"Pandora Papers" - Neue Steueroasen-Recherche
Datenleck enthüllt Geschäfte hunderter Politiker mit Briefkastenfirmen - weltweit!
Hunderte Politiker und Amtsträger aus aller Welt sollen Geld in Steueroasen versteckt haben! Zu dem Ergebnis kommt eine Analyse von 600 investigativen Journalisten. Sie zeigt, wie unter anderem der ukrainische Präsident Selenskij, der tschechische Premier Andrej Babis und der jordanische König Abdullah II. Geld über Briefkastenfirmen verschleiert haben. Für die Analyse hat das weltweite Netzwerk, zu dem auch deutsche Autoren gehören, knapp 12 Millionen geleakte Datensätze durchsucht. Das Team hatte schon mit den „Panama“- und den „Paradise Papers“ für Schlagzeilen gesorgt.
Tschechischer Premier kaufte französisches Chateau und Land

Der neue Leak umfasst 35 amtierende und frühere Staatslenker sowie mehr als 330 Politiker und Amtsträger aus fast 100 Ländern, die Vermögen mithilfe von intransparenten Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen angelegt haben.
Dazu gehört der tschechische Premierminister Andrej Babis. Er hat internen Unterlagen des panamaischen Finanzdienstleisters Alcogal zufolge über eine Reihe von Briefkastenfirmen ein französisches Chateau und drei Hektar Land gekauft - offenbar ohne dies, wie vorgeschrieben, in seiner Heimat offenzulegen. Babis, der sich derzeit im Wahlkampf befindet, wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern.
Jordanischer König Abdullah II. kauft Briefkasten-Firmen im Wert von über 100 Millionen Dollar

Der jordanische König Abdullah II. kaufte über mehrere Briefkastenfirmen Immobilien in Großbritannien und den USA im Wert von über 100 Millionen Dollar. Seine Anwälte teilten mit, dass der Kauf über Briefkastenfirmen abgewickelt worden sei, um seine Familie zu schützen und anonym zu bleiben. Weiter hieß es, die meisten Briefkastenfirmen existierten nicht mehr. Zudem gehörten nicht alle in den Daten gefundenen Immobilien dem König. Details nannten die Anwälte nicht.
Jordanien zählt zu den ärmeren Ländern des Nahen Ostens und erhält seit Jahren Entwicklungshilfe aus den USA und Europa.
Kenias Präsident und Aserbaidschans Autokrat Aliyev unter Verdacht

Kenias Präsident Uhuru Kenyatta sollte offenbar von einer Stiftung in Panama profitieren, deren Existenz bislang nicht öffentlich bekannt war.
Auch Mitglieder der Familie des aserbaidschanischen Autokraten Ilham Aliyev tauchen in den vertraulichen Unterlagen auf. Sie und Vertraute der Familie haben über Briefkastenfirmen Immobilien in Großbritannien für mehr als 550 Millionen Euro erworben. Viele der Gebäude wurden bereits weiterverkauft. Anfragen zu den Recherchen ließen Kenyatta und die Aliyev-Familie unbeantwortet.
Auch Vertraute Putins in den Dokumenten

Die Dokumente zeigen auch, wie zahlreiche Männer und Frauen, die parallel zu Wladimir Putins Aufstieg zum russischen Präsidenten zu Geld und Einfluss gelangt sind, ihr Vermögen in Steueroasen angelegt haben und mithilfe undurchsichtiger Firmenkonstruktionen verschleiern. Während Putin das Offshore-System seit 2011 immer wieder als "unpatriotisch" geißelt, haben etliche seiner Vertrauten genau dort investiert.
Die geheimen Dokumente von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern reichen bis ins Jahr 2021. Die „Pandora Papers“ sind damit das bislang größte Datenleck zu Geschäften in Steueroasen. In den vertraulichen Dokumenten finden sich neben den Namen von prominenten Spitzensportlern und Firmenvorständen auch Kriminelle. So zeigen die Daten, wie Mafiosi Briefkastenfirmen nutzen, um ihren Besitz zu verschleiern und anonym zu bleiben. Organisierte Betrugsnetzwerke bauen weit verzweigte Firmengeflechte auf, um Kunden um ihr Vermögen zu bringen.
Auch deutsche Journalisten an Aufklärung beteiligt
An den „Pandora Paper“-Recherchen waren Journalistinnen und Journalisten von 150 Medienorganisationen aus 117 Ländern beteiligt. Aus Deutschland waren NDR, WDR und SZ mit von der Partie. Zu den Partnermedien zählen unter anderem die Washington Post, der Guardian, der Indian Express, Le Monde und Aftenposten. Die Ergebnisse der Recherche werden von Sonntagabend an weltweit veröffentlicht. (dpa/kra)