Zehn Jahre nach dem Mord: Amanda Knox trauert öffentlich um tote Mitbewohnerin Meredith Kercher

This image released by Netflix shows Amanda Knox in a scene from her self-titled documentary, premiering Friday, Sept. 30 on Netflix. (Netflix via AP) |
Zehn Jahre nach dem Tod ihrer Mitbewohnerin Meredith Kercher trauert Amanda Knox erstmals öffentlich um sie.
picture alliance / AP Photo, clessard|File|Filed|9/28/2016 9:

"Heute vor zehn Jahren wurde meine Freundin von einem Einbrecher vergewaltigt und ermordet", so beginnt der Artikel von Amanda Knox, der am 1. November 2017 bei 'Westside Seattle' erschien. Darin trauert die heute 30 Jahre alte Amerikanerin zum ersten Mal öffentlich um ihre tote Mitbewohnerin Meredith Kercher.

Amanda Knox geriet in Verdacht

Die beiden jungen Frauen lernten sich 2007 während eines Austauschsemesters in der italienischen Stadt Perugia kennen. Die beiden wohnten zusammen, bis zu dem Tag, an dem Meredith halbnackt mit aufgeschlitzter Kehle in ihrem Zimmer gefunden wurde. Die 21-Jährige war vergewaltigt und brutal ermordet worden.

Die Polizei verdächtigte Amanda Knox und ihren damaligen italienischen Freund Raffaele Sollecito, doch die beteuerten ihre Unschuld. Man glaubte ihnen nicht und verurteilte beide zu mehreren Jahren Haft. Unermütlich kämpften Knox und Sollecito um ihre Freilassung, bis sie 2015 freigesprochen wurden. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass der Kleinkriminelle Rudy Guédé für den Tod von Meredith Kercher verantwortlich ist. Er wurde wegen Mordes verurteilt und sitzt eine 16-jährige Haftstrafe ab.

Meredith war für sie "wie eine große Schwester"

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Amanda Knox beklagt, dass sie nie um ihre Freundin trauern durfte.
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Nach ihrer Freilassung kehrte Amanda Knox in die USA zurück. Sie lebt inzwischen in Seattle und arbeitet als freie Journalistin. Ihre damalige Mitbewohnerin hat sie aber nie vergessen. Für sie sei es besonders schlimm gewesen, dass sie nie um ihre Freundin habe trauern dürfen, schreibt sie. "Es gibt Leute, die glauben, ich hätte kein Recht um Meredith zu trauern." Doch auch ihr Leben habe sich durch den Tod der jungen Britin für immer verändert.

Auch nach all den Jahren sei ihr die Mitbewohnerin, die für sie "wie eine große Schwester" war, immer noch nahe – vermutlich, weil sie nie richtig um sie trauern und mit den Erlebnissen abschließen konnte. Sie habe sich erst durch "ein Jahrzehnt des Leidens" graben müssen. Die Erinnerungen an die damalige Freundin seien begraben unter schrecklichen Fotos vom Tatort, falschen Anschuldigungen und Morddrohungen, die sie erhalten habe.

"Das Schlimmste aber ist, dass Meredith nicht hier ist, obwohl sie es verdient hätte", schreibt Amanda Knox zum Schluss. "Ich vermisse sie und ich bin dankbar für die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit."