Wahrsagerin: Warum lassen wir uns die Zukunft voraussagen?
Wahrsagerin: Hoffnung auf bessere Zukunft?
Wenn man unter Männern eine Umfrage starten würde, welche Ausgabe ihrer Frauen sie am überflüssigsten finden, dann stünde an erster Stelle der Kauf des zehnten Paars Schuhe, an zweiter Stelle die Investition in teure Anti-Falten-Cremes, an dritter der Besuch bei einer Wahrsagerin. Es gibt eine Handvoll Männer, die zu einer Kartenlegerin oder Wahrsagerin rennen, aber diese Männer sind die Ausnahme. Ich kenne aber fast keine Frau, die nicht zu einer Wahrsagerin geht, wenn sie Probleme hat. Probleme mit der Liebe. Das ist die häufigste Ursache, warum Frauen sich die Zukunft voraussagen lassen.
Ich selbst habe mir einen Blick in die Zukunft bis jetzt verkniffen, allerdings nur aus der tiefen Überzeugung heraus, dass mich eine schlechte Prognose total lähmen würde. Dass jemand allerdings die Gabe hat, eine Vision (aus einer Glaskugel heraus oder mit Karten) zu entwerfen, was das Leben für mich bereithält, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. So wie alle meine Freundinnen. Sie haben nur weniger Sorge vor einer negativen Aussage. Weil sie verzweifelt sind. Und, wie gesagt, meistens steckt ein Mann dahinter. Oder kein Mann.
Die Singles möchten wissen, ob es den richtigen Mann für sie wirklich gibt - und wann er ungefähr kommt, und ob es noch möglich sein wird, mit ihm Kinder zu kriegen. Oder ob er erst kommt, wenn man 67 Jahre alte ist. Und wenn er kommt, wenn man 34 ist, wie viele Kinder man mit ihm haben wird.
Suchen wir nur Trost bei einer Wahrsagerin?
Die unglücklich verheirateten Frauen möchten wissen, ob es ein Ende haben wird mit dem Unglück, ob sie ein neuer Prinz erlöst oder ob sie selbst den Schritt wagen müssen, aus der Ehe auszubrechen. Es geht bei der Zukunftsguckerei in der Tat immer geht es um die Liebe. Der Gang zur Wahrsagerin ist oft der letzte Versuch, Trost zu finden, Zuversicht.
Denn ich habe noch nie gehört, dass eine Frau nach einem Treffen bei einer Wahrsagerin am Boden zerstört war, weil sie erfahren musste, dass sie niemals die Liebe finden wird. Es gibt immer ein Ende des Tunnels, ein Licht. Allein die Aussage, dass irgendwann der Tag x ist, an dem die Hochzeitsglocken läuten, verleiht Flügel weiterzumachen, jeden Tag zur Arbeit zu marschieren, Stress zu ertragen, den Kummer mit den falschen Männern. Ich finde, eine Wahrsagerin ist eine Art moderner Märchenerzählerin, und Märchen gehen eben immer gut aus.
Diese Botschaft, dass alles gut wird, muss man sich einfach gelegentlich irgendwo holen. Das ist ein Elixier. Männer tun das ab als Unfug, lästern über unsere spirituelle Ader, stellen sich als unglaublich aufgeklärt da und oberschlau. Sie glauben nur das, was man beweisen kann. Dabei gehen sie mindestens genauso oft seelisch auf dem Zahnfleisch wie Frauen, haben als Single die gleichen Ängste wie eine Single-Frau und als unglücklicher verheirateter Mann die gleichen Sehnsüchte wie eine unglücklich verheiratete Frau.
Der einzige Unterschied: Sie geben das nicht zu. Lieber kauen sie sich die Fingernägel ab, leiden still, trinken zu viel und werden krank, als dass sie sich in die Hand einer weisen Frau begeben, die ihnen Mut macht. Mit diesem in sich Hineinfressen sind die Herren der Schöpfung auf jedem Fall auf dem falschen Dampfer, würde ich sagen. Aber, bitte, was will man schon von Wesen erwarten, die nicht kapieren, dass es ein Naturgesetz ist, dass Frauen ständig neue Schuhe kaufen und töpfeweise teure Anti-Falten-Creme.
Alles wird gut! Eure Birgit