„Es gibt immer einen Grund, dankbar zu sein”
Biyon Kattilathu erklärt im RTL-Interview, wieso viele Menschen unglücklich sind

„Wie kann ich glücklicher werden?
“In seinem neuen Buch „Die Fragen deines Lebens: Wie du alle Antworten in dir selbst finden kannst“ greift der Motivations-Coach und Bestseller-Buchautor Biyon Kattilathu die 24 meistgestellten Fragen seiner Fans und Follower auf. Ein paar Antworten gibt er bereits im Interview RTL.de.
Wahres Glück ist nur im Inneren zu finden
RTL.de: Wie bist du auf die 24 Fragen in deinem Buch gekommen?
Biyon Kattilathu: Eigentlich ist es das Buch von den Leuten, die mir folgen. Ich kriege jeden Tag hunderte Nachrichten mit sehr vielen Fragen natürlich. Und es ist natürlich so, dass ich die Fragen und Antworten nicht delegieren kann, weil sie teilweise sehr intim und persönlich sind. Es geht oft auch um große Fragen, also um Fragen des Lebens. Irgendwann wollte ich aus den wichtigsten Fragen, die mir gestellt werden, ein Buch schreiben. So kann ich noch mehr Menschen helfen, die sich ebenfalls diese Fragen stellen.
Warum sind heutzutage so viele Menschen sehr unglücklich, obwohl es ihnen eigentlich gar nicht so schlecht geht (Dach über Kopf etc.)?
Ich glaube, dass wir uns auch an den Wohlstand gewöhnen. Es gibt immer einen Grund, dankbar zu sein. Ich glaube, weil wir sehr häufig nach Dingen streben, die im Außen liegen, verlieren wir den Blick auf das Wesentliche. Wir sind immer so zielorientiert - erstmal die Schule schaffen, dann die Ausbildung schaffen, dann das Haus bauen oder das Auto sich leisten. Aber irgendwann merken wir, dass das Glück auf der Strecke geblieben ist. Ich denke, dass wahres Glück gar nicht im Außen zu finden ist, sondern nur in uns sein kann. An den Punkt kommt jeder Mensch irgendwann in seinem Leben, die einem früher, die anderen später. Aber irgendwann fühlen wir, da muss noch mehr sein, was uns wahrhaft glücklich macht.
Wie finde ich das Glück in mir dann?
Wir bewerten ständig mit unseren Gedanken. Das fängt schon morgens an. Viele Menschen denken dann direkt an die Dinge, die negativ sind. So sabotieren wir aber unser eigenes Glück. Wir sollten in uns gehen und schauen, was uns erfüllt. Bin ich im richtigen Umfeld? Tun mir meine Freunde gut? Bin ich in der richtigen Beziehung? Bin ich im richtigen Beruf? Ich glaube, dass die Menschen etwas erleben und machen wollen, was wirklich sinnstiftend ist. Die Antworten schlummern in uns, sie sind also schon da. Alle Gefühle, die wir haben wollen, wie Freude und Glück sind jetzt schon da. Die Frage ist, ob wir sie aktivieren können.
Positives Denken kann man trainieren
Viele Menschen machen sich ständig Sorgen. Wie wird man gelassener und weniger ängstlich?
Die Angst ist ja per se nichts, was man unbedingt ausschalten muss. Sie möchte uns auch etwas mitteilen. Früher war Angst auch ein ganz wichtiges Gefühl. Angst hat uns beschützt und war überlebenswichtig. Heutzutage ist die Angst oft nicht da wegen lebensbedrohlichen Dingen da, auch wenn wir sie so empfinden. Angst ist eher eine Chance, mutiger zu werden. Die meisten Menschen wollen keine negativen Gedanken haben, aber ich glaube, dass wir einfach uns angewöhnt haben, auf eine bestimmte Art und Weise zu denken. Gedanken sind nichts anderes als Monologe. Wir sprechen mit uns, und ich glaube, dass man diese Art mit sich zu sprechen, optimieren kann. Aber das braucht Training. Am Anfang fühlt man sich komisch, weil man noch nie so mit sich gesprochen hat, aber irgendwann wird es normal. Irgendwann spürst du: „Wow, es tut mir gut, wenn ich liebevoll mit mir spreche“. Und werden dann in andere Beziehung zu uns entwickeln.
Wieso fällt es vielen Menschen so schwer positiv zu denken?
Man muss in die Veränderung gehen und das positive Denken aktiv trainieren. Viele Menschen sind aber veränderungsscheu. Sie leben ein Leben mit einem kleinen Schmerz. Sie haben Glaubenssätze wie: „Das Leben ist schwer“ oder „Das Leben ist kein Ponyhof“. Solche verallgemeinerte Sätze sollte man ins Positive verändern. Ich glaube, dass wir alle als glückliche Menschen geboren werden aber uns auch weiterentwickeln dürfen. Entwickeln heißt ja, man ist eingewickelt von Ängsten und Sorgen. Das heißt, es ist eigentlich eine Reise zurück zu sich selbst. Wir müssen nichts Neues lernen, sondern uns eigentlich nur darauf besinnen, was schon längst in uns steckt.
Man kann nur gewinnen, wenn man Grenzen setzt und Nein sagt
Wie kann man selbstbewusster werden?
Selbstbewusstsein wird oft missverstanden. Selbstbewusstsein heißt ja nicht gut drauf zu sein oder keine Angst zu haben. Selbstbewusstsein heißt, sich seiner selbst bewusst sein, also inwiefern kenne ich mich selbst gut. Ich kenne meine Stärken und meine Schwächen. Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann. Selbstbewusstsein ist so eine Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Glückliche, selbstbewusste Menschen macht aus, dass sie auf das setzen, was sie gut können. Sie versuchen nicht ihr Leben lang an ihren Schwächen arbeiten, sondern ihre Stärken zu nutzen, für sich und für andere Menschen.
Wichtig ist auch die Selbstliebe. Sie beschreibt die Beziehung, die wir zu uns selbst haben. Das ist wie Liebe zu anderen, nur auf sich selbst bezogen, weil auch die Beziehung zu sich selbst die wichtigste Beziehung ist. Das heißt, was wir für andere machen würden, die wir lieben dürfen wir auch für uns machen. Wir dürfen uns vertrauen, wir dürfen gut zu uns sein. Wir gut mit uns sprechen.
Aus Verlustangst oder Angst vor Konfrontation trauen sich viele nicht, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, Nein zu sagen und Grenzen zu setzen. Wie kommt man da raus?
Die Frage ist, mögen wir den Menschen oder mögen wir das Gefühl, das der Mensch uns gibt. Wenn wir nur das Gefühl mögen, ist das ein bisschen gefährlich, weil man abhängig wird von dem Gefühl. Ich glaube aber, dass wir die besten Beziehungen kreieren kann, wenn wir ehrlich sind zu den Leuten, die wir besonders schätzen. Indem wir Grenzen setzen, geben wir Menschen die Chance, uns besser zu verstehen. Und damit überwinden wir Grenzen. People Pleasing ist eine Lose-Lose-Situation: Man wird sich selbst nicht gerecht und der andere weiß gar nicht genau, was man selbst fühlt. Wenn wir aber sagen, was wir denken und fühlen, ist das eine Win-Win-Situation: Ich bin mir selbst gerecht geworden und ich gebe dir auch die Chance, mich zu verstehen. Was daraus wird, kann man nie bestimmen. Wir sind nicht verantwortlich für die Reaktion anderer Menschen.
Wer andere kritisiert, ist oft unzufrieden mit sich selbst
Wie wird einem egaler, was andere von einem denken?
Es gibt Menschen, die mögen uns und andere mögen uns nicht. Wenn wir uns auf die Suche machen, was andere Menschen denken, machen wir etwas Unmögliches. Wir kriegen es eh nicht raus und bewerten einfach. Wir kreieren unsere eigene Geschichte. Wir dürfen also erst mal anfangen, diese Geschichte etwas zu verändern. Auf der anderen Seite sollten wir auch realistisch sein. Es wäre blauäugig zu denken, dass alle Menschen einen toll finden. Realistischer wäre der Gedanke: „Ich bin toll. Manche mögen mich, manche mögen mich nicht. So ist das Leben. Aber ich konzentriere mich auf die Leute, Menschen, die mich mögen“. Das macht viel mehr Sinn als wenn man sich auf die Menschen konzentriert, die einen nicht mögen.
Was Menschen denken sagt außerdem nichts über dich aus, sondern über die Menschen. Gut gelaunte Menschen werden nicht schlecht über dich denken. Alle Gedanken spiegeln sozusagen nur die eigene Gefühlslage wieder und nicht das, was du darstellst. Du wirst es niemals anderen Menschen recht machen können.
Du bist viel kritisiert worden noch nicht vor allzu langer Zeit. Wie bist du mit den Anfeindungen umgegangen und wie geht man am besten mit Kritik oder gar Mobbing um ?

De Antwort ist immer Selbstliebe und auch Liebe anderen Menschen gegenüber. In allen Religionen gibt es in diesem Satz: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ Das heißt nicht nur, dass man die Menschen lieben sollte, die man die einen selbst lieben, sondern auch die Menschen, die einen nicht lieben. Wir sind alle Kritik ausgesetzt. Es ist alles eine Projektion. Die Menschen projizieren ihre Gefühle auf uns. Wenn der Bäcker nicht gut drauf ist und ich komme rein, dann wird der mich vielleicht doof anmachen. Wenn der Bäcker gut drauf ist, dann wird er mich mit einem Lächeln begrüßen. Natürlich ist es in Ordnung, erstmal negative Emotionen wie Trauer oder Wut zu verspüren, wenn man zu unrecht kritisiert wird. Allerdings sollten wir idealerweise auch mitfühlend sein, weil diese Leute, die sehr viel Kritik ausüben, Hater- Kommentare schreiben oder sogar mobben selbst sehr viel Leid erfahren. Das kommt in diesem Moment dann aus ihnen heraus.
Wer auf dem Weg glücklich ist, braucht kein Ziel mehr
Woher weiß ich was ich im Leben will?
Ich glaube, wenn man kein Ziel hat, dann soll das so sein. Man kann das auch genießen. Es ist also nicht schlimm, wenn man kein Ziel hat. Ich glaube nicht, dass jeder Mensch ein Ziel haben muss. Ich glaube, dass jeder Mensch auf seinem Weg happy werden sollte. Das ist unabhängig von Zielen. Natürlich geben Ziele eine Vision und eine Art Kompass. Aber letzten Endes geht es darum, dass wir auf dem Weg glücklich sind. Menschen, die ganz konkrete Ziele haben, versteifen sich oft sehr auf diese Ziele. Aber wenn ich weniger Ziele habe, dann bin ich viel flexibler. Das heißt also, ich kann viel mehr spielen und experimentieren. Man darf sich also sagen: „Hey, ich weiß gar nicht genau, was ich möchte. Dann mach ich mich halt auf den Weg. Ist doch in Ordnung.“
Aber verfällt man dann nicht oft in eine Art Lethargie und Sinnlosigkeit, wenn man keine Ziele hat?
Es gibt natürlich alles, weil alle Menschen unterschiedlich sind. Sinnlosigkeit hängt aber nicht unbedingt mit dem Ziel zusammen, sondern eher mit dem aktuellen Tun. Die Sinnlosigkeit entsteht immer im Moment. Ich denke, dass Sinnlosigkeit immer dann herrscht, wenn wir etwas tun, wofür wir nicht brennen oder wofür nicht unser Herz schlägt. Und wenn wir das immer wieder tun, dann verleugnen wir uns selbst dabei und unsere Werte oder gar unsere Lebensphilosophie. Es geht immer ums Tun. Man sollte also in sich hinein hören und sich fragen: „Macht mir das Spaß?“. Das dürfen wir viel mehr beobachten. Nicht der Blick in die Zukunft macht lethargisch, sondern das Gefühl im Moment.
Wie treffe ich die richtigen Entscheidungen?
Jeder muss eine Entscheidung treffen, von der er gar nicht weiß, ob sie richtig ist. Aber wichtig ist, dass wir Entscheidungen treffen. Also ich hab ja auch entschieden, nach dem Abitur zu studieren, aber hab gar nicht in diesem Job gearbeitet. Ich habe angefangen Videos zu machen, weil mir das Spaß macht. Eine Entscheidung ist nie endgültig, weil der Weg immer weiter geht. Es ist wichtig Entscheidungen zu treffen für sich, weil sonst musst du vielleicht mit den Entscheidungen anderer Menschen leben. Wir dürfen halt nicht diese Erwartungshaltung haben, dass es sich sofort gut anfühlen muss. Denn das tut es nicht. Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden. Das heißt, also am Ende verstehen wir: „Dafür war es gut. Das habe ich gelernt“ und dann geht es weiter. Es geht ja nicht darum zu wissen, was die richtige Entscheidung, sondern es geht vielmehr darum, überhaupt Entscheidungen zu treffen.
Warum fehlt mir immer wieder die Disziplin für meine Ziele?
Die meisten können ihre Gewohnheiten nicht verändern, weil sie ihre Einstellung nicht verändern. Das ist zum Beispiel der Grund, warum die meisten Neujahrsvorsätze am 15. Januar scheitern, weil die meisten es mit Willenskraft probieren und die nimmt ab mit der Zeit. Das heißt also, wir müssen unsere Einstellungen verändern. Der zweite Grund ist, dass die meisten Menschen anfangen mit zu großen Zielen. Dann kommen natürlich Frustrationserlebnisse dazu und sie brechen ab. Was helfen kann sind kleine, realistische Ziele. So kann man auch häufiger Erfolge feiern. Wichtig ist es auch, Leute in die Ziele mit einzubinden, und einen Plan zu haben für mindestens 66 Tage. Nach 66 Tagen gibt es, neuronal gesehen, eine Veränderung im Gehirn, die es leichter macht, die neuen Gewohnheiten durchzuziehen.
*Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn ihr über diese Links ein Produkt kauft, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für euch entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann ihr ein Produkt kauft, bleibt natürlich euch überlassen.