Vier Jahre nach Pass-Posse
Mahmoud Charr jetzt offiziell Deutscher

2017 ließ sich Mahmoud Charr nach einem Sieg über den Russen Alexander Ustinov (wer kennt ihn nicht?) zum ersten deutschen Schwergewichts-Weltmeister seit Max Schmeling ausrufen. Und alle machten mit, auch die auf seriös gepolte Tagesschau meldete munter den vermeintlichen Box-Hammer. Dabei hatte Charr weder einen legitimen WM-Titel gewonnen (sondern nur den zweitrangigen, sogenannten „regulären“ WBA-Gürtel) noch einen deutschen Pass inne. Zumindest letzteres hat sich jetzt geändert.
"Im Herzen immer deutsch gefühlt"
Wie Charrs Management mitteilte, sei der 36-Jährige nun deutscher Staatsbürger. Demnach erhielt Charr am Montag seine Einbürgerungsurkunde.
"Ich bin einfach nur unendlich glücklich. Ich habe mich im Herzen immer deutsch gefühlt, ich war seit der Flucht nie mehr im Libanon. Deutschland hat meiner Familie und mir sehr viel gegeben", sagte der Kölner mit syrisch-libanesischen Wurzeln, der 1984 in Beirut geboren wurde.
Rechtsstreit mit King - Zukunft ungewiss
Die Pass-Angelegenheit ist abgehakt, dafür hat Charr einen Rechtsstreit mit Promoter-Legende Don King am Hals. Er wirft dem Amerikaner vor, mehrere seiner Kämpfe verhindert zu haben unter anderem eine geplante Titelverteidigung des WBA-Titels gegen King-Schützling Trevor Bryan Anfang des Jahres. Der Fight fiel damals unter anderem ins Wasser, weil Charr nicht rechtzeitig das nötige Arbeitsvisum für den Kampf in Florida bekam – ein Umstand, für den der Deutsche und sein Promoter Erol Ceylan King verantwortlich machten.
Bryan kämpfte im Januar letztlich nicht gegen Charr, sondern King-Protegé Bermane Stiverne und gewann so den WBA-Titel, den Charr seit seinem Sieg gegen Ustinov nicht ein einziges Mal verteidigt hatte. Der erfinderische Weltverband – zu dem King beste Kontakte pflegt – erklärte Charr daraufhin zum (Achtung!) „Weltmeister im Wartestand“, dem ein Kampf gegen Bryan zustehe. Fortsetzung ungewiss. (mar)