Raumfahrt-Mission "Artemis I"

Warum Helga aus Deutschland zum Mond fliegt

Die Mess-Puppe Helga fliegt zum Mond
Die Mess-Puppe Helga fliegt zum Mond.
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Die NASA schickt mit der Mission „Artemis I“ nach fast 50 Jahren erstmals wieder ein Raumschiff zum Mond. Der geplante Start am Montag den 28.08. musste allerdings abgesagt werden. „Der Start von Artemis I wird heute nicht mehr stattfinden. Die Teams arbeiten an einem Problem mit einem Triebwerk-Leck“, teilte die Nasa mit. Als weitere mögliche Starttermine sind der 2. und 5. September im Gespräch.
Zwar sind bei dem ersten Artemis-Flug noch keine echte Menschen mit an Bord, allerdings halten die Messpuppen Helga und Zohar aus Deutschland die Stellung.
Im Video erklärt der deutsche Ingenieur Tobias Langener von der ESA, welchen Anteil die Europäer an der Mission haben:

Messpuppen-Zwillinge Helga und Zohar mit an Bord

Lebende Menschen sind nicht bei der Mond-Mission nicht an Bord - aber immerhin zwei Puppen: Zohar und Helga. Die „Messpuppen-Zwillinge“ sind weiblichen Körpern nachempfunden. Der Grund: Die Nasa will die erste Frau zum Mond schicken. Entwickelt wurden die Messpuppen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Laut dem DLZ habe Frauen ein allgemein höheres Krebsrisiko, darum gelten für Astronautinnen stets andere Strahlungsgrenzwerte als für ihre männlichen Kollegen. Geschlechtsspezifische Messungen mit Phantomen im All gab es bislang nicht.

„Genauer sind beide Puppen aus Materialien hergestellt, die die menschlichen Knochen, Weichteile und Organe einer erwachsenen Frau nachahmen. Mehr als 10.000 passive Sensoren und 34 aktive Strahlungsdetektoren sind in die 38 Scheiben integriert, aus denen die Puppen zusammengesetzt sind“, erklärt MARE-Projektleiter Dr. Thomas Berger.

Beide Messpuppen sind 95 Zentimeter groß und 36 Kilogramm schwer. Helga fliegt ungeschützt zum Mond, Zohar trägt eine neu entwickelte Strahlenschutzweste aus Israel, AstroRad genannt. Im Vergleich lässt sich ermitteln, in welchem Ausmaß die in Israel entwickelte Weste eine Astronautin vor schädlicher Strahlenbelastung bei einer Mond- oder Marsreise schützen würde, so das DLZ.

Welche Etappen hat das "Artemis"-Programm?

Das nach der griechischen Göttin des Mondes benannte Programm ist extrem komplex: US-Astronauten sollen zurück zum Mond. Auch ein Rover soll mit, und zudem sollen auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn Außenposten der Menschheit entstehen. Auf dem Mond sollen unter anderem Möglichkeiten zur Herstellung von Sonnen- und Nuklearenergie ausgelotet werden.

Später soll sogar der Mars als Ziel von Astronauten anvisiert werden - mit dem Mond-Außenposten „Gateway“ als Basiscamp. Nun steht nach jahrelangen Bodentests aber zunächst der erste Testflug an: Nach dem Start soll „Artemis 1“ den Mond umkreisen und rund 40 Tage später wieder im Pazifik landen.

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Warum sollen denn jetzt überhaupt wieder Menschen zum Mond?

Eigentlich war der Mars das Ziel der Nasa gewesen - aber der frühere US-Präsident Trump hatte den Fokus wieder auf den Mond gelegt, auch, so sagen Beobachter, weil Trump sich US-Astronauten auf dem Mond noch während seiner Präsidentschaft gewünscht hatte, um das als seinen Erfolg feiern zu können. Trump wurde dann allerdings schon 2020 abgewählt. Der Mond blieb Ziel - mit dem Mars als Fernziel.

„Wir fliegen zurück zum Mond für wissenschaftliche Entdeckungen, wirtschaftlichen Nutzen und zur Inspiration einer neuen Generation von Entdeckern“, heißt es von der Nasa. „Wir behalten die amerikanische Vorherrschaft in der Erkundung, aber bauen gleichzeitig eine globale Allianz und erkunden den tiefen Weltraum zum Nutzen aller.“

Eine Art Mond-Wirtschaftssektor mit vielen Jobs soll entstehen. Von der Erforschung des Mondes erhoffen sich die Nasa-Wissenschaftler zudem nicht nur neue Informationen über den Erdtrabanten selbst, sondern auch über die Erde und das gesamte Sonnensystem. Die Mond-Mission soll zudem, unter anderem durch technische Innovationen, auch die Landung von Menschen auf dem Mars vorbereiten.

Wie sieht jetzt der Zeitplan aus und was kostet die Mission Artmenis?

Ursprünglich hatte die Regierung des früheren US-Präsidenten Donald Trump eine erste bemannte Landung schon bis 2024 angekündigt. Der von Trumps Nachfolger Joe Biden ernannte derzeitige Nasa-Chef Bill Nelson machte allerdings schnell deutlich, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sei und verschob die erste bemannte Landung auf frühestens 2025. 13 mögliche Landepositionen auf dem Mond hat die Nasa dafür jüngst ausgemacht.

Veranschlagt sind für die neue Mond-Mission mehr als 30 Milliarden Dollar. Neben der Nasa und der Europäischen Raumfahrtagentur Esa sind auch noch die Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder beteiligt.

Haben auch andere Länder Mond-Pläne?

China arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronauten auf den Mond zu bringen. Mehrfach ist die Volksrepublik bereits mit Forschungsrobotern auf der Mondoberfläche gelandet und hat auch erfolgreich Mondgestein auf die Erde zurückgebracht. In den 2030er-Jahren, so heißt es in Berichten chinesischer Staatsmedien, soll in einem weiteren Schritt eine permanente Station auf dem Erdtrabanten entstehen. Die Forschungsstation könnte demnach gemeinsam mit Russland aufgebaut und betrieben werden. Zudem haben unter anderem Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate den Mond im Visier, wenn auch erstmal ohne konkrete bemannte Pläne.

Wann waren zuletzt Menschen auf dem Mond?

Fast genau 50 Jahre ist das her. „Wir gehen, wie wir gekommen sind, und so Gott es will, werden wir so auch wieder zurückkommen - mit Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit“, sagte der 2017 gestorbene Nasa-Astronaut Eugene Cernan, bevor er im Dezember 1972 mit der „Apollo 17“-Mission den Erdtrabanten wieder verließ - als bislang letzter Mensch auf dem Mond.

Insgesamt zwölf Astronauten brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 auf den Mond. Mit „Artemis“ - Zwillingsschwester des „Apollo“ in der griechischen Mythologie - will die Nasa nun den Anschluss daran schaffen. (dpa/aze)