Ab wann braucht man ein Hörgerät?Schwerhörigkeit - an diesen Anzeichen können Sie Hörprobleme erkennen

Sich dem Thema Schwerhörigkeit zu stellen, ist vielen Menschen ziemlich unangenehm. Wir zeigen Ihnen, welche Arten von Hörbeeinträchtigungen es gibt und warum Sie bei Hörproblemen unbedingt zum Ohrenarzt gehen sollten.
Schwerhörigkeit betrifft Alt und Jung
„Wie bitte?“ oder „Können Sie das bitte noch einmal wiederholen?“ Ertappen Sie sich dabei, dass Sie öfters nachfragen müssen, weil Sie etwas nicht verstanden haben oder Gespräche in lauter Umgebung unangenehm für Sie sind? Vielleicht kennen Sie auch jemanden aus dem Familien- oder Freundeskreis, der nicht mehr auf Ihre Fragen reagiert oder den Fernseher in letzter Zeit sehr laut stellt?
Immer mehr Menschen haben mit Hörbeeinträchtigungen zu kämpfen. Laut des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte ist jeder siebte Erwachsene in Deutschland von Schwerhörigkeit betroffen – ab 65 Jahren sogar jeder zweite Erwachsene. Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) ist also etwas ganz Normales, denn ab 50 Jahren nimmt langsam die Leistungsfähigkeit des Gehörs ab.
Dauerhafter Alltagslärm schädigt das Gehör. Lärmschwerhörigkeit ist in Deutschland die häufigste Berufskrankheit. Aber auch laute Musik bei Konzerten oder auf dem Kopfhörer kann schon bei Jugendlichen dauerhafte Folgen haben.
Schwerhörigkeit: Wenn der Schall nicht richtig in Töne umgewandelt wird
Geräusche werden als Schallwellen übers Ohr ans Gehirn übermittelt und dort zum Ton umgewandelt. Wenn der Weg zwischen Gehörgang und Gehirn gestört ist, sprechen Ohrenärzte von Schwerhörigkeit. Sie unterteilen die Hypakusis in verschiedene Kategorien, je nachdem an welcher Stelle der Hörverarbeitung die Störung liegt.
Unterschieden wird zwischen:
Schalleitungsschwerhörigkeit: Der Schall wird über das Trommelfell oder das Mittelohr nicht richtig ans Innenohr weitergeleitet, z.B. durch Fremdkörper im Ohr, Wasser oder Ohrenschmalz im Gehörgang, durch eine verstopfte Nase, Risse im Trommelfell, Entzündungen im Ohr – besonders Kinder leiden oft an vorübergehenden aber schmerzhaften Paukenergüssen im Ohr. Für Probleme bei der Schallübertragung sorgen auch Verengungen, Verknöcherungen und Tumore im Gehörgang sowie angeborene Fehlbildungen des äußeren oder des miittleren Ohres.
Schallempfindungsschwerhörigkeit: Der Schall wird zwar korrekt ans Innenohr weitergeleitet, aber bestimmte Teile des Innenohrs sing geschädigt, so dass der Schall nicht richtig wahrgenommen werden kann. Die Ursachen dafür sind vielfältig, wie z.B. Hörsturze, dauerhafte Lärmbeschallung, ein lauter Knall oder ein Infekt sowie angeboreren Fehlbildungen oder Erkrankungen des Innenohrs oder der Hörnerven. Auch bei der Altersschwerhörigkeit ist die Schallempfindung gestört.
Zentrale Schwerhörigkeit: Es kommt zu Störungen der Tonverarbeitung auf Gehirnebene.
Alle diese Krankheitsbilder können auch kombiniert auftreten und sowohl chronisch oder akut vorkommen. Akute Hörstörungen, zum Beispiel nach einem Hörsturz oder einem Riss im Trommelfell, können vom HNO-Arzt meistens erfolgreich behandelt werden. Bei Schallempfindungsstörungen im Innenohr sind Hörgeräte oder Cochlea-Implantate leider meistens unumgänglich und können eine große Hilfe für die Betroffenen sein.
Grad der Schwerhörigkeit
Der Ohrenarzt sucht nicht ausschließlich nach der Ursache für die Schwerhörigkeit, die entscheidend dafür ist, ob der Hörverlust wieder auszugleichen ist. Er stellt in verschiedenen Tests auch fest wie hoch der Grad der Schwerhörigkeit ist und welche Frequenzbereiche gestört sind und erstellt ein Audiogramm. Darin wird festgehalten, ab welcher Lautstärke ein Ton in unterschiedlichen Tonhöhen wahrgenommen wird.
Wer schon mal einen Hörtest gemacht hat, weiß wie das abläuft. Dabei wird gemessen, wo unsere Hörschwelle liegt – also ab welcher Lautstärke wir die unterschiedlichen Frequenzen wahrnehmen können. Das Ausmaß der Schwerhörigkeit wird von der WHO in fünf Stadien unterteilt:
Normalhörigkeit: weicht die Hörfähigkeit bis zu 25 Dezibel vom Normalwert ab ist das unbedenklich und je nach Alter auch völlig normal
Geringgradige Schwerhörigkeit: Hier liegt die Abweichung zwischen 26 und 40 Dezibel, so dass leise Geräusche wie das Ticken einer Uhr, leises Vogelgezwitscher oder Blätterauschen nicht mehr wahrgenommen werden können. Hörgeräte sind hier bereits eine Option.
Mittelgradige Schwerhörigkeit: Zwischen 40 und 60 Dezibel Abweichung vom Normalwert. Die betroffene Person kann ohne Hörhilfen normalen Gesprächen nur schlecht folgen, lautes Sprechen in der Nähe (in etwa 1 Meter Entfernung) wird noch verstanden
Hochgradige Schwerhörigkeit: Abweichungen zwischen 60 und 80 Dezibel – normale Sprechlautstärke kann selbst in der Nähe nicht mehr wahrgenommen werden.
An Taubheit grenzende Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit: Ab einem Hörverlust mit Abweichungen von 80 Dezibel kann ein Mensch nur noch sehr laute Geräusche wahrnehmen. Für Normalhörende ist das bereits die Lärmschwelle (so laut wie ein vorbeifahrendes Motorrad).
Wenn wir schlecht hören, sind nicht immer alle Frequenzen gleich stark beeinträchtigt. Oftmals sind es hohe Tonfrequenzen, die wir als erstes nicht mehr richtig wahrnehmen können.
Zögern Sie also nicht, wenn Sie oder einer Ihrer Lieben Probleme mit dem Hören haben. Ein Besuch beim HNO-Arzt kann schnell Klarheit verschaffen, ob es sich nur um eine vorübergehende Hörstörung handelt. Falls Sie im Alter, lärmbedingt oder nach einer Erkrankung leider chronisch schlecht hören, ist es ratsam, so früh wie möglich über den Einsatz von Hörgeräten nachzudenken. Das Tragen braucht zwar eine gewisse Gewöhnungszeit, erhöht aber schnell die Lebensqualität und kann weiteren Verschlechterungen beim Hören entgegenwirken. (twe)