Es geht um Betrug, Korruption und Untreue

Teure Reparatur der "Gorch Fock": Sechs Angeklagte vor Gericht

16.04.2024, Niedersachsen, Oldenburg: Die Angeklagten sitzen vor Prozessbeginn in der vom Landgericht Oldenburg genutzten Weser-Ems-Halle. In dem Prozess soll der Skandal um die teure Reparatur des Marine-Segelschulschiffs «Gorch Fock» aufgeklärt werden. Sechs Angeklagte müssen sich in dem Korruptionsverfahren verantworten, darunter zwei Ex-Vorstände der Elsflether Werft. Die Elsflether Werft war unter anderem mit der Instandsetzung der «Gorch Fock» beauftragt worden. Die Kosten waren den Ermittlern zufolge von 9,6 Millionen Euro auf 135 Millionen Euro gestiegen. Foto: Sina Schuldt/dpa - ACHTUNG: Personen wurden aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Sechs Angeklagte müssen sich in dem Korruptionsverfahren verantworten, darunter zwei Ex-Vorstände der Elsflether Werft.
ssd, dpa, Sina Schuldt
von Jessica Sander und Sarina Sprengelmeyer

Es geht um Betrug, Korruption und Untreue.

Gegen sechs Angeklagte stehen schwere Vorwürfe im Raum. Die Männer und Frauen, fast alle Mitarbeiter oder sogar ehemalige Vorstände der Elsflether Werft, stehen unter Betrugsverdacht, weil Kosten für die Instandsetzung von Marineschiffen explodiert sind. Betroffen ist auch das berühmte Segelschulschiff Gorch Fock. Am Dienstag (16.04.) begann der Prozess am Oldenburger Landgericht.

Verlesung der Anklageschrift dauert mehrere Stunden

Die beiden Ex-Vorstände der Elsflether Werft, eine frühere Vorstandssekretärin, ein technischer Kostenprüfer, der ehemalige Chef eines Subunternehmens (53) und eine 38-jährige Mitarbeiterin – sie alle stehen gemeinsam vor Gericht.

„Bei elf Schiffen soll die Werft überhöhte Rechnungen in Höhe von 7,2 Millionen Euro gegenüber dem Marinearsenal abgerechnet haben“, so der Gerichtssprecher. Nur einer von drei Themenkomplexen. Mehrere Stunden dauert allein die Verlesung der Anklageschrift zum Prozessauftakt. Es geht um viele Daten, Rechnungsbeträge und Summen entstandener Schäden. Auch die Angeklagten, die vier Männer und zwei Frauen, wirken angestrengt.

Lese-Tipp: Nach fast sechs Jahren Sanierung: "Gorch Fock" geht auf erste Probefahrt

Im Video: Hier wird die "Gorch Fock" abgeschleppt

Segelschulschiff der Deutschen Marine

2015 kam die Gorch Fock, das berühmte Segelschulschiff der Deutschen Marine, für kleinere Reparatur- und Inspektionsarbeiten in die Werft. Die kalkulierten Kosten von 9,6 Millionen Euro stiegen letztendlich auf 135 Millionen Euro. Die Angeklagten sollen zwar nicht für die gesamte Summe verantwortlich sein, verhandelt wird aber ein möglicher Schaden von rund 247.000 Euro.

Systematische Vorgangsweise?

Die Werftleitung und Zulieferer sollen offenbar gemeinsame Sache gemacht und erhöhte Preise veranschlagt haben. Laut eines Gerichtssprecher soll einer der ehemaligen Vorstände für diesen Betrug offenbar ein System eingeführt haben, bei dem auch eigene Mitarbeiter eingebunden waren.Insgesamt geht es um einen Schaden von 7,2 Millionen Euro.Davon soll ein weit verzweigtes Firmengeflecht der beiden Ex-Vorstände finanziert worden sein, wie zuvor mehrere Medien berichten. Der Betrug soll weit über die Gorch Fock hinausgehen und vor allem viele andere Schiffe betreffen. Ob sich der ehemalige Vorstand zur Sache äußern wird, das ließ sein Anwalt zum Prozessauftakt noch offen. Man wolle zunächst einmal die Beweisaufnahme abwarten. Die geplanten Verhandlungstage gehen bis in den Dezember.

Lese-Tipp: Neue Entwicklungen im Fall der Gorch Fock-Kadettin Jenny Böken