Kalaschnikows und täglicher Hummer
Die Welt hinter Luxus-Mega-Yachten: Wie ist das Leben der Finanz-Elite auf hoher See?
von Christian Hensen
Unter Milliardären gehört eine Super- oder Mega-Yacht zum guten Ton. Doch wie sieht sie aus, die Wasserwelt der Finanz-Elite? Ein Insider meldet sich zu Wort.
Voyeurloser Yacht-Luxus: Elitärer Genuss ohne die Öffentlichkeit
Die Welt der Yachten ist verschlossen. Mehr als einen schnellen Blick auf die weißen Riesen in den üblichen High-Society-Häfen gibt es selten, Berichte von Menschen, die an Bord arbeiten, sind rar. Es besteht offenbar wenig Interesse daran, die Öffentlichkeit über den ausschweifenden Luxus in Kenntnis zu setzen, der für die Eigner von Traumschiffen wie der "Faith", der "Dilbar" oder der "MY A" Alltag ist. Doch für die britische Tageszeitung "The Times" machte ein Insider eine Ausnahme – und plauderte aus dem Nähkästchen.
Die Person, die wohl aufgrund strenger Geheimhaltungsverträge nicht namentlich erwähnt wird, gibt an, seit 20 Jahren im Yachten-Geschäft unterwegs zu sein. Ihm sei vor allem die dekadente Ausstattung mancher Schiffe im Gedächtnis geblieben. Egal ob Unterseeboote für zehn Passagiere, Schnee-Räume für eine schnelle Abkühlung oder Teezimmer, die Filialen der französischen Nobel-Konditorkette Maison Ladurée nachempfunden sind – es gibt wohl nichts, was es nicht gibt.
Lese-Tipp: So pompös war noch keine: Diese Yacht macht 'ne richtige Welle!
Service der Superlative: Utopische Wünsche auf dem Wasser
Das betrifft auch die Eigenheiten der Schiffseigner. Der Insider erinnert sich an eine besonders reiche Person, die kein Kleidungsstück zwei Mal getragen und teure Designer-Klamotten nach nur einem Tag wieder entsorgt hat. Das freute die Crew – die fortan in dem feinen Secondhand-Garn das Deck schrubben konnte. Oder an den Geschäftsmann, der auf seiner Yacht am liebsten Hummer isst, seiner Crew aber selten sagt, wann er an Bord kommt. Die Konsequenz: Auf seinem Schiff gebe es sicherheitshalber jeden Tag Hummer – falls der Eigner spontan anreist.
Auch nachts können die Superreichen anscheinend nicht auf eine Massage oder ein Sandwich verzichten. So wird die Crew auch mal um drei Uhr aus dem Bett gescheucht. Doch das lohnt sich offenbar, wird der Insider im Bericht zitiert. Er spricht von hohen Löhnen und Trinkgeldern, die in die Tausende gehen.
Empfehlungen unserer Partner
Yacht-Verteidigung notwendig - Schallkanonen und Strahlenwaffen
Ganz ungefährlich sei der Job an Bord einer Mega-Yacht aber nicht, heißt es weiter. Zwar sei die Mär um ein Raketenabwehrsystem auf der "Eclipse" des russischen Oligarchen Roman Arkadjewitsch Abramowitsch unwahr, aber einige Schiffe haben nach Angaben des Insiders durchaus beeindruckende Waffen an Bord.
Die Rede ist von Schallkanonen, die in der Lage sind, schmerzhaft laute Geräusche zielgerichtet auf Personen zu feuern, damit diese unter Ohren- und Kopfschmerzen von einem Angriff auf das Schiff absehen. Auch berichtet er von Anti-Personen-Strahlenwaffen, die durch starke Mikrowellen Wassermoleküle in der Haut innerhalb von Sekunden auf rund 55 Grad aufheizen. Auch dieser Schmerz soll dazu führen, dass Angreifer die Flucht antreten.
Warum diese hohe Sicherheit? Auch dazu liefert der Insider einen passende Geschichte. So ist es in bestimmten Gewässern, beispielsweise dem Golf von Aden, der zwischen dem Horn von Afrika und der Arabischen Halbinsel liegt, wohl üblich, dass Piraten versuchen, die Schiffe zu entern. Da diese meist mit Kalaschnikows bewaffnet sind, müsse man sich entsprechend zur Wehr setzen, heißt es.
Zwischen Verwunderung und Absurdität: Forschung und vergoldete Kloschüsseln
Wichtig ist dem Insider allerdings, ein faires Bild eines typischen Yacht-Eigners zu zeichnen, erklärt er in seinem Text. Nicht jeder Schiffsinhaber sei ausschließlich dem Luxus verfallen und schwimme in einem Meer aus Champagner, sondern viele seien auch, das teure Hobby mal außer Acht gelassen, sehr an humanitärer Hilfe und Forschung interessiert.
So habe ihm ein Kapitän berichtet, dass der Eigner seines Schiffes jedes Jahr mehrere Millionen zum Wiederaufbau zerstörter Dörfer in Vanuatu spendet. Auch Dr. Jonathan Rothberg, mit dem die Person nach eigenen Angaben Zeit verbracht hat, sei kein typischer Superreicher. Der renommierte Wissenschaftler nutzt die Labore auf seinen Yachten "Gene Machine" und "Gene Chaser" für die Entwicklung von medizinischen Produkten, beispielsweise Corona-Selbsttests.
Und obwohl er mit gleich zwei Schiffen ein Teil des Problems ist, kümmert sich Rothberg auch um die Folgen des Klimawandels. Das beschloss er, so der Bericht, nachdem seine Crew unter einem Wasserfall eines Gletschers duschte, weil dieser bei hohen Temperaturen dahinschmolz.
Das krasse Gegenteil ist natürlich auch Teil des Yachten-Universums. Der Insider beschreibt goldene Kloschüsseln oder Bäder mit Tapeten aus Schlangenleder. Es stimmt wohl auch, dass die Barhocker auf der "Christina O" des verstorbenen griechisch-argentinischen Reeders Aristoteles Onassis mit der Vorhaut von Walen bezogen sind. Das Leben auf Yachten, so lautet sein Fazit, ist eben "so wunderlich wie es nur geht."
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst auf stern.de.