Nicht nur Sportler sind davon betroffen

Von nächtlichen Wadenkrämpfen geplagt? Daran kann's liegen

A young woman got severe cramps in her calf at night while sleeping.
Nicht wenige Menschen werden nachts von unangenehmen Wadenkrämpfen geweckt.
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Ruck zuck ist die Nachtruhe vorbei!
Autsch – es zwickt, die Muskeln ziehen sich schmerzhaft zusammen – ein Wadenkrampf. Und das auch noch mitten in der Nacht. Kommt euch das bekannt vor? Dr. Bastian Marquaß, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen, hat im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklärt, welche Gründe das nächtliche Krampfen haben kann und was dagegen hilft.

Wadenkrämpfe beim Sport wundern uns eher weniger

Wer beim Sport einen Wadenkrampf bekommt, der wundert sich eher weniger. Immerhin kommen dann einige begünstigende Faktoren zusammen. So führe unter anderem eine Störung des Flüssigkeitshaushalts zu Krämpfen, wie Dr. Bastian Marquaß erklärt: „Erfahrungsgemäß schwitzen wir beim Sport besonders stark. Der Körper verliert somit an Flüssigkeit und Mineralsalzen, was dem Elektrolyt- und Wasserhaushalt schadet. Deshalb ist es ganz wichtig, beim Sport viel zu trinken – insbesondere an heißen Sommertagen.“

Hinzu kommt: „Wir überlasten unsere Muskeln oftmals auch durch ein zu langes und zu intensives Trainingspensum. Die Muskeln ermüden und verhärten. Dies gilt hauptsächlich für Menschen, die selten Sport treiben. Darüber hinaus können Fehlbelastungen der Muskulatur durch bestehende Fußfehlstellungen, wie Senk- oder Spreizfüße, oder Kniebeschwerden das Entstehen von Wadenkrämpfen fördern.“

Wadenkrämpfe in der Nacht? Mediziner erklärt, welche Gründe das haben kann

Doch warum suchen uns mitten in der Nacht Wadenkrämpfe heim? Eine zu große Belastung wird wohl kaum der Grund sein, liegen wir doch lediglich seelenruhig da, oder?

Falsch, erklärt Marquaß. Auch nachts könne Überbelastung der Grund für die krampfende Muskulatur sein – auch wenn wir uns im besagten Moment gar nicht bewegen. Denn: „Überbelastungen der Muskulatur am Tage machen sich vielfach durch nächtliche Wadenkrämpfe bemerkbar“, so der Experte.

Weitere Gründe können sein:

  • Nächtlicher Flüssigkeitsmangel: „Oftmals trinken wir vor dem Zubettgehen nicht genug. Dadurch kommt es nachts zu einem Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt, der zu Wadenkrämpfen führt. Und auch Magnesiummangel macht sich manchmal nachts in Form eines Wadenkrampfes bemerkbar. Da der Magnesiumspiegel während der Ruhephase absinkt, können unbewusste Bewegungen im Schlaf eine Muskelkontraktion auslösen.“

  • Regelmäßiger Alkoholkonsum: „So litten laut einer aktuellen Studie Probanden zwischen 60 und 86 Jahren, die mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche zu sich nahmen, 6,5 Mal häufiger unter nächtlichen Wadenkrämpfen als Menschen, die auf Alkohol verzichteten.“

Und noch ein weiterer Faktor begünstige Wadenkrämpfe bei Nacht, wie Marquaß erklärt: Die Muskulatur verhärte sich nachts oft unbemerkt. „Während wir tagsüber den Fuß oder das Bein direkt lockern, wenn der verspannte Muskel zwickt, fehlen nachts entsprechende Ausgleichsbewegungen.“

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Helfen Magnesium und Muskeldehnung wirklich bei Wadenkrämpfen?

„Vielfach ist es unklar, wodurch Wadenkrämpfe entstehen.“ Doch: Magnesiummangel sei nach den heutigen medizinischen Erkenntnissen ein wesentlicher Faktor. „Ob die Einnahme von Magnesium oder bestimmter Medikamente wie Chinin (gegen die Muskelkrämpfe) erforderlich ist, sollte mit dem Arzt besprochen werden.“

Was helfen kann: eine Muskeldehnung. Sie könne die Beschwerden lindern oder stoppen. „Zudem wirkt dies auch präventiv.“ Denn: Unzureichendes Aufwärmen vor dem Sport und das Vernachlässigen regelmäßiger Dehnübungen könne nachweislich zu Wadenkrämpfen beitragen.

Außerdem erklärt Marquaß: „Man sollte dem Körper nach jedem Training eine angemessene Regenerationszeit von 24 bis 72 Stunden gönnen, je nach Intensität des Trainings.“ Auch das könne dem Auftreten von unangenehmen Krämpfen vorbeugen.

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Wadenkrämpfen vorbeugen: Diese Lebensmittel können dabei helfen

„Wer Funktion und Gesundheit seiner Muskeln fördern möchte, der achtet auch auf die richtige Vitamin-Zufuhr.“

So sei Vitamin B1 wichtig für die Signalübertragung von Nerven auf Muskeln. Zu finden vor allem in Nahrungsmitteln wie Vollkornprodukten, Fleisch oder Hülsenfrüchten.

Vitamin B6 spiele eine wesentliche Rolle beim Energiestoffwechsel und bei der Muskelkontraktion. „Enthalten ist es unter anderem in Avocado, Lachs oder Kartoffeln.“

Magnesiumreiche Kost helfe ebenso dabei, Wadenkrämpfen vorzubeugen. „Dazu gehören unter anderem Brokkoli, Bananen oder Nüsse.“

Selbst Mineralwasser sei eine gute Wahl und auch Nahrungsergänzungsmittel könnten hilfreich sein. Da mahnt Marquaß allerdings: „Zuvor aber bitte mit dem Arzt sprechen.“

Im Video: RTL-Experiment beweist - in Nahrungsergänzungsmitteln kann ALLES sein!

Wer zu Nahrungsergänzungsmitteln greift – ganz egal, ob es um Magnesium oder andere Vitamine geht – der sollte sich im Vorfeld jedoch ganz genau informieren, was in Pille oder Kapsel wirklich drin steckt.

Denn ein RTL-Experiment hat gezeigt: Grundsätzlich könnte wirklich ALLES drinstecken. Der Grund: Anders als Medikamente werden sie nicht auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft. Das ganze Experiment und die erschreckenden Ergebnisse seht ihr im Video. (vho, mit spot on news)