Alarm im Amateur-Fußball!
Gewalt gegen Schiris fast verdreifacht! Psychologe erklärt den traurigen Grund
Es sollte ein gewöhnlicher Einsatz als Schiedsrichter im Amateur-Fußball werden!
Doch das Hallenturnier im niedersächsischen Wolfenbüttel endet für Rene Rose mit einem brutalen Angriff! Ein frustrierter Spieler stürmt das Spielfeld und schlägt ihm mit der Faust gegen den Kopf. Ein Vorfall, der schon lange kein Einzelfall mehr ist.
Was sich Schiedsrichter auf und neben dem Platz anhören müssen und von wem die aufgeheizte Stimmung immer mehr ausgeht, seht ihr im Video.
Ein Angriff aus dem Nichts

„Ich habe es für mich komplett überraschend wahrgenommen. Wo man da auch sagen muss, dass es ein Stück weit Glück war, dass ‚nicht mehr‘ passiert ist“, erzählt Rene Rose im Gespräch mit RTL. Bei dem Angriff vor anderthalb Jahren erleidet der 28-Jährige eine Gehirnerschütterung, das Spiel wird sofort abgebrochen. Der Angreifer, ein verletzter Spieler auf der Tribüne, wird später vom Niedersächsischen Fußballverband lebenslang gesperrt und muss Schmerzensgeld zahlen. Der mutmaßliche Grund für den brutalen Schlag: Unzufriedenheit mit Renes Schiedsrichterleistung.
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Als Reaktion auf Übergriffe: Spielverbot in Bremen!
Rene Rose ist nicht allein mit seinem Erlebnis: Laut des aktuellen Lageberichts des Amateurfußballs des DFB hat sich die Zahl der Spiele mit Vorkommnissen gegenüber Schiedsrichtern in Niedersachsen in den letzten sechs Spielzeiten fast verdreifacht. Die Zahl der verbalen Diskriminierungen stieg um 218 Prozent, die der körperlichen Angriffe sogar um 235 Prozent.
Auch in Bremen haben sich die Anfeindungen nach Angaben des Bremer Fußballverbandes seit 2018 fast verdoppelt. Als Reaktion darauf verhängt der Verband Anfang März ein Spielverbot im Amateurbereich und streicht für ein ganzes Wochenende alle Fußballspiele ab der D-Jugend aufwärts. Mit dieser Maßnahme soll ein klares Zeichen gegen Gewalt und Diskriminierung gesetzt werden.
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„Es ist auch legitimer, sich dann mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen"

Schätzungsweise 200-250 Entscheidungen muss ein Schiedsrichter während eines Spiels in Sekundenschnelle treffen. Jede strittige Situation wird oft emotional diskutiert. Warum es nicht immer bei einer Diskussion bleibt, erklärt Psychologe Hilko Paulsen, der ebenfalls Schiedsrichter ist: „Das Gefühl, sich ungerecht behandelt zu fühlen, nimmt an vielen Stellen zu und es ist auch legitimer, sich dann mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen und dann nicht nur eine Entscheidung zu kritisieren auf einer sachlichen Ebene, sondern emotional zu reagieren oder aber tatsächlich sogar handgreiflich zu werden.“
Um die Situation auf und neben dem Spielfeld zu entschärfen, sieht er alle Beteiligten in der Verantwortung: „Ein Schiedsrichter kann sich darauf vorbereiten, was kann er machen, um Situationen zu deeskalieren. Das wird aber immer nur im begrenzten Rahmen gelingen. Auch Spielerinnen und Spieler müssen sich regulieren, ihre Emotionen im Griff haben. Das gilt insbesondere auch für die Bänke, also Trainer, Betreuer, Offzielle. Gerade insbesondere im Jugendbereich"
Rene Rose macht weiter
Rene Rose hat trotz des traumatischen Erlebnisses seine Leidenschaft fürs Pfeifen nicht verloren. Die Schiedsrichterarbeit transparenter in der Öffentlichkeit zu zeigen und auch offen über gewaltsame Vorfälle zu sprechen, ist für ihn ein wichtiger Schritt zu mehr Toleranz. Er appelliert an die Fußballgemeinschaft zusammenzuhalten. „Emotionen gehören dazu, Spaß gehört dazu, Freude gehört dazu. Aber bei Gewalt ist dann irgendwie definitiv die Grenze erreicht“.
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