Team Wallraff: Schimmel-Gemüse und altes Hack in Großküche für Schul- und Kita-Essen gefunden
Schimmelgemüse und Hackfleisch mit abgelaufenem Verbrauchsdatum
Die neueste Folge der Reportagereihe 'Team Wallraff' dokumentiert, wie unappetitlich und unhygienisch es in manchen deutschen Großküchen zugeht, die Gerichte für Kitas, Schulen oder Pflegeheime produzieren. Enthüllungsjournalist Günter Wallraff und seine RTL-Reporterkolleginnen Stefanie Albrecht und Düzen Tekkal ermittelten undercover, dass sogar in einigen Fällen abgelaufene Waren verarbeitet werden - möglicherweise, um Kosten zu sparen. Ihre Recherchen zeigen auch, wie das Geschäft zwischen Sonderpostenhändlern und Großküchen funktioniert, die bei ihrer Massenproduktion beim Einkauf sparen wollen.
Rund 14 Millionen Menschen – vom Kindergartenkind bis zum Senior – essen täglich Gerichte, die in einer Großküche produziert werden. Das 'Team Wallraff' wollte wissen, unter welchen Bedingungen die Verpflegung für die Schwächsten in unserer Gesellschaft – Kinder, alte und kranke Menschen – hergestellt wird und was in den verkauften Gerichten alles enthalten ist. Die Reporterin Stefanie Albrecht arbeitete dazu undercover im Herbst und Winter des vergangenen Jahres in mehreren Großküchen.
Erste Station: Die Firma vitesca in Wuppertal (Tagesproduktion: bis zu 25.000 Mittagessen für Kindergärten und Schulen in Deutschland), die während der Recherchen mit drei Kochmützen zertifiziert war – der laut ag Schulverpflegung höchsten positiven Bewertung. In ihrer Probewoche wurde die Undercover-Reporterin angehalten, schimmelige Gurken zu verarbeiten. Bei mehreren Kisten Bio-Hackfleich, einer leicht verderblichen Ware, war das Verbrauchsdatum laut Kennzeichnung seit über neun Monaten abgelaufen!
In der Großküche der Duisburger Firma 'diversa', die täglich 600 Essen für Kindergärten und Grundschulen zubereitet, lernte Stefanie Albrecht, wie man dort zum Teil kocht, ohne zu kochen: Im Rahmen eines Schnupperpraktikums erlebte sie, wie aus kalt zusammengerührten Zutaten wie Wasser, Tomatenpulver, Chilipulver, Dosengemüse und Soja-Hack ein Essen entstand, das erst in der Schule kurz vor der Ausgabe zum ersten Mal erhitzt wurde.
Um herauszufinden, wie Großküchen besonders kostengünstig an Waren gelangen, schlüpfte Günter Wallraff selbst in die Rolle eines Catering-Inhabers. Er traf in seiner Rolle auf verschiedene Lebensmittelgroßhändler und erfuhr, dass es spezielle Listen gibt, die nicht mehr frische oder kurz vor Ablauf des MHD stehende Waren zum Schnäppchenpreis anbieten.
Unterstützung bei ihren gut zehnmonatigen Recherchen erhielt das 'Team Wallraff' von dem ehemaligen Lebensmittelkontrolleur Franz Voll, dem Fachanwalt Dr. Remo Klinger und der Ernährungswissenschaftlerin Alexa Iwan. Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, erklärte im Interview, warum der Bund bis heute nur freiwillige Qualitätsstandards vorgeben kann. Skeptisch äußerte er sich zu der schon häufiger gestellten Forderung, den Steuersatz für Schulessen von 19 auf 7 Prozent wie z.B. beim Tierfutter zu senken: "Wenn wir die Steuer nur reduzieren bei denen, die das gewerblich machen, ist die Frage, ob dann nicht noch billiger produziert wird, überhaupt nicht beantwortet." Immerhin will der Bundesminister die RTL-Recherchen zum Anlass nehmen, die Fragen rund um einheitliche Qualitätsstandards noch einmal im Kreis der Länderkollegen zu besprechen.