"Hast denn du die Pfanne heiß?"
Deutsche Langlauf-Sensation: ARD-Reporter eskaliert live komplett

Nicht nur die deutschen Langlauf-Fans fieberten beim olympischen Team-Sprint mit Victoria Carl und Katharina Hennig. Auch Jens-Jörg Rieck ging während seines Live-Kommentars in der ARD zum sensationellen Gewinn der Goldmedaille aus sich heraus.
"Bring das Ding um die Kurve, verdammt“
„Komm, heiz' da jetzt rein, bring das Ding um die Kurve, verdammt“, rief der Sportreporter, bevor Carl hinter Schweden und dem russischen Team auf die Schlussgerade bog und anschließend zum Sieg sprintete. „Ja, hast denn du die Pfanne heiß, hast denn du die Pfanne heiß, es ist Gold. Ich fass es nicht“, rief er ins Mikrofon. Der 59 Jahre alte Rieck ist unter anderem auch als Experte für Leichtathletