Provinzposse im mittelfränkischen Pappenheim

Adelsfamilie hält ganze Stadt zum Narren – Zoff um vier Quadratmeter Asphalt

Graf von und zu Egloffstein in Pappenheim
Albrecht Graf von und zu Egloffstein weigert sich, der Stadt Pappenheim den Weg zu einem Parkplatz freizumachen.
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Wer seine Pappenheimer kennt, der weiß, was er von bestimmten Menschen zu erwarten hat. Aber auch die Pappenheimer kennen einen, und bei dem erwartet sie hauptsächlich eins: Ärger. Schon seit langem sorgt Albrecht Graf von und zu Egloffstein (er heißt wirklich so!) im mittelfränkischen Pappenheim für Verdruss. Weil er und seine Verwandtschaft nur nehmen und nie geben, findet Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) laut einem Bericht der "Abendzeitung". Derzeit zofft sich die Stadt mit der Grafenfamilie um eine winzig kleine Zufahrt zu einem Parkplatz – eine Provinzposse um vier Quadratmeter Asphalt.

Bürgermeister will Adelsfamilie Egloffstein enteignen

Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn
Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) auf der vier Quadratmeter großen Fläche, um die sich die Stadt mit der Grafenfamilie zofft.
Daniel Karmann, dpa

Weil die Egloffsteins partout nicht einlenken wollen, will der Bürgermeister jetzt sogar zum letzten Mittel greifen und die Familie enteignen. Denn ohne die vier Quadratmeter kann die Stadt den Parkplatz nicht sanieren: Die Grafenfamilie untersagt der Baufirma, die Fläche zu betreten oder über sie zu fahren. Auch die Zufahrt zu den Stadtwerken, dem AWO-Wohnheim und dem Museum führe über das winzige Stück Straße, berichtet die "Abendzeitung".

Sämtliche Versuche, die Fläche zu erwerben, seien gescheitert, berichtet Bürgermeister Sinn. Das Fünffache des ortsüblichen Preises habe man geboten und den Egloffsteins auch in anderen Fragen immer wieder Zugeständnisse gemacht – vergebens. Auf einen Deal, bei dem die Familie das Vier-Quadratmeter-Stück gegen etwa 450 Quadratmeter öffentlichen Marktplatz tauschen wollte, ließ sich die Stadt nicht ein.

Stadt Pappenheim will Fördergelder zurück

Graf von und zu Egloffstein mit einem Standbild von Feldmarschall Gottfried-Heinrich Graf zu Pappenheim.
Graf von und zu Egloffstein mit einem Standbild von Gottfried-Heinrich Graf zu Pappenheim. Mit dem Feldmarschall kann er nicht mehr sprechen - mit der Stadt will er offenbar nicht.
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Hintergrund der Posse ist nach Angaben der Zeitung der Streit um Fördergeld, das die Stadt Pappenheim von der Familie von und zu Egloffstein zurückfordert. Millionen Euro öffentlicher Gelder habe die Familie über Jahrzehnte für Sanierungsmaßnahmen kassiert, erzählt der Bürgermeister. Die Allgemeinheit sei den Egloffsteins aber herzlich egal – und die mit dem Geld verschönerten Bauten nicht einmal öffentlich zugänglich.

Burg Pappenheim im Altmühltal in Mittelfranken
Die Burg Pappenheim im Altmühltal in Mittelfranken. Das Leben hier könnte so friedlich sein - wäre da nicht der Kleinkrieg zwischen der Grafenfamilie und der Stadt...
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Warum die Stadt jemandem ständig entgegenkomme, den das Allgemeinwohl doch offenbar wenig schert? "Es herrscht schon eine gewisse Grafenhörigkeit", gesteht Sinn. Doch damit könnte jetzt Schluss sein: Den Antrag, die Grafenfamilie zu enteignen und der Stadt so Zugang zum Parkplatz zu verschaffen, hat der Bürgermeister beim Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen eingereicht. Die Chancen, damit durchzukommen, hält er für "sehr, sehr hoch".