Das Wunder von BahrainAls Romain Grosjean 27 Sekunden Feuer-Inferno überlebte

Nach einem Horror-Crash ist der Haas von Romain Grosjean ein Feuerball
Nach dem Crash von Romain Grosjean herrscht in der Boxengasse und bei den Zuschauern blankes Entsetzen (Archivbild)
picture alliance / HOCH ZWEI | HOCH ZWEI
von Wulf Wilde

„Ich dachte, jetzt werde ich sterben!”
So erinnert sich Romain Grosjean an den Moment, als er realisiert, was gerade geschieht: Nach einem schweren Unfall sitzt er in seinem brennenden Formel-1-Boliden fest, kann sich zunächst nicht befreien. Dass der damals 34-Jährige das Feuer-Inferno beim Bahrain-Grand Prix 2020 überlebt, kommt einem Wunder gleich.

Entsetzte Blicke und Schreie in der Boxengasse

Es sind 15 Sekunden nach dem Start, als Grosjean bei Tempo 241 mit seinem rechten Hinterrad den linken Vorderreifen des Toro Rosso von Daniil Kvyat trifft. Sein Haas bricht nach rechts aus, schießt in Richtung der Streckenbegrenzung und durchbricht die Leitplanken - nahezu ungebremst so scheint es. Kurz darauf ist auf den TV-Bildern ein Feuerball zu sehen - entsetzte Blicke und Schreie in der Boxengasse.

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Es dauert lange 27 Sekunden, bis eine Gestalt aus der Flammenwand herausstolpert und von Rennarzt Ian Roberts in Empfang genommen wird. „Irgendjemand da oben wollte, dass ich noch nicht für den letzten Schritt bereit war”, sagt Grosjean. Die 27 Sekunden in der Feuerhölle - für ihn „fühlte es sich viel länger an”, wie er später berichtet.

Mehrmals versucht er vergeblich aus seinem brennenden Dienstwagen auszusteigen: „Ich dachte an Niki Lauda.” Die Motorsport-Legende war 1976 bei einem der spektakulärsten Unfälle der Formel-1-Geschichte auf dem Nürburgring fast verbrannt. Anschließend kämpfe der Österreicher mit schwersten Verbrennungen auf einer Intensivstation tagelang um sein Leben, war danach für immer gezeichnet.

Romain Grosjean hat in Bahrain gleich mehrfach Glück

Für Grosjean geht es weitaus glimpflicher aus - auch dank der im Vergleich zu den 1970er-Jahren besseren Schutzkleidung. Entscheidend ist auch: Er bleibt bei Bewußtsein. Beim dritten Versuch gelingt es dem Franzosen endlich, sich zu befreien. Gerade noch rechtzeitig, denn sein Overall und seine Handschuhe beginnen zu brennen.

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Doch Grosjean hat in dieser Vollmondnacht in der Wüste gleich mehrfach Glück: Bei seinem Einschlag in die Leitplanken mit 192 Kilometern pro Stunde registrieren die Beschleunigungssensoren eine Verzögerung von 66,8 g. Allein, dass der Franzose die Wucht dieses Aufpralls überlebt, ist unglaublich. Zumal sein Auto bei dem Einschlag durch zwei Metallschienen der Leitplanken schießt und dabei von einem Befestigungspfosten in zwei Teile gerissen wird.

„Kein Fahrer kann das überleben”

Dass Grosjean dabei nicht der Kopf abgerissen wird, verdankt er dem damals unter Fahrern noch umstrittenen Halo-Sicherheitsbügels über dem Cockpit. Eine weitere glückliche Fügung, durch die er am Ende mit einem verstauchtem Knöchel, Verbrennungen an den Händen und dem Schrecken davonkommt.

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Unglaublich - so beschreibt Grosjean auch die Bilder seines Horror-Unfalls: „Wenn ich sie als Aussenstehender gesehen hätte, hätte ich gedacht: ‘Kein Fahrer kann das überleben’.”