Traditionsberuf im AufwindVom Ofen bis zum Rohr – so sorgen Schornsteinfeger für Sicherheit in den Häusern
Viele handwerkliche Berufe kämpfen damit, Nachwuchs zu finden – Lehrstellen bleiben oft unbesetzt. Fachkräfte von morgen fehlen. Doch ein Traditionsberuf erlebt derzeit einen echten Boom: das Schornsteinfegerhandwerk.
Glücksbringer mit schwarzer Uniform
Schornsteinfeger ziehen alle Blicke auf sich: schwarze Uniform, Zylinder und goldene Knöpfe – das ist Tradition. Schon seit Jahrhunderten heißt es: Wer einen Schornsteinfeger berührt, hat Glück. Viele Menschen glauben noch immer an diese alte Regel. Eine Passantin erzählt und: „Meine Mutter sagte: ‚Los, fass ihn an! Das bringt Glück.‘ Ich glaube schon ein bisschen daran.“ Schon lange ist der Beruf aber weit mehr als ein Symbol für Glück: Schornsteinfeger kümmern sich nicht nur ums Kehren, sondern kontrollieren Heizungen, beraten zu Energieeffizienz und sorgen für Sicherheit in den Häusern. Damit verbinden sich Tradition und modernes Handwerk
Hausbesuche und Kundennähe
Vincent Stanik ist im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung zum Schornsteinfeger. Zusammen mit Geselle David Schlager und Meister Paul Giebeler steht ein Hausbesuch auf dem Plan. Beim vergangenen Termin mussten noch ein paar Löcher in Wand und Rohr verschlossen werden. Dieses Mal ist alles in Ordnung: Der Kamin zieht richtig, und das Rohr sitzt fest. Kundin Iris Fasch ist erleichtert: „Jetzt kommt die kalte Jahreszeit. Deswegen bin ich ganz froh, dass er hier gewesen ist und dass ich den Ofen auch mit ruhigem Gewissen anheizen kann. Nicht, dass da was verkehrt ist.“
Vom Rußkehrer zum Energieprofi
Der Beruf hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Aus dem klassischen Rußkehrer ist ein Energieprofi geworden: Heiztechnik, Klimaschutz und Energieberatung gehören inzwischen zum Alltag – das macht den Job für junge Leute interessant. Paul Giebeler erklärt: „Lust am Kontakt zu Menschen ist das Allerwichtigste. Wir haben in Deutschland jeden Tag rund 200.000 Kundenkontakte. Einfach keine Scheu zu haben, mit Menschen in Kontakt zu kommen, ist entscheidend.“ Die Zahlen sprechen für sich: 2024 starteten 796 Lehrlinge ihre Ausbildung – der höchste Wert seit zehn Jahren. Das entspricht einem Anstieg von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks.