Ehrlichkeit ist nicht immer die beste OptionWie reagiere ich, wenn mir das Geschenk nicht gefällt?

Jeder von uns kennt das Gefühl: Unter den erwartungsfrohen Augen der Umstehenden packt man sein liebevoll verpacktes Geschenk aus - und weiß sofort, dass das Präsent ein Flop ist. Und jetzt? Die Reaktion der Allermeisten: Freundlich lächeln und Begeisterung heucheln - wir wollen ja niemanden verletzen. Aber ist das tatsächliche die richtige Reaktion? Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie diese sensible Situation souverän meistern, ohne das Fest zu verderben.
Bedanken Sie sich für die Mühe und die Gedanken
Weihnachten steht vor der Tür, die Geschenke sind fertig verpackt und die Erwartungshaltung auf allen Seiten ist groß. Doch wie reagiert man, wenn das Weihnachtsgeschenk einem nicht gefällt?
Bevor man den großen Familienstreit provoziert, sollte man sich als allererstes immer vor Augen führen, dass der oder die Schenkende sich Mühe und Gedanken gemacht hat, um uns eine Freude zu machen. Und genau diese guten Gedanken und Absichten sollte man wertschätzen und sich dafür bedanken, erklärt Knigge-Expertin Stefanie Frieser auf dem Online-Portal "knigge-coaching.de".
Auch wenn das Geschenk überhaupt nicht den eigenen Geschmack trifft. Mit Sätzen wie „Oh, wie lieb, dass du dir so viele Gedanken gemacht hast“ oder „Vielen Dank, dass du dir solche Mühe gemacht hast“, respektieren Sie die Mühe und den Aufwand, den der andere betrieben hat, um Ihnen eine Freude zu machen. Und über die Geste kann man sich immer freuen, egal welches Produkt man in den Händen hält. Denn Geschenke sind ja nichts anderes als "Gefühle zum Anfassen", wie es ein Soziologe formuliert hat. Und die kommen nun mal von Herzen.
Ehrlichkeit - aber mit Taktgefühl
Ehrlichkeit währt am längsten, heißt es ja immer - aber in puncto Geschenke ist das so eine Sache. In erster Linie kommt es darauf an, was für ein Verhältnis Sie zu der schenkenden Person haben. Und darauf, was für ein Typ die schenkende Person ist, erklärt die Knigge-Expertin. Wir sollten uns immer fragen, ob wir unser Gegenüber mit unserer Ehrlichkeit verletzen und welches Ziel wir erreichen wollen.
Die Oma, die stundenlang am Weihnachtspulli gestrickt hat, würden wir möglicherweise nur unnötig kränken. Hier steht eindeutig die Zeit und das Herzblut, das sie investiert hat, im Vordergrund. Anders sieht es bei Freunden oder Ihrem Partner aus. Wenn uns ein Geschenk wirklich nicht gefällt, sollten wir versuchen, ehrlich zu sein und es taktvoll ansprechen. Aber auch hier gilt: Hören Sie auf Ihr Bauch- und Taktgefühl.
Es gibt nämlich auch Menschen, die so eine Reaktion absolut nicht vertragen würden. Wenn Sie die Person gut genug kennen, und sich sicher sind, dass Ihre Reaktion keine Weihnachtskrise auslöst, sollten Sie als erstes unbedingt etwas Positives an dem Geschenk herauspicken und betonen. Und dann behutsam die Kritik anbringen. „Der Pullover hat tolle Farben. Vielen Dank, dass du dir so viel Mühe gemacht hast. Leider steht mir der Schnitt nicht“. Und dann müssen Sie nur noch darauf hoffen, dass der andere den Kassenzettel noch hat.
Verkaufen oder verschenken - eine Variante mit Risiken
Um die Konfrontation zu vermeiden, wählen allerdings viele den Weg des geringsten Widerstandes: unter dem Weihnachtsbaum wird Begeisterung vorgetäuscht - und dann das Geschenk bei nächster Gelegenheit weiterverschenkt oder verkauft. Wir haben Experten gefragt, wie und wo Sie ungeliebte Weihnachtsgeschenke am besten wieder loswerden.
Aber: Aus Knigge-Sicht geht es überhaupt nicht, Dinge, die man selbst geschenkt bekommen hat, weiterzuschenken. Denn grundsätzlich geht es beim Schenken nicht darum, seine angesammelten Wandergeschenke weiterzugeben, sondern darum, dem anderen eine Freude zu machen, erklärt Stefanie Frieser. Und auch abgesehen davon, sollten Sie immer zumindest daran denken, dass diese Strategie mit Risiken verbunden ist. Denn irgendwann fragt derjenige, der Ihnen das Geschenk gemacht hat, nach - und dann wird es richtig unangenehm.
Deswegen gibt es auch die Möglichkeit, nach den Feiertagen das Gespräch unter vier Augen zu suchen und zart anzumerken, dass das Geschenk doch nicht ganz Ihren Vorstellungen entspricht. Oder aber, Sie beißen die Zähne zusammen und das nächste Mal kommunizieren Sie ganz klar, was Sie sich wünschen. Der gute, alte Wunschzettel ist dabei auch bei Erwachsenen eine gute Möglichkeit. So erleichtern Sie anderen die Auswahl des Geschenks - und müssen selbst nicht gute Mine zum bösen Spiel machen.
Und das Allerwichtigste ist, immer daran zu denken: Letzten Endes zählen ja nicht die Geschenke, sondern dass man beisammen ist und gemeinsam Zeit verbringt. Und das ist das größte und schönste Geschenk von allen!