Superstadt LondonSimon Ellis – Londons Black-Cab-Fahrer zwischen Prestige, Prüfungsmarathon und gutem Einkommen

Simon Ellis – Londons Black-Cab-Fahrer zwischen Prestige, Prüfungsmarathon und gutem Einkommen
Simon Ellis – Londons Black-Cab-Fahrer zwischen Prestige, Prüfungsmarathon und gutem Einkommen

Der steinige Weg zum lukrativen Taxi-Job in London
Bis zu 70.000 Euro im Jahr kann ein Black-Cab-Fahrer in London verdienen. Eine Summe, von der die meisten deutschen Taxifahrer nur träumen können – hierzulande liegt das durchschnittliche Jahresgehalt bei rund 25.000 bis 30.000 Euro. Doch der Weg zum „großen Geld“ ist in London steinig.

Der harte Weg zum schwarzen Taxi

Wenn Simon Ellis morgens um 5.30 Uhr sein Haus im Vorort West Drayton verlässt, liegt die Stadt noch im Dämmerlicht. Der 58-Jährige steigt in sein gemietetes Black Cab, den legendären schwarzen Londoner Taxi-Klassiker, und macht sich auf den Weg in Richtung Zentrum. Bis 15 Uhr wird er unterwegs sein – dann geht es zurück nach Hause, wo er für seine Partnerin Tracy und ihre beiden Töchter das Abendessen vorbereitet. Es ist ein Alltag, der strukturiert wirkt, aber alles andere als gewöhnlich ist. Denn Simon gehört zu einer kleinen, hart geprüften Elite: den Black-Cab-Drivers.

Ellis brauchte ganze vier Jahre für das „Knowledge of London“ – eine Ausbildung, die weltweit als eine der härtesten gilt. Hunderte von Sehenswürdigkeiten, mehr als 320 Routen im Umkreis von sechs Meilen um den Trafalgar Square und unzählige Straßennamen musste er auswendig lernen. Dazu kamen mündliche Prüfungen, in denen er spontan jede Abzweigung erklären musste. „Viele schaffen es nicht. Ich bin stolz, dass ich dazugehöre“, sagt er.

Wer in London Taxi fahren will, muss hohe Hürden überwinden
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RTL

Ein Botschafter der Stadt

Doch es geht nicht nur ums Geld. Für Ellis ist sein Beruf Berufung. „I see myself not only as a black cab driver, but also as an ambassador for London“, erklärt er. Er liebt es, Gästen aus aller Welt nicht nur sicher ans Ziel zu bringen, sondern ihnen die Seele seiner Stadt näherzubringen – Architektur, Menschen, Vielfalt. Seine eigene Herkunft macht ihn zum Spiegel dieser Vielfalt: Ellis ist der Sohn eines britischen Vaters und einer indonesischen Mutter, die 1959 nach London kamen. Als jüngstes von drei Kindern verkörpert er selbst die kulturelle Offenheit der Metropole, die er mit jeder Fahrt repräsentiert.

Gut verdienen, hart arbeiten

Ellis will auch noch im Rentenalter weiter Taxi fahren
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RTL

Das gute Einkommen der Black-Cab-Fahrer hat seinen Preis. Ellis zahlt 340 Pfund pro Woche für sein gemietetes Taxi – rund 18.000 Pfund im Jahr. Dennoch bleibt ein komfortables Gehalt übrig, das ihm und seiner Familie ein eigenes Haus im Westen Londons ermöglicht. Im Vergleich: In Deutschland sind viele Taxifahrer angestellt, arbeiten oft in Schichtsystemen und verdienen deutlich weniger. Ein Grund dafür: Während in Deutschland die Taxifahrerflotte durch digitale Anbieter wie Uber zusätzlichen Konkurrenzdruck spürt, genießen die Black Cabs in London nach wie vor einen besonderen Status. Sie stehen für Qualität, Tradition – und für ein Stück britische Kultur.

Auch mit Blick auf die Zukunft ist für Ellis klar: Ruhestand im klassischen Sinne ist für ihn keine Option. Selbst nach dem Rentenalter mit 67 will er weiterfahren – vielleicht nicht mehr jeden Tag, aber doch so, dass er „seine Stadt“ weiterhin vertreten kann. Denn für ihn ist das Black Cab nicht einfach ein Fahrzeug. Es ist ein Symbol – für London, für Vielfalt, für eine Stadt voller Geschichten. Und für Simon Ellis ist es das Gefährt, mit dem er seine eigene Geschichte schreibt.