Gutachten der Bundesregierung sorgt für Diskussionen
Abzocke-Verdacht: Sind Zahnspangen nutzlos?

Bringen Zahnspangen überhaupt etwas für unsere Mundgesundheit? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Gutachtens. Das Problem: Was uns Zahnspangen und andere kieferorthopädische Behandlungen bringen, ist bis heute offenbar nicht ausreichend erforscht. Trotzdem bekommt fast jedes Kind eine Zahnspange. Und die sind ja bekanntermaßen gar nicht so günstig.
Langfristige Studien? Fehlanzeige!
Das Bundesgesundheitsministerium hat ein Gutachten zur Wirkung kieferorthopädischer Behandlung in Auftrag gegeben. Das Ergebnis ist wenig aussagekräftig: die Studeinergebnisse lassen "keinen Rückschluss auf einen patientenrelevanten Nutzen zu". Und auch sonst kommt die Studie zu keinem eindeutigen Ergebnis. Der Grund: die unzureichende Forschungslage.
Ob Zahnspangen im Hinblick auf die Mundgesundheit von Nutzen sind, konnte die Studie nicht eindeutig belegen. Zwar könne nicht nachgewiesen werden, dass Probleme wie Karies, Parodontitis oder Zahnverlust durch das Tragen einer Zahnspange verringert würden, es sei aber der Untersuchung zufolge auch nicht ausgeschlossen, so das Ministerium. Positiv: die Lebensqualität hat sich laut Studie nach abgeschlossener kieferorthopädischer Behandlung bei vielen Patienten verbessert.
Die 'Bild' hatte zuerst über die Studie berichtet. Laut 'Bild' könne keine einzige Studie beweisen, "ob und welche langfristigen Auswirkungen die kieferorthopädischen Therapien auf die Mundgesundheit" hätten. Die Zeitung berief sich auf die Ergebnisse des mittlerweile veröffentlichten Gutachtens, das das Forschungsinstitut IGES für das Ministerium erstellte.
Infrage gestellt wird in der Studie auch, "ob die Ausgaben in der kieferorthopädischen Versorgung den Kriterien der Wirtschaftlichkeit genügen". Im Frühjahr hatte bereits der Bundesrechnungshof eine unzureichende Erforschung des medizinischen Nutzens kieferorthopädischer Behandlungen wie etwa Zahnspangen bemängelt. Nach Angaben des Bundesrechnungshofes geben die Krankenkassen jährlich rund 1,1 Milliarden Euro für kieferorthopädische Behandlungen aus. Doch auch in punkto Wirtschaftlichkeit kommt die Studie zu keinem eindeutigen Schluss. Die verschiedenen Daten dazu seien aber nur eingeschränkt vergleichbar: "Auf Basis der Daten kann nicht beurteilt werden, ob die Ausgaben in der kieferorthopädischen Versorgung den Kriterien der Wirtschaftlichkeit genügen", so die Studien-Autoren.
Das Ministerium betont in diesem Zusammenhang, dass der Nutzen einer Therapie ohnehin nicht vom Gesetzgeber bewertet werde, sondern vom Gemeinsamen Bundesausschuss. In diesem sind Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen vertreten. "Das BMG wird mit den beteiligten Organisationen den weiteren Forschungsbedarf und Handlungsempfehlungen erörtern.", so das Ministerium.