Iranisches Regime will 67-Jährigen Djamshid Sharmahd töten

Tochter des inhaftierten Deutsch-Iraners: „Ich habe Angst, dass das ein Abschiedsgespräch gewesen ist“

ARCHIV - 20.10.2022, Iran, Teheran: Die undatierte Aufnahme zeigt den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd in einem Teheraner Revolutionsgericht. (zu dpa «Zu Tode verurteilter Deutsch-Iraner - Tochter alarmiert») Foto: Koosha Falahi/Mizan/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd wurde im Iran zum Tode verurteilt. Jetzt konnte seine Tochter mit ihm sprechen.
jai mre jai, dpa, Mizan
von Kathrin Hetzel und Tom Kollmar

Es könnte das letzte Telefonat mit ihrem Vater gewesen sein...
Vor fünf Monaten wurde der Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd zum Tode verurteilt. Er sitzt im Iran in Isolationshaft, wie seine Familie berichtet. Nun konnte seine Tochter Gazelle nach langer Zeit wieder mit ihm telefonieren – und genau das macht ihr Angst.

Gazelle Sharmahds: "Es geht ihm schrecklich"

Es war das erste Gespräch seit über zwei Jahren: Gazelle Sharmahd konnte mit ihrem Vater, dem Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd telefonieren. Bald jährt sich der Tag von Sharmahds Entführung: Am 1. August 2020 wurde er nach Teheran verschleppt, wie Sharmahds Tochter im RTL/ntv-Interview erzählt. Nach monatelangem Prozess fiel vor knapp fünf Monaten das Todesurteil für den Deutsch-Iraner. Der Vorwurf: „Korruption auf Erden“. Sharmahd soll für die Planung mehrerer Terroranschläge verantwortlich sein, so das iranische Regime.

Alle Hintergründe zum Fall Djamshid Sharmahd lesen Sie hier.

Sharmahds Tochter ist besorgt über den Gesundheitszustand ihres Vaters. Sie berichtet von dem Telefonat: „Es geht ihm schrecklich. Er ist 68 Jahre alt und hat Parkinson. Aber er hat sich noch nie über seine Situation beschwert, doch jetzt sagte er zu uns: ‘Ich bin müde, holt mich hier raus.’“

Fast 1.000 Tage Isolationshaft hätten ihren Vater gebrochen: 1.000 Tage in Einsamkeit, ohne Parkinsonmedikamente und mit Folter für den Häftling: „Sie haben ihm die Zähne ausgeschlagen. Er kann nicht richtig essen. Es ist unglaublich,“ erzählt Sharmahds Tochter.

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"Sie geben dir ein wenig Hoffnung und eine Woche später passiert etwas Schreckliches"

Doch so sehr sich Gazelle Sharmahd gefreut hat, nach so langer Zeit endlich mit ihrem Vater sprechen zu können, treibt sie auch eine andere Sorge um: „Ich konnte fast eine Stunde mit ihm telefonieren. Warum? Weil es das letzte Gespräch gewesen ist? Vielleicht wollen sie mir ein gutes Gefühl geben und zeigen, dass er noch lebt und mich so zum Schweigen bringen. Damit sie ihn im Stillen ermorden können und wir bekommen davon nichts mit.“

Gazelle Sharmahd befürchtet, dass genau dieser Psychoterror die Strategie des iranischen Regimes sein könnte: „Sie geben dir ein wenig Hoffnung und eine Woche später passiert etwas Schreckliches. Ich habe Angst, dass das ein Abschiedsgespräch gewesen ist.“

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Im Video: RTL/ntv-Interview mit Gazelle Sharmahd im Februar 2023

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Forderung an Scholz: "Machen Sie das Thema zur Chefsache!"

„Mein Vater ist eine Geisel. Sein Leben ist davon abhängig, was die beteiligten Staaten machen. Für den Iran ist er ein Druckmittel,“ sagt Sharmahd. Die Nachricht, dass sich die Bundesregierung nur wenig für ihn einsetzt, habe ihn mehr schockiert als seine Todesstrafe.

Deshalb hat Gazelle Sharmahd eine klare Forderung an den Bundeskanzler: „Machen Sie das Thema zur Chefsache. In unserem Grundgesetzt steht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Es ist die Pflicht unserer Regierung, seine Bürger mit aller Kraft zu schützen.“

Für die Tochter des Deutsch-Iraners war das Telefonat eine Achterbahn der Gefühle. Trotzdem gibt es eine Sache, die ihr Hoffnung macht: „Ich konnte meinem Vater erzählen, wie sehr wir für ihn kämpfen. Wie viele laut sind. Er weiß, dass wir ihn nicht vergessen haben. Wenn das Regime wirklich kurz davorsteht, meinen Vater hinzurichten, ist jetzt unsere letzte Chance ihn zu retten.“

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