50 Tote durch Impfung?Ärztin verbreitet in Praxis-Aushang Falschinformationen

Ausgerechnet eine Ärztin schürt in ihrer hessischen Praxis Angst vor der Corona-Schutzimpfung. Die Allgemeinmedizinerin Heidi Göldner hat vor ihrer Anmeldung einen einlaminierten Aushang angebracht, der vor angeblichen Folgen der Corona-Impfung warnt und erklären soll, warum in ihrer Praxis keine Impfungen durchgeführt werden. Konkret ist dort von „mehr als 40 (eher 50) Toten“ die Rede, die an den Folgen einer Impfung gestorben sein sollen.
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"Unverhältnismäßig hohe Anzahl" von Impfnebenwirkungen
Auf RTL-Nachfrage in der Praxis hieß es, dass Frau Dr. Göldner bis Ende nächster Woche auf einer Fortbildung sei und deswegen für ein Interview nicht zur Verfügung stehe. Mittelhessen.de hatte zuerst von dem Aushang in der Arztpraxis in Braunfels bei Gießen berichtet.
Der genaue Wortlaut des Aushangs lautet wie folgt: „Sehr geehrte Patientinnen und Patienten, aufgrund wiederholter Nachfragen: Wegen der unverhältnismäßig hohen Anzahl an teilweise schwerwiegenden Nebenwirkungen und der im Umfeld erfahrenen inzwischen mehr als 40 (eher 50) Toten im Zusammenhang mit den Covid-19-Impfungen werde ich weiterhin keine Covid-19-Impfungen in meiner Praxis durchführen! Mit freundlichen Grüßen Dr. med. Heidi Göldner.“
Facebook-Community ist wenig überrascht
Generell scheint es so, als würde die Ärztin aus Braunfels persönlich nur wenig von der Einhaltung der aktuell geltenden Corona-Bestimmungen halten. In der Facebook-Kommentarspalte unter dem Post von mittelhessen.de melden sich auch Patienten zu Wort: „Von Maske hält sie auch nichts. Würden mehr schaden als nützen. Wurde so meiner Mutter, Seniorin und somit Risikogruppe, von ihr angeraten. Fassungslos“, schreibt eine Userin. „Gibt nur eine Ärztin in Braunfels. Die Gute hat gewaltig was am Helm“, ein anderer.
Was ist dran an den Aussagen der Medizinerin?
Das Paul-Ehrlich-Institut ist damit beauftragt, die Sicherheit der Covid-19 Impfstoffe fortlaufend zu überprüfen. Zwischen dem 27.12.2020 bis 30.09.2021 gab es unter den in Deutschland Geimpften insgesamt 172.188 Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen. Im zeitlichen Abstand zur Impfung sind 1.254 Menschen verstorben – allerdings sieht hier das Paul-Ehrlich-Institut bei lediglich 48 Fällen einen „ursächlichen Zusammenhang“ zur Impfung. Zu dem Zeitpunkt waren aber schon 107.888.714 Impfungen in Deutschland durchgeführt worden.
Tatsächlich entspricht die Zahl der Todesfälle denen, die die Medizinerin angibt, allerdings ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sich die beobachteten Todesfälle im besagten „Umfeld“ der Ärztin befunden haben. Zu mittelhessen.de sagte Dr. Göldner, dass sie die Berichte über Todesfälle aus Bekanntenkreisen erfährt.
Kassenärztliche Vereinigung kritisiert das Verhalten
Karl Roth, der Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Hessen, kritisiert die Entscheidung der Ärztin, den Aushang in ihre Praxis gehängt zu haben. Auf RTL-Nachfrage schreibt er: „Wir halten die gemachten Aussagen für falsch und querdenkerisch.“ Da die Ärztin Hausrecht in ihrer Praxis hat, stünde es ihr logischerweise frei, derartige Aushänge anzufertigen, allerdings stehen laut Pressesprecher Roth gerade Hausärzte in besonderer Verantwortung, im Hinblick auf die Corona-Pandemie.
Auch die Hessische Landesärztekammer distanziert sich von den Falschaussagen. Pressesprecherin Katja Möhrle schreibt uns: „Ärztliche Meinungsäußerungen zu der Corona-Schutzimpfung, die nicht in Einklang mit den Erkenntnissen und Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der STIKO stehen, halten wir für bedenklich. Wenn sich einzelne Ärztinnen und Ärzte gegen die Impfung als wirksamen Schutz vor einer Corona-Erkrankung richten und versuchen, Patienten entsprechend zu beeinflussen, kann dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die Patienten haben.“ Ihrer Meinung nach entstehe durch Aushänge wie diese für Patientinnen und Patienten die „Gefahr der Verunsicherung und Beeinflussung“. (kmü)