Amazon kündigt umstrittener Sicherheitsfirma

Der Internet-Versandhändler Amazon hat sich nach der Berichterstattung über den Umgang mit Leiharbeitern von einer Sicherheitsfirma getrennt. "Amazon hat veranlasst, dass die Zusammenarbeit mit dem kritisierten Sicherheitsdienst mit sofortiger Wirkung beendet wird", sagte eine Sprecherin und bestätigte damit einen Bericht der 'Sueddeutschen Zeitung'.

ARCHIV - Mitarbeiter der Versandabteilung des Amazon Logistik-Zentrums in Pforzheim (Baden-Württemberg), verpacken am 11.12.2012 Waren in Pakete (Aufnahme mit Langzeitbelichtung). Der Einzelhandel unterliegt einem ständigen Wandel. Durch den Boom des Online-Handels sind die stationären Händler noch mehr gefordert, ihren Laden am Laufen zu halten. Foto: Jan-Philipp Strobel/dpa (zu dpa «Einzelhandelsverband: Online-Handel bedroht Innenstädte nicht» vom 12.02.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Internet-Versandhändler Amazon hat sich nach der Berichterstattung über den Umgang mit Leiharbeitern von einer Sicherheitsfirma getrennt.

Amazon habe "eine Null-Toleranz-Grenze für Diskriminierung und Einschüchterung - und wir erwarten das gleiche von allen Unternehmen, mit denen wir arbeiten". Weitere Fragen zu den Arbeitsbedingungen beantwortete Amazon zunächst nicht.

In einer TV-Doku waren Mitarbeiter der Firma verdächtigt worden, Amazon-Leiharbeiter schikaniert zu haben und zudem aus dem rechtsradikalen Umfeld zu stammen. So berichteten ehemalige Amazon-Mitarbeiter RTL, dass Angestellte angeblich davon abgehalten worden sein sollen, zur Toilette zu gehen oder wichtige Medikamente zu nehmen - nur, um die Arbeitsabläufe nicht zu unterbrechen.

Als weitere Konsequenz aus der scharfen Kritik trennte sich Amazon von einem weiteren Dienstleister. Die Firma war unter anderem für die Unterbringung der in der Weihnachtszeit eingesetzten Zeitarbeiter verantwortlich. "Es ist uns eindeutig nicht gelungen, die Einhaltung unserer hohen Standards auch durch den Dienstleister, der für Unterbringung, Transport und den Einsatz der Sicherheitskräfte verantwortlich war, zu gewährleisten", teilte der Online-Versandhändler mit.

Die Gewerkschaft Verdi wirft dem Konzern schon seit längerem vor, gerade Saisonkräfte schlecht zu bezahlen und etwa mit strengen Kontrollen und Überwachung zu gängeln. Auch aus der Politik werden nun Rufe nach Aufklärung laut.

"Der Verdacht wiegt schwer, deswegen müssen jetzt so schnell wie möglich alle Fakten auf den Tisch", fordert Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in der 'Welt am Sonntag'. Von der Leyen warnte die Leiharbeitsfirma, die mit Amazon zusammenarbeitet, vor einem Lizenzentzug: "Sollte die Sonderprüfung ergeben, dass an den Vorwürfen gegen die Leiharbeitsfirma etwas dran ist, dann steht die Lizenz auf dem Spiel."

Kunden laufen Sturm gegen Amazon

Der private Sicherheitsdienst Hensel European Security Services, der die zumeist ausländischen Mitarbeiter schikaniert haben soll, wehrte sich in einer Pressemitteilung gegen die Vorwürfe: "Den Vorwurf, unser Unternehmen pflege rechtsradikale Ansichten oder unterstütze diese, weisen wir zurück."

Der Amazon-Subunternehmer bestätigte, Zimmerdurchsuchungen durchgeführt zu haben. Die Durchsuchungen seien zur "Dokumentation etwaiger Beschädigungen oder abhandengekommener Sachen" im Einvernehmen mit dem Hotelbetreiber erfolgt und nicht rechtswidrig. Es gehöre zum Auftrag des Sicherheitsdienstes, "Hoteleigentum der Gastwirte vor Diebstahl und Beschädigung zu schützen."

Viele Amazon-Kunden laufen bereits Sturm und haben ihre Konten gelöscht. "Es ist aus meiner Sicht nicht hinnehmbar, dass das Geschäftsmodell auf moderner Sklavenarbeit basiert", schreibt ein Kunde auf der Konzern-Seite. "Ein solch zweifelhaftes Verhalten hätte ich nicht von Amazon erwartet", klagt ein Facebook-User an, ein anderer hat bereits Konsequenzen gezogen: "Ich werde nie wieder was bei ihnen bestellen, mir fehlen die Worte, wie kann man mit Menschen so umgehen".