Schiffsstau auf der Nordsee
Streik legt Deutschlands größte Häfen lahm: Experte warnt vor leeren Regalen
Seit 6 Uhr am Donnerstagmorgen ist es still in Norddeutschlands Häfen: 12.000 Arbeitnehmer legen ihre Arbeit für höhere Löhne nieder. Es ist einer der längsten Streiks der Hafenarbeiter, denn bis Samstagmorgen wird der Hafenbetrieb lahmgelegt. Betroffen sind die größten Seehäfen Deutschlands – und das hat große Auswirkungen auf den ohnehin schon angeschlagenen weltweiten Containerverkehr.
Streik der Hafenarbeiter geht in die nächste Runde
Bereits im Juni haben die Hafenarbeiter für 24 Stunden die Abfertigung von Schiffen lahmgelegt. Seitdem konnten sich der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und die Gewerkschaft Verdi nicht auf einen Tarifkompromiss einigen. Jetzt geht der Streik in die nächste Runde – nun allerdings für ganze zwei Tage. Somit stehen Deutschlands größte Häfen still: Denn nicht nur Bremen und Hamburg sind betroffen, sondern auch Emden, Wilhelmshaven und Brake.
Viele der streikenden Arbeiter sind sich bewusst, dass sie ein ganzes Räderwerk lahmlegen können: „Wir versorgen ganz Deutschland, aber wir können Deutschland ganz schnell lahmlegen, wenn wir das wollen“, sagt Containerbrückenfahrer Dennis Askar-Dreyer in einem Interview mit RTL.
Schiffsstau und leere Regale
Für Logistikunternehmen ist der Streikzeitpunkt unpassend, denn durch Corona herrscht ohnehin schon Chaos im globalen Schiffsverkehr. Sie wollen nun gerichtlich gegen den Warnstreik vorgehen. Dieser könnte den Schiffsstau nur noch verschlimmern, denn nach Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft stecken in der Nordsee inzwischen mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau.
Viele Schiffe liegen zudem in der Deutschen Bucht auf Anker und warten auf die Abfertigung. Der Streik werde die ganze Situation verschärfen, wie Jan Ninnemann, Professor an der Hamburg School of Business Administration, gegenüber RTL erklärt: „Das führt am Ende dazu, dass Verlader, das können Aldi, Lidl sein, Baumärkte an ihre Waren nicht rankommen und das heißt am Ende, dass die Regale leer bleiben.“ Bis sich die Lieferkettensituation entspanne, könne es noch bis in den Herbst dauern, führt Ninnemann fort.
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Keine Einigung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber
Verdi fordert unter anderem eine Lohnerhöhung von bis zu 14 %, verteilt auf ein Jahr. Die Arbeitgeber hingegen bieten bis zu 12,5 Prozent an, verteilt auf zwei Jahre: Bisher konnten sich beiden Seiten noch nicht in den Verhandlungsrunden einigen. „Wir haben in den letzten zwei Jahren, in der Corona-Pandemie alles gegeben, dass der Umschlag irgendwie funktioniert, weil die Warenketten sind ja bekanntlich auseinander und wir haben alles gegeben für die Unternehmen und nun sind die Unternehmen dran uns etwas zurückzugeben", erklärt Christian Baranowski von Verdi gegenüber RTL. Somit streiken die 12.000 Hafenarbeiter bis 6 Uhr morgens am Samstag – es ist der dritte Streik innerhalb weniger Wochen und einer der längsten seit 40 Jahren. (dpa/anr)