PS-Show in Texas«Alles ist größer»: Formel 1, Apple und die USA

Formel 1 in Texas bedeutet auch viel US-Pathos.
Formel 1 in Texas bedeutet auch viel US-Pathos.
Nick Didlick/AP/dpa

Amerika ist das Boom-Land der Formel 1. Drei Grand Prix allein in den USA, bald zwei Teams - nur eines fehlt. Ein Hollywood-Star hat's vorgemacht.

Der letzte siegreiche Formel-1-Fahrer aus den USA war Brad Pitt - aber halt doch nur im Film. In der echten Welt der fortwährend international boomenden Rennserie, die in Amerika so lange im Schatten von IndyCar und Nascar stand, dürfte aber auch der nächste US-Pilot nur noch eine Frage der Zeit sein. Denn die USA erobern die Formel 1 - und umgekehrt.

Gleich drei Grand Prix in den Staaten gibt es schon, ein zweites US-Team tritt ab dem kommenden Jahr an. «Cadillac F1 soll den amerikanischen Fans eine Heimat in der Formel 1 geben», verkündet Geschäftsführer Dan Towriss vor dem Großen Preis der USA in Austin: «Und einen Grund, Lärm zu machen.»

Berichte über Apple-Deal

General Motors mit Cadillac, dazu Ford als neuer Partner von Red Bull: Die beiden größten amerikanischen Autobauer sind ab 2026 mit dabei. Und der nächste Amerika-Coup der Formel 1 könnte schon an diesem Wochenende verkündet werden. An einem Ort, über den die Rennserie selbst schreibt: «Alles ist größer in Texas, und die Formel 1 macht da keine Ausnahme.»

Kommt es jedenfalls so, wie Medien wie «Sports Illustrated» berichteten, würde vom kommenden Jahr an Apple die Formel 1 in den USA übertragen. Der US-Tech-Gigant will sich die Streamingrechte sichern. Angeblich will der Konzern dafür 140 Millionen US-Dollar im Jahr zahlen, beim aktuellen Partner ESPN sollen es 90 Millionen sein.

Dass die Formel 1 und Apple zusammen funktionieren, zeigte der Hollywood-Blockbuster «F1 - Der Film». 300 Millionen US-Dollar soll die Apple-Produktion mit Oscar-Preisträger Brad Pitt gekostet haben, gedreht wurde teilweise an den Grand-Prix-Wochenenden im Fahrerlager.

Eingespielt hat der Streifen, an dem auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton mitgearbeitet hat und der mit einem Sieg von Pitt in der Rolle des Sonny Hayes in bester Hollywood-Manier sein krönendes Ende findet, weit über eine halbe Milliarde US-Dollar.

Vor ein paar Wochen durfte Pitt dann auch noch einen echten Formel-1-Wagen fahren. Wo? In Austin auf dem Circuit of the Americas, wo selbst die Flaggen überdimensioniert sind, wo die Stars and Stripes den Asphalt einrahmen und ein 77 Meter hoher Turm in weiß und rot alles überragt.

2022 schwenkte Apple-Boss Tom Cook höchstpersönlich auf dem Kurs, zu dem wieder mehrere Hunderttausend Menschen strömen werden, die Zielflagge. In diesem Jahr soll die Show vor dem Rennen am Sonntag noch mal zusätzlich durch einen sogenannten «Grid Gig» angeheizt werden soll. Geplant ist das auch für das nächste US-Spektakel in Las Vegas in gut fünf Wochen. So funktioniert Sport in Amerika.

Was Ecclestone nie richtig schaffte

Dass die Fahrer das nur bedingt unterhaltsam finden, ist die eine Sache. Die andere ist ein Markt, der lange für die Formel 1 keiner war - die USA waren das Land von IndyCar und Nascar. Der Versuch, die Motorsport-Königsklasse an einem der legendärsten Orte der IndyCar zu etablieren, blieb lange nur ein Versuch.

Erst mit der Premiere in Austin 2012 begann die Eroberung des US-Marktes. Und was unter Bernie Ecclestones über vier Jahrzehnte währender Führung auch dann noch ruckelte, nahm unter den neuen Formel-1-Besitzern aus den USA ab 2017 richtig Fahrt auf. 2022 stieg Miami ein, 2024 Las Vegas - mehr Amerika geht kaum.

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Bisher nur drei Amerikaner in der Formel 1 in diesem Jahrtausend

Dass nun auch noch ein zweites Team ab 2026 aus den USA mit Cadillac und Ford als strategischer Partner bei Red Bull dabei sein wird, passt ins Bild der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten der Formel 1 in den USA. Rund eine Milliarde US-Dollar soll sich Mutterkonzern General Motors den Einstieg von Cadillac angeblich kosten lassen.

Bestätigt ist das nicht, aber durchaus denkbar. 450 Millionen US-Dollar sollen allein als Eintrittsgebühr fällig geworden sein, die an die zehn bestehenden Teams ausgezahlt werden, zu denen in Haas bereits auch ein amerikanischer Rennstall zählt. Das Team ist seit 2016 dabei. 2021 und 2022 fuhr Mick Schumacher für Haas, danach für zwei Jahre Nico Hülkenberg. Aktuell sind es Esteban Ocon, ein Franzose, und Oliver Bearman, ein Brite.

Einen US-Fahrer hatte Haas noch nicht. Nur drei Amerikaner fuhren in diesem Jahrtausend erst Rennen in der Formel 1: Scott Speed kam 2006 und 2007 auf 28 Einsätze für Toro Rosso. Alexander Rossi stand 2015 fünfmal für das damalige Marussia-Team am Start. Der bis dato letzte US-Fahrer ist Logan Sergeant, der nach teuren Crashs und enttäuschenden Resultaten mitten in seiner zweiten Saison 2024 das Cockpit bei Williams räumen musste.

Was Keanu Reeves mit Cadillac zu tun hat

An Titelzeiten ist auch noch lange nicht zu denken. 1961 gewann Phil Hill die Fahrer-WM, 1978 Mario Andretti. Und da schließt sich auch der Kreis, denn der 85-Jährige ist Vorstandsmitglied im neuen Cadillac-Team.

Bei seinen Piloten für die Premierensaison baut Cadillac auf Erfahrung und wird mit dem 35 Jahre alten Mexikaner Sergio Pérez, einst bei Red Bull ausgemustert, und dem 36 Jahre alten Finnen Valtteri Bottas, bis Ende vergangenen Jahres bei Sauber, antreten.

«Was können wir schaffen?»

Als Testfahrer engagierte das US-Team aber Colton Herta. Red Bull liebäugelte schon mal mit einem Engagement des mittlerweile 25-jährigen Amerikaners, der sich in der IndyCar längst einen Namen gemacht hat. Problem war damals aber die fehlende Superlizenz für die Formel 1, die nur über die Teilnahme an den Nachwuchsserien möglich ist.

Herta wird daher im kommenden Jahr in der Formel 2 antreten und versuchen, die erforderlichen Punkte für den Formel-1-Führerschein zu bekommen. Dokumentiert dürfte auch das werden in der Produktion des Einstiegs von Cadillac in die Formel 1 - von Hollywood-Star Keanu Reeves.