierig geworden und hat das neue Premium-Modell der Amazon-E-Reader über mehrere Wochen getestet. Warum sich ein Kauf eines knapp 190 Euro teuren Kindle-E-Readers auch für Buchliebhaber und Neueinsteiger lohnen könnte, erfahren Sie hier.

Wie die Jungfrau zum Kind(le)

Völlig unbedarft und ohne irgendwelche Vorinformationen erwarte ich mein erstes Kindle, das mir Amazon zum Testen zur Verfügung stellt. Als ich das Signature-Edition-Kindle* dann aus der Verpackung hole, ist es trotzdem so, wie ich es erwartet habe. Leicht und handlich, wäre auch komisch, wenn nicht. Auch das im Gegensatz zu den Vorgängermodellen etwas größere 6,8-Zoll-Display ändert daran nichts.

Beim Thema Zubehör ist Amazon eher sparsam unterwegs. Beim Unboxing fällt auf: Neben dem Gerät gibt es noch ein Ladekabel, allerdings keinen entsprechenden Adapter. Auch eine Bedienungsanleitung ist nicht dabei, sondern nur ein Beipackzettel mit den obligatorischen Sicherheitshinweisen beim Verwenden von elektronischen Geräten. Eine Hülle für das Kindle sucht man ebenfalls vergebens, dafür muss man noch einmal extra in die Tasche greifen. Für etwa 20 Euro werde ich fündig. Wenn die Hülle wasserdicht sein soll, muss man natürlich etwas mehr ausgeben. Die Hülle macht den E-Reader noch etwas handlicher und schützt besser vor Schmutz, Kratzern und Schäden durch Herunterfallen - und man kann seinen E-Reader zusätzlich etwas schöner gestalten und individualisieren.

Kinde Paperwhite Signature Edition im Test
Mit einer entsprechenden Hülle ist das Kindle Paperwhite besser geschützt und sieht auch etwas besser aus. Welche Hülle man wählt, ist natürlich reine Geschmackssache.
Timo Weber, RTL News

Amazon Prime Reading vs. Kindle Unlimited – oder doch leihen und kaufen?

Kindle Paperwhite Signature Edition
Das Kindle Paperwhite aus der Signature Edition hat ein 6,8 Zoll großes Display und kommt mit wenig Zubehör aus.
Timo Weber, RTL News

So ahnungslos wie ich bin, stellt sich jetzt die Frage: Wie bekomme ich etwas zu Lesen auf mein Kindle? Klar, über mein Amazon-Konto. Und dann, kaufen oder leihen? Tatsächlich gibt es zwei Möglichkeiten über Flatrates an eine Menge Bücher heranzukommen, ohne dass man die Bücher explizit kauft oder ausleiht. Als Amazon-Prime-Kunde erhält man über Prime Reading bereits eine große Auswahl an Büchern, die man ohne Zusatzkosten herunterladen kann und quasi ausleiht, so lange sie bei Prime Reading verfügbar sind.

Ein anderes Flatrate-Angebot von Amazon ist Kindle Unlimited, welches man für 30 Tage gratis (Amazon macht auch individuelle Testangebote bis zu 3 Monate) ausprobieren kann und das danach 9,99 Euro im Monat kostet. Für Leseratten, die viele Bücher im Monat lesen, kann sich das Abo lohnen. Zudem erhält man bei Kindle Unlimited Zugang zu verschiedenen Zeitschriften.

Da ich schon Amazon-Prime-Kunde bin, bleibe ich erst einmal dabei und stöbere durch das Angebot. Dabei drängt sich ein erster Eindruck auf: Gerade die Bücher, die man am liebsten lesen möchte, sind nur zum Kauf oder als kostenpflichtige Leihe verfügbar. Möchte man zunächst kein extra Geld ausgeben, muss man sich beim Prime-Reading-Angebot etwas länger durch die Vorschläge klicken.

Und dann stellen sich gleich die nächsten Fragen: Wie viele Bücher kann ich herunterladen? Wie lange stehen mir die Titel dann zur Verfügung? Wie läuft das mit dem Leihen und Kaufen? Da verliert man schnell die Übersicht. Das bedeutet: Ran ans Kleingedruckte!

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Bücher suchen und das richtige finden – das kann dauern

Hat man sein Konto erstellt oder sein bestehendes Amazon-Konto mit dem Kindle verknüpft und sein Gerät dafür entsprechend bei der Einrichtung mit dem WLAN verbunden, kann man sich ausgiebig durch den Fundus klicken. Da Amazon mich und meine bisherigen Leseinteressen schon kennt, bekomme ich auch gleich ein paar Vorschläge. Noch nicht bereit, noch mehr Geld auszugeben, klicke ich mich durch das Nur-für-Prime-Mitglieder-Angebot und finde neben alten Klassiker wie „1984“ von George Orwell viel aktuelle Belletristik und Krimis, die mich nicht direkt ansprechen. Von Autoren, die mir eher wenig bis nichts sagen.

