Berufspendler spricht über unfreiwillige Actionfahrt
Tim (23) rast über Autobahn auf Motorhaube mit – um Suff-Fahrer zu stoppen

Es ist ziemlich ungewöhnlich, wie Tim Zschüttig (23) auf einen flüchtenden Unfallfahrer reagiert hat: Am 9. Oktober 2022 touchiert ein Pole mit seinem Mazda auf der Autobahn 72 Richtung Hof einen links neben ihm fahrenden Ford. Zunächst halten beide Fahrer an. Doch als der Unfallverursacher plötzlich abhauen will, springt der 23-Jährige auf seine Motorhaube. Was dann passiert, gleicht Szenen aus einem Actionfilm.
Unfallfahrer will flüchten - Tim Zschüttig springt auf Motorhaube
Zunächst hielten beide Autos auf dem Seitenstreifen an. Tim Zschüttig aus Brandenburg zog seine Warnweste über. Zuerst stieg der Berufspendler aus, um nach dem Unfallfahrer zu schauen. Der Pole signalisierte ihm offenbar, dass es ihm gut gehe. Dann ging Zschüttig zurück zu seinem Auto und wollte gerade die Polizei alarmieren, als er plötzlich bemerkte, wie der 59-jährige Fahrer blinkte und flüchten wollte. Zschüttig machte Zeichen, dass er nicht fahren solle – vergeblich.
„In dem Moment gab er Gas und ich hatte keinen anderen Ausweg, als mich bei ihm auf die Frontscheibe zu schmeißen, also saß ich nun auf der Motorhaube. Mein gegenüber dachte gar nicht daran, anzuhalten und wurde immer schneller, während ich mich mit einer Hand festhielt und der anderen mit der Polizei telefonierte“, erzählt Tim Zschüttig im RTL-Interview. Obwohl der Fahrer immer wieder abwechselnd abbremste und beschleunigte, gelang es dem 23-Jährigen, sich vier Kilometer lang auf der Motorhaube festzuhalten.
Pole (59) war stark alkoholisiert
Schließlich fuhr der Pole von der Autobahn in den gesperrten Baustellenbereich und stoppte dort. „Also sprang ich runter, rannte zur Fahrertür, die ich aufriss, und versuchte, ihm seinen Zündschlüssel zu entreißen. Daraufhin ging er auf mich los und ich hatte keine andere Wahl als mich selbst zu verteidigen“, erinnert sich der unfreiwillige Mitfahrer. Als die Polizei eintraf, stellte sie fest, dass der Pole stark alkoholisiert war. Ein Test ergab einen Wert von 1,9 Promille.
Beide Unfallbeteiligten kamen mit leichten Verletzungen in verschiedene Krankenhäuser, wo auch ein Bluttest beim Unfallfahrer gemacht worden ist. Der 59-Jährige muss sich nun wegen Gefährdung des Straßenverkehrs verantworten. Bei dem Unfall ist an beiden Autos ein Sachschaden von etwa 10.000 Euro entstanden. (gsc)