„Brauen statt Bauen“Mitarbeiter kämpfen für Erhalt der Pfungstädter-Brauerei – Aus steht kurz bevor

Die Jobs von 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind in Gefahr. Aktuell arbeiten sie noch in der südhessischen Traditionsbrauerei Pfungstädter, die nun vor dem Aus steht. Der Pachtvertrag läuft Ende 2023 aus und die Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung möchte das Gelände mit Wohnungen bebauen. Wir haben mit dem Geschäftsführer und Angestellten der Brauerei gesprochen – für sie bricht eine Welt zusammen.
Bürgermeister: „Die Brauerei ist ein Stück Pfungstadt“
„Wenn das verschwindet, verschwindet auch ein Stück weit Identität“, sagt uns Bürgermeister Patrick Koch im Interview. Die Brauerei gehöre einfach zum Ort, Bürgerinnen und Bürger identifizierten sich auch damit. Sollte die Brauerei schließen müssen, sei das ein herber Verlust für Pfungstadt.
„Es ist das wichtigste Unternehmen in Pfungstadt“, sagt uns Tanja Hegemann, die Vorsitzende der Bürgerinitiative „Bauen statt Brauen“. Hegemann ist enttäuscht über die Entscheidung der Stadtverordneten. Die Brauerei sei das Aushängeschild des Orts, ein Ende des Betriebs möchte die Bürgerinitiative nicht hinnehmen.

Mitarbeiter wollen sich nicht kampflos geschlagen geben
Hunderte Menschen haben am Donnerstag gegen ein mögliches Aus der Brauerei demonstriert. Unter dem Motto „Brauen statt Bauen“ forderten sie eine Zukunftslösung und den Erhalt regionaler Brauereien. „Erst Binding, jetzt Pfungstädter“, war auf einem Plakat zu lesen. Fast parallel solle Binding zugemacht werde, sagte Brauerei-Geschäftsführer Peter Winter. „Das wäre tragisch für den Brauereistandort Hessen.“ Die Polizei sprach von knapp über 1.000 Demonstranten in Pfungstadt.
Ein Bürgerbegehren mit mehr als 4.600 Unterschriften für die Brauerei sei in der Stadtverordnetenversammlung vergangene Woche aus formellen Gründen abgelehnt worden, sagte Winter. Ebenso habe sich die Mehrheit gegen einen Vorschlag von Bürgermeister Patrick Koch (SPD) für eine unabhängige Bürgerbefragung gewandt. Aus der Stadtverordnetenversammlung sei das klare Signal für eine Wohnbebauung auf dem Gelände der 1831 gegründeten Brauerei gekommen.
Die verfahrene Situation ist besonders bitter für die Mitarbeiter, die eine Woche vor Weihnachten nun ihre Kündigung bekommen. Der Geschäftsführer Peter Winter will aber noch nicht aufgeben. (lsc/kmü)



