Kinostart: 4.8.2022
Brad Pitts Charme rettet den „Bullet Train“ - Filmkritik
von Mireilla Zirpins
Nach „Ad Astra“ und seinem Oscar-Gewinn für „Once Upon A Time In Hollywood“ ist Brad Pitt endlich wieder zurück als Hauptdarsteller, ganz wie wir ihn lieben: Unverschämt gut aussehend mimt er mit schlunzigem Slacker-Charme und Bucket-Hat einen Auftragskiller, der Konflikte lieber ausdiskutieren würde. Klappt aber natürlich nicht. Bei seinem scheinbar anspruchslosen Job in einem High-Tech-Zug geht’s schnell so heftig zur Sache, dass wir Zuschauer das Gefühl haben, auch uns würde der Kopf weggeballert.
Das Motto von „Bullet Train“: Guy Ritchie meets Quentin Tarantino
Ein Profikiller, der keinen Bock mehr auf seinen Job hat? Haben wir schon oft gesehen. Aber einen, der die Knarre im Schließfach lässt und am laufenden Band „sinnstiftende“ Kalendersprüche absondert, bekommen wir nicht alle Tage zu Gesicht. Und schon gar nicht einen, der so lässig daherstapft wie Brad Pitt als Mann fürs Grobe mit dem putzigen Tarn-Namen „Ladybug“ – Marienkäfer. Wenn er nicht wäre, hätten wir vermutlich nur halb so viel Lust, uns den ziemlich gewaltsamen Thriller „Bullet Train“ anzusehen – ein Blutvergießen, das sich gut gelaunt und mit eingängigem Soundtrack bei allerhand Klassikern und Genres bedient – Motto: Guy Ritchie meets Quentin Tarantino.
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Brad Pitt spielt einen vom Pech verfolgten Profikiller
Der vom Unglück verfolgte Hitman „Ladybug“ hadert mit seinem Job und wünscht sich eine spirituell befriedigendere Tätigkeit. Widerwillig springt er ein für einen Kollegen, weil der Job ihm angemessen unblutig erscheint. Er soll im Auftrag von Maria (Sandra Bullock) nur einen Koffer aus einem Shinkansen holen, dem japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Klingt easy: Koffer schnappen und am nächsten Halt raus – aber Achtung, das ist nicht wie bei der deutschen Bahn. Die High-Tech-Eisenbahn ist pünktlich und hält immer nur für genau eine Minute. Und im Zug sitzen noch mehr Ganov*innen, darunter Aaron Taylor-Johnson ( „Tenet“) und Brian Tyree Henry ( „Eternals“) als ungleiches „Zwillingspaar“, die alle nichts Gutes im Schilde führen: Etwa bis unter die Zähne bewaffnet auf den Koffer aufpassen oder andere notfalls gewaltsam am Aussteigen zu hindern. Dazu lauern fast an jeder Haltestelle weitere böse Überraschungen, sodass der arme „Ladybug“ doch öfter wieder einsteigen und handgreiflich werden muss, als ihm lieb ist.
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Durchgestyltes Gemetzel: „Bullet Train“ macht seinem Namen alle Ehre
Das gnadenlose und durchgestylte Gemetzel will mit seinen poppigen Rückblenden und dem betont coolen Style ein Mix aus „Snatch“, „Kill Bill“ und „Pulp Fiction“ auf Schienen sein. Doch die Gewaltorgie (FSK 16) von Brad Pitts ehemaligem Stuntdouble David Leitch, mittlerweile auch mit Filmen wie „John Wick“, „Deadpool 2“ oder „Fast and Furious: Hobbs and Shaw“ als Regisseur erfolgreich, erinnert mit dem Setting im Zug eher an „Mord im Orientexpress“, nur nicht als Who-done-it, sondern als Who’s-gonna-do-it inszeniert. Ein großer Anteil der Fahrgäste, darunter ein paar nette Cameos, ist extrem gewaltbereit, selbst das harmlos wirkende Girlie in Pink (Joey King aus „The Kissing Booth“). Da spritzt das Kunstblut eimerweise im Nahkampf und es wird mit allen üblen Tricks gekämpft und getötet.
Brutaler als lustig: In „Bullet Train“ überzeugt vor allem Brad Pitt
Am Ende ist das deutlich brutaler als lustig und nutzt sich bis zum leicht enttäuschenden Finale in seiner behaupteten Coolness etwas ab. Aber Brad Pitts lustvoll lässige Performance hält uns bei der Stange. Er mimt in seinem zunehmend versifften Anglerhütchen so begeistert den schluffigen Pechvogel, dass wir gern an Bord des „Bullet Train“ bleiben, auch wenn die Fahrt uns bei einer moderaten Spielzeit von 126 Minuten manchmal etwas lang vorkommt.
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