"Es ist eine soziale Verantwortung"Stern TV am Sonntag diskutiert Reichensteuer

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"Stern TV am Sonntag": Armutsforscher will Vermögenssteuer für Millionäre (Symbolfoto)
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von Marko Schlichting

Immer mehr Familien müssen unter der Inflation leiden. Dagegen wehrt sich der Armutsforscher Christoph Butterwegge. Bei Stern TV am Sonntag auf RTL fordert er die Einführung einer Vermögenssteuer für Millionäre.

"Stern TV am Sonntag": Armutsforscher will Vermögenssteuer für Millionäre

Alles wird teurer. Die Inflationsrate liegt bei acht Prozent. Das ist soviel wie zuletzt vor 50 Jahren. Dafür gibt es mehrere Gründe. So hat der russische Angriff auf die Ukraine einen großen Teil der dortigen Getreideernte vernichtet. Die Ukraine ist eines der wichtigsten Länder, das Getreide anbaut. Der grausame Krieg dort ist einer der Gründe für die aktuellen Preissteigerungen. Ein anderer ist die Null-Covid-Politik in China. Dort werden wegen weniger Corona-Kranker ganze Millionenstädte wie Shang-Hai dichtgemacht. Wichtige Waren können nicht ins Ausland geliefert werden.

Das will sich der Armutsforscher Christoph Butterwegge nicht mehr länger anschauen. Der ehemalige SPD-Politiker schlägt eine Vermögenssteuer für Millionäre vor. Bei Stern TV am Sonntag auf RTL begründet er die Forderung: "Die Gesellschaft driftet immer mehr auseinander, die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer." Gleichzeitig will er den Soli für Reiche nicht wie geplant abschaffen, sondern verdoppeln. Das Geld soll den Menschen helfen, die zu wenig Geld haben. Und das werden während der aktuellen Inflation immer mehr.

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"Kann nicht teilen, dass es den Reichen schlecht geht"

Familien mit Kindern können kaum noch über die Runden kommen, obwohl sie gut verdienen. Immer häufiger bleibt das Auto in der Garage, viele denken darüber nach, ob sie sich einen Urlaub leisten können.

"Es ist eine soziale Verantwortung", sagt denn auch Lisa Ortgies, Moderatorin der Sendung "Frau TV" im WDR. "Ich kann die Auffassung nicht teilen, dass es Reichen schlecht geht."

Diesen Eindruck erweckt fast Kabarettist Serdar Somuncu. Es sei nicht so, dass reiche Menschen keine Steuern zahlen, sagt er. "Spitzenverdiener zahlen Spitzensätze", sagt er, was jedoch nicht stimmt. In Wahrheit zahlen den Spitzensteuersatz Menschen mit einem Jahresverdienst von mindestens 57,919 Euro. Das ist ein Monatsgehalt von weniger als 5000 Euro Brutto. Den gleichen Steuersatz zahlen auch Millionäre und Milliardäre. Butterwegges Vermögensteuer soll denn auch nur Millionäre treffen.

Doch das Problem lieft für Somuncu woanders: Beim Staat. Der gebe das meiste Geld sinnlos aus. Beispiel: "Wir haben hundert Milliarden Euro parat, um Waffen irgendwohin zu exportieren, die intellektuelle Nomenklatur schreit so laut wie nie zuvor, dass sie krieg will und Waffenexporte unterstützt, und die Menschen hier in diesem Land leiden mit unter den Sanktionen, weil der Sprit teuer wird."

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"Ihre Vorschläge sind fatal"

Auch Marie-Christine Ostermann ist gegen eine Vermögenssteuer. Die FDP-Politikerin und Unternehmerin fürchtet, sie könne so nicht in ihre Firma investieren. Dort werden Fertiggerichte für Kindergärten und Seniorenheime produziert. "Wir müssen die Unternehmer zum investieren motivieren", fordert sie. "Wir müssen dieses Land wieder wettbewerbsfähig machen. Unternehmen sind der Motor dieses Landes. Die finanzieren auch Sozialversicherungsbeiträge. Und die müssen wir unterstützen. Darum sind ihre Vorschläge einer Reichensteuer fatal", sagt die Unternehmerin zu Butterwegge gewandt.

Die Zuschauer werden natürlich auch gefragt, wie üblich bei Stern TV am Sonntag. Dabei geht es aber eigentlich nicht um eine Reichensteuer. Moderator Dieter Könnes will wissen, ob es überhaupt sinnvoll wäre, eine Art Soli einzuführen, um aus der aktuellen Krise herauszukommen. Nur 28 Prozent der Zuschauer sind dafür. WDR-Moderatorin Ortgies kann das verstehen: "So eine Steuer würde ich denen um die Ohren hauen", sagt sie – um dann aber auf eine Millionärsorganisation hinzuweisen. "Tax me now" heißt die. Auf Deutsch: Brummt mir Steuern auf.