Es geht um Betrug, Korruption und Untreue
Teure Reparatur der "Gorch Fock": Sechs Angeklagte vor Gericht

Es geht um Betrug, Korruption und Untreue.
Gegen sechs Angeklagte stehen schwere Vorwürfe im Raum. Die Männer und Frauen, fast alle Mitarbeiter oder sogar ehemalige Vorstände der Elsflether Werft, stehen unter Betrugsverdacht, weil Kosten für die Instandsetzung von Marineschiffen explodiert sind. Betroffen ist auch das berühmte Segelschulschiff Gorch Fock. Am Dienstag (16.04.) begann der Prozess am Oldenburger Landgericht.
Verlesung der Anklageschrift dauert mehrere Stunden
Die beiden Ex-Vorstände der Elsflether Werft, eine frühere Vorstandssekretärin, ein technischer Kostenprüfer, der ehemalige Chef eines Subunternehmens (53) und eine 38-jährige Mitarbeiterin – sie alle stehen gemeinsam vor Gericht.
„Bei elf Schiffen soll die Werft überhöhte Rechnungen in Höhe von 7,2 Millionen Euro gegenüber dem Marinearsenal abgerechnet haben“, so der Gerichtssprecher. Nur einer von drei Themenkomplexen. Mehrere Stunden dauert allein die Verlesung der Anklageschrift zum Prozessauftakt. Es geht um viele Daten, Rechnungsbeträge und Summen entstandener Schäden. Auch die Angeklagten, die vier Männer und zwei Frauen, wirken angestrengt.
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Im Video: Hier wird die "Gorch Fock" abgeschleppt
Segelschulschiff der Deutschen Marine
2015 kam die Gorch Fock, das berühmte Segelschulschiff der Deutschen Marine, für kleinere Reparatur- und Inspektionsarbeiten in die Werft. Die kalkulierten Kosten von 9,6 Millionen Euro stiegen letztendlich auf 135 Millionen Euro. Die Angeklagten sollen zwar nicht für die gesamte Summe verantwortlich sein, verhandelt wird aber ein möglicher Schaden von rund 247.000 Euro.
Systematische Vorgangsweise?
Die Werftleitung und Zulieferer sollen offenbar gemeinsame Sache gemacht und erhöhte Preise veranschlagt haben. Laut eines Gerichtssprecher soll einer der ehemaligen Vorstände für diesen Betrug offenbar ein System eingeführt haben, bei dem auch eigene Mitarbeiter eingebunden waren.Insgesamt geht es um einen Schaden von 7,2 Millionen Euro.Davon soll ein weit verzweigtes Firmengeflecht der beiden Ex-Vorstände finanziert worden sein, wie zuvor mehrere Medien berichten. Der Betrug soll weit über die Gorch Fock hinausgehen und vor allem viele andere Schiffe betreffen. Ob sich der ehemalige Vorstand zur Sache äußern wird, das ließ sein Anwalt zum Prozessauftakt noch offen. Man wolle zunächst einmal die Beweisaufnahme abwarten. Die geplanten Verhandlungstage gehen bis in den Dezember.
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