Pillen, die glücklich und abhängig machen

Es ist die Alltagsdroge, die versteckte Sucht: Die Abhängigkeit von Tabletten. In Deutschland sind bereits mehr als 1,9 Millionen Menschen süchtig nach Arzneimitteln. Damit sind mehr Menschen von Medikamentensucht betroffen als von der Alkoholsucht. Dennoch wird das Problem in der Öffentlichkeit und auch von Ärzten oft unterschätzt.
Betroffen sind mehr Frauen als Männer - sie entwickeln deutlich häufiger eine Medikamentensucht. Auf Platz eins bei den Medikamentenabhängigen stehen Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine (z.B. Valium). Im Gegensatz zu Alkoholabhängigen und Konsumenten illegaler Drogen fallen Menschen mit Medikamentenmissbrauch in der Öffentlichkeit nicht auf, sie wirken angepasst, sozial integriert und leistungsorientiert.
Ursachen der Tablettensucht

Benzodiazepine wie z. B. Chlordiazeproxid, Diazepam sowie Oxazepam, sind zentral wirksame Substanzen, so dass sie therapeutisch zur Beeinflussung gestörter psychischer Funktionen, d. h. zur Änderung von Verhalten, Erleben und Befinden eingesetzt werden. Benzodiazepine wirken angstlösend, beruhigend, entspannend und schlaffördernd.
Die Ursachen für die Zunahme der Medikamentensucht liegt einerseits in der Veränderung der Berufswelt. Die Anforderungen an die Flexibilität steigen, es gibt weniger soziale Unterstützung, schlechtere Familienbande. Andererseits bestimmen individuelle Persönlichkeitsmerkmale die Tendenz zur Tablettensucht. Auch konkrete Eigenschaften bestimmter Arzneimittel ebnen leichter den Weg in die Abhängigkeit. Der soziale Zusammenhalt verflüchtigt sich zusehends. Die Familie verliert zunehmend an Bedeutung und in der Arbeitswelt muss der Mensch funktionieren. Arbeitsunfähigkeiten aufgrund psychischer Störungen nehmen seit Jahren beharrlich zu - genau dagegen werden die Psychopharmaka verschrieben und dies ist oft der erste Schritt auf dem Weg in die Abhängigkeit.