Heuschnupfenzeit

Wir lüften das Geheimnis: Wann und wie sollten Pollenallergiker am besten die Fenster öffnen?

ARCHIV - ILLUSTRATION - Marilena hält sich am 18.05.2016 in Osnabrück (Niedersachsen) ein Taschentuch vor die Nase, während sie vor einem Rapsfeld steht. Der Husten und das Schniefen werden von Jahr zu Jahr schlimmer. Das Münchner Helmholtz Zentrum h
Rote Augen, triefende Nase - immer mehr Deutsche leiden unter Heuschnupfen (Symbolbild)
frg fpt lof sd sja, dpa, Friso Gentsch

von Jana Zeh

Morgens oder abends oder doch besser über die Mittagszeit? Die Frage, wann Pollen-Allergiker lüften sollten, lässt sich nicht pauschal beantworten. Heuschnupfen-Geplagte sollten dennoch Bescheid wissen, denn nur so können die Allergene bestmöglich gemieden werden.

Fast jeder siebte Mensch in Deutschland hat eine Pollenallergie

Etwa jeder Siebente in Deutschland leidet unter einer Pollenallergie, im Volksmund auch als Heuschnupfen bezeichnet - Tendenz steigend. Der Klimawandel führt dazu, dass sowohl die Dauer des Pollenflugs als auch die Anzahl der Pflanzenarten, auf die Menschen allergisch reagieren, zunehmen. Für Allergie-Geplagte ist es deshalb umso wichtiger, Tricks und Kniffe zu kennen, welche die Allergie erträglicher machen. Der geeignete Zeitpunkt zum Lüften gehört dazu. Doch wann ist der?

„Das lässt sich nicht so einfach beantworten, denn ob Pollen in der Luft sind, ist von verschiedenen Faktoren wie der Temperatur, dem Niederschlag oder auch Windgeschwindigkeiten abhängig“, sagt ntv-Meteorologe Björn Alexander. „In erster Linie sollten Pollenallergiker aber wissen, auf welche Pollen sie reagieren und diese dann so weit wie möglich meiden, auch beim Lüften.“ Auf welche Pollen man allergisch reagiert, kann der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin mit einem sogenannten Prick-Test auf der Haut herausbekommen.

Lese-Tipp: Was hilft wirklich gegen Heuschnupfen? Diese Tipps geben Allergologen

Ein Pollenflug-Kalender kann erste Abhilfe bei Heuschnupfen schaffen

Im nächsten Schritt sollten Betroffene einen digitalen Pollenflug-Kalender im Internet oder als App nutzen, der Vorhersagen für die eigene Region liefert. Innerhalb der Pollensaison sollte man damit möglichst täglich prüfen, wie hoch die Pollenbelastung in der Luft ist. Nur wer weiß, wann die Allergene, also die symptomauslösenden Pollen fliegen, kann diese auch bestmöglich meiden oder mit entsprechenden Medikamenten darauf reagieren. Die allergologisch wichtigsten Pollen in Deutschland sind Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und die ursprünglich aus Amerika stammende Ambrosia.

Wer jetzt denkt, dass es eine gute Idee sei, während der Pollensaison einfach gar nicht zu lüften, liegt falsch. Gerade für Allergiker ist regelmäßiges Lüften wichtig, denn durch die Pollenallergie ist meistens auch die Atmung beeinträchtigt. Zudem können Betroffene im Laufe der Zeit neue Allergien gegen andere Stoffe wie beispielsweise Haustaubmilben oder Schimmelsporen entwickeln. Wer gar nicht lüftet, atmet nicht nur ständig die "verbrauchte" Luft ein, sondern riskiert auch gesundheitsschädigende Schimmelbildung im Raum und Feuchtigkeitsschäden an Möbeln und Wänden. Durch das Lüften wird eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vermieden.

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Morgens oder abends: Um diese Uhrzeit sollten Pollenallergiker lüften

Doch wie lüften Allergiker nun am besten? Ob im Büro oder zu Hause, auch für Allergie-Betroffene ist es besser, zwei bis drei Mal am Tag für eine kurze Zeit so zu lüften, dass der Großteil der Raumluft ausgetauscht wird. Bei diesem sogenannten Stoßlüften sollten möglichst alle Fenster für zwei bis fünf Minuten weit geöffnet werden. Noch besser ist es, wenn auch alle Türen und Fenster in gegenüberliegenden Zimmern geöffnet werden - dann entsteht Durchzug, bei dem die Luft am schnellsten ausgewechselt wird.

Bleiben Fenster hingegen über einen längeren Zeitraum gekippt, steigt auch die Pollenkonzentration im Raum. Das hat ein Forschungsteam der Technischen Universität München in einem Experiment mit Birkenpollen 2017 herausgefunden. Die Forschenden verglichen die Pollenkonzentration im Raum nach Stoßlüften und bei gekippten Fenstern.

Wichtig ist aber nicht nur wie, sondern auch wann man lüftet. Denn je nach Tageszeit sind unterschiedlich viele Pollen in der Luft. Und je mehr es sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass Menschen mit Pollen-Allergie die typischen Symptome wie eine ständig laufende Nase, tränende und juckende Augen und Niesanfälle entwickeln. "Menschen mit Pollenallergie, die in der Stadt wohnen, sollten das Lüften ihrer Räume in die Morgenstunden verlegen, denn zwischen 6 und 8 Uhr herrscht in städtischen Gebieten die geringste Pollenkonzentration", sagt Alexander. "Auf dem Land hingegen wird die höchste Pollenkonzentration zwischen 4 und 6 Uhr gemessen. Entsprechend sollten Menschen mit Pollenallergie, die auf dem Land wohnen, ihre Räume lieber abends, am besten zwischen 19 und 24 Uhr, für einige Minuten lüften."

Mythos aufgeklärt: Können Allergiker bei Regen endlich aufatmen?

Da Pollen aus verschiedenen Gründen auch zu anderen Tageszeiten in der Luft fliegen können, ist es gut, wenn Allergiker und Allergikerinnen ein Pollenschutzvlies oder -gitter zumindest am Schlafzimmerfenster anbringen. Mit diesem kann tatsächlich ein Großteil der Allergene abgefangen werden. Doch auch das hilft nur wenig, wenn man die Pollen auf andere Art und Weise ins Schlafzimmer bringt.

Um auch nachts so gut wie möglich vor den symptomauslösenden Pollen geschützt zu sein, sollte Kleidung, die man im Freien getragen hat, deshalb nicht im Schlafzimmer gewechselt werden. Nicht nur für Allergiker, sondern auch für alle diejenigen, die im selben Schlafzimmer die Nacht verbringen, ist es ratsam, die Haare vor dem Zubettgehen zu waschen. In der Pollensaison empfiehlt es sich, die Bettwäsche öfter als sonst zu wechseln. Was viele nicht wissen: Auch in der Wäsche, die im Freien trocknet, verfangen sich die in der Luft schwebenden Pollen. Aus diesem Grund sollte die gesamte Wäsche derjenigen, die in einem Haushalt mit einem Pollen-Allergiker leben, in Innenräumen getrocknet werden.

Übrigens: Regen ist kein Garant dafür, dass Pollenallergiker aufatmen können. Bei Regen kann es in den ersten 30 Minuten auch dazu kommen, dass die Pollenkonzentration in der Luft ansteigt, weil Pollen aus der Höhe mit den Tropfen nach unten gebracht werden. Aus diesem Grund sollten Allergiker warten und erst nach dem Regen lüften. Gewitter mit starkem Regen und Wind können bei Allergikern sogar zu sogenanntem Gewitter-Asthma führen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei ntv.de