Auf Platz 1 der persönlichen Empfehlungen hat Amazon einen Vampir-Comic gelistet. Obwohl es zu meiner bisherigen Lesehistorie gar nicht passt, werde ich neugierig und klicke einfach mal auf Herunterladen, auch weil ich gespannt bin, wie Comics im Kindle eigentlich dargestellt werden. Dabei merke ich schnell, wie wenig Ahnung ich von der Technik habe, die im Kindle steckt. Denn das E-Ink-Display, das im Kindle verbaut ist, kann bisher bis auf wenige Ausnahmen noch keine Inhalte in Farbe darstellen. Für Comic-Fans und Leser von Bilderbüchern stellen E-Reader somit noch keine echte Alternative dar, auch weil die Skalierung der Bilder auf dem Gerät nicht so funktioniert, dass man das Geschriebene dann auch ohne größere Umstände lesen kann.

Hallo 2021! Ich lese mein erstes virtuelles Buch

Der nächste Versuch: Die Büchersuche im Kindle selbst ist manchmal etwas umständlich und es dauert etwas, bis ich mich zurechtfinde. Einfacher ist es, wenn man die Kindle-App fürs Smartphone oder für den Desktop herunterlädt, dann bekommt man die Bücher in Farbe angezeigt und findet sich besser (weil schneller) zurecht. Die Synchronisierung zwischen den Geräten funktioniert ohne Probleme. Praktisch zudem: Auch auf dem Smartphone kann ich dann Kindle-Inhalte lesen – selbst wenn ich mein Kindle gar nicht dabei habe.

Bei der Suche nach einem Roman werde ich auf einen englischsprachigen Titel aufmerksam. „We Were Liars“ von E. Lockhart. In den USA ein Bestseller und die Story verspricht eine spannende Familiengeschichte mit einer überraschenden Wendung. Ich lade es herunter und fange an zu lesen. Das Gute ist: Mit dem Kindle kann man sich Begriffe und Wörter, die man nicht kennt, einfach übersetzen oder erklären lassen. Mit dem „Word Wise“-Tool übersetzt mein Kindle automatisch schwierige englische Begriffe. So stehen neben dem eigentlichen Text kurze Worterklärungen, so dass man nicht extra nachgucken muss. Die Intensität dieser Hilfe lässt sich stufenweise einstellen.

„Word Wise“ kann den Lesefluss etwas stören, im Idealfall aber erleichtern. Alternativ kann man die Wörter, die man übersetzen lassen will, auch mit einem Fingerdruck markieren und bekommt die Übersetzung oder Begriffserklärung via Wörterbuch oder Wikipedia angezeigt – Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man mit seinem Kindle im WLAN angemeldet ist.

Übersetzen und Textnotizen im Kindle: Besonders für Studenten praktisch? Ja UND Nein!

Gerade für Menschen, die gerne Texte und Bücher in Originalsprache lesen, oder die fürs Studium viele fremdsprachige Texte lesen müssen, bietet das Kindle so einen total praktischen Vorteil. Man kann auch per Fingerdruck ganze Textpassagen markieren und Notizen machen. Vor allem für Studenten bietet sich ein Kindle-E-Reader als hervorragende Alternative zu den alten Wälzern aus der Uni-Bibliothek an, die man umständlich ausleihen und mitschleppen muss. Doch wie smart die deutschen Universitäten bisher ausgestattet sind, steht leider auf einem anderen Blatt und ist bestimmt von Uni zu Uni völlig unterschiedlich.

Die Kindle-E-Reader haben einen weiteren Nachteil gegenüber Tablets und Laptops: So lassen sich sich PDF-Textdateien zwar problemlos auf das Kindle laden und öffnen, allerdings muss man diese umständlich zoomen, da PDF-Dateien meistens im A4-Format sind und nicht responsiv skalieren. Ein Kindle ist also durchaus praktisch fürs Studieren, aber deckt in seinen Funktionen lange nicht alles ab, was Studenten benötigen.

Da ich nicht mehr zur Uni gehe, aber gerne Texte in Originalsprache lese, ist das allerdings kein Ausschlusskriterium für mich. Tatsächlich ist die gut funktionierende Übersetzung bei fremdsprachiger Lektüre oder die Begriffsklärung via Wikipedia & Co. für mich bisher der beste Grund, sich einen E-Reader wie das Kindle Paperwhite zuzulegen.

Für Kindle-Experten: Das ist neu in der Paperwhite-Generation 2021

Wer schon Erfahrungen mit dem Kindle oder anderen E-Readern hat, möchte bestimmt wissen, was an den 2021er-Modellen neu ist.

  • Das Kindle Paperwhite Signature Edition und der etwas günstigere Paperwhite sind erstmals mit einem 6,8 Zoll-Display ausgestattet und damit etwas größer als ihre Vorgänger.

  • Das Display leuchtet etwas heller und die Akkuleistung ist stärker – angeblich soll man mit einer Akkuladung ganze 10 Wochen auskommen können, für einen längeren Urlaub reicht das allemal. Während meiner mehrwöchigen Testphase machte das Akku des Kindles jedenfalls nicht schlapp.

  • Man kann dank 32-Gigabyte-Speicher Unmengen an virtuellen Büchern auf das Gerät laden (Zum Vergleich: der Standard-Paperwhite hat „nur“ 8 Gigabyte).

  • Dazu kann man mit einem speziellen Ladegerät für knapp 30 Euro das Kindle sogar kabellos laden.

  • Ansonsten hat Amazon auf den USB-C-Standard gewechselt.

Die vielleicht spannendste Neuerung ist der eingebaute Lichtsensor, der die Beleuchtung des Kindle automatisch anpasst. Zudem bekommt man auf den Kindles der Signature Edition keine Werbung zu sehen.

Auch für Kinder hat Amazon ein neues Kindle auf den Markt gebracht. Zu unserem ausführlichen Test geht es hier.

Lesen und Stöbern: Welche Formate auf dem Kindle funktionieren und welche NICHT

Kindle Paperwhite Signature Edition
Das Kindle Paperwhite in der Signature Edition 2021 hat mit 32 Gigabyte Speicher Platz für eine ganze virtuelle Bücherwand.
Timo Weber, RTL News

Ich checke weitere Formate aus wie Notenbücher, Kochbücher und Sachbücher. Bei Notenbüchern empfiehlt es sich, das Kindle auf Querformat einzustellen, damit man die Noten besser lesen kann. Zusätzlich kann man Bilder und Notentexte anklicken, um diese vergrößert angezeigt zu bekommen. Bilder in Kochbüchern sind selbstverständlich auch nur in schwarz/weiß zu sehen. Die Tooltips des Kindles sind hilfreich und mit der Zeit gewöhnt man sich auch dran, dass man zum Umblättern nicht swipet, sondern die Seite nur kurz antippt. Zudem lassen sich der Dunkelmodus (zum Lesen im Dunkeln) oder das Querformat schnell einstellen. Weiß man sich mal nicht zu helfen, lässt sich über die geneigte Internet-Suchmaschine schnell Hilfe finden.

An Zeitschriften komme ich über das Kindle Unlimited-Testabo. Nachdem ich jetzt die Technik und Nutzung des Geräts verinnerlicht, mich durch das Prime Reading-Angebot gestöbert und den ersten Roman durchgelesen habe, gönne ich mir Kindle Unlimited und lade mir als erstes die Kindle-Ausgabe der deutschen Musikzeitung „Musikexpress“ herunter. Ich bin gespannt, wie das große Zeitschriften-Format auf dem Kindle und die Bilder von Pop- und Rockstars in Schwarz-Weiß funktioniert. Tatsächlich besser als gedacht - die Texte und Bilder sind fürs Kindle optimiert und man muss nicht umständlich zoomen.

Manche Bilder oder Grafiken sind jedoch manchmal trotzdem kaum zu erkennen. Wirklich optimal sind E-Reader zum Zeitschriften lesen also nicht, zumal man diese auch gerne mal nach Themeninteresse aufschlägt und nicht unbedingt von Anfang bis Ende durchliest. Und einfach mal eine andere Seite weiter vorne oder hinten aufschlagen, das ist beim Kindle dann tatsächlich etwas umständlich.

Fazit: Für wen lohnt sich das Kindle Paperwhite der Signature Edition?

Meine Meinung zum Thema E-Reader hat sich während des Testens tatsächlich geändert. Das Kindle ist praktisch für Vielleser und zumindest eine sehr gute Ergänzung zum klassischen Buch.

Gerade wenn man viel reist, in der Wohnung Platz sparen möchte oder wenn man viele Bücher regelmäßig von A nach B schleppen muss - wie zum Beispiel an der Uni -, ist ein E-Book-Reader ziemlich sinnvoll. Das Signature-Edition-Gerät hat einige Features, die eher Luxus sind. Wer braucht schon ernsthaft eine 32-Gigabyte-Bücherwand auf seinem Kindle? Außer zum Angeben vielleicht. Oder eine kabellose Ladung, wenn das Gerät doch eh 10 Wochen ohne Laden auskommt?

Nicht nur Buchladen-Romantiker müssen wissen: Das Kindle bindet den Kunden stark an Amazon. Beim Kauf der Bücher kommt man nicht an Amazon vorbei. Da man bei Prime Reading und bei Kindle Unlimited nicht immer findet, was man möchte, kommt man ums kostenpflichtige Leihen oder Kaufen der Bücher nicht herum, wenn der echte Bücherschrank nicht noch voller werden soll. Beide Abo-Angebote von Amazon bieten allerdings viel Lesestoff. Wenn man sich gerne beim Stöbern inspirieren lassen möchte und nicht unbedingt genaueste Vorstellungen hat, was man als nächstes lesen möchte, sind beide Abos durchaus empfehlenswert.

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