Team Wallraff: Jobcenter Frankfurt - warum die Wachleute selber aufstocken müssen

Schlechte Bezahlung von Sicherheitspersonal – das Thema zieht sich durch die ganze Recherche vom „Team Wallraff“. Was aber ein Informant Günter Wallraff berichtet, lässt aufhorchen: Schlechte Bezahlung auch der Wachleute, die in Frankfurt im Jobcenter Dienst schieben. Pikant: Die Menschen, die für die Sicherheit der Jobcenter garantieren sollen, sind selber Kunden im Jobcenter. Denn um finanziell über die Runden zu kommen, müssen sie selber aufstocken.

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Günter Wallraff verändert sein Aussehen und erkundigt sich im Jobcenter nach den Arbeitsbedingungen.

Günter Wallraff will sich vor Ort ein Bild machen. Um nicht aufzufliegen, verändert er sein Aussehen und gibt sich im Jobcenter als Arbeitsloser aus, der einen Job sucht. Gezielt spricht er Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes an. Dabei erfährt er, dass die Mitarbeiter kein festes Monatsgehalt bekommen, sondern nach den geleisteten Stunden bezahlt werden. Das ist generell in der Sicherheitsbranche üblich. Gezahlt werden hier 8,14 Euro pro Stunde.

Die Wachleute gehören zu einer Firma, die vom Jobcenter beauftragt wurde. Oft bekommen die Sicherheits-Angestellten hier nur Verträge über 35 Stunden pro Woche. Deshalb reiche der Job im Jobcenter nicht zum Leben, erzählt ein Mitarbeiter. Und so lassen sich ausgerechnet die Jobcenter in Frankfurt ihre Sicherheitsmitarbeiter vom Steuerzahler subventionieren: Die Wachleute bekommen 8,14 Euro pro Stunde. Bei 35 Wochenstunden macht das für einen Single ohne Kinder 930 Euro netto. Hartz-IV-Empfänger bekommen in Frankfurt inklusive Miete und Heizung bis zu 1.000 Euro. Der Bewacher des Jobcenters hat also Anspruch auf rund 70 Euro Aufstockung.

Möglich werden solche Auswüchse, weil der Staat bei den Sicherheitsfirmen meist das günstigste Unternehmen auswählt. Und das, so berichtet Gewerkschafter Matthias Venema, sind eben oft Firmen, die Preisdumping auf Kosten der Mitarbeiter betreiben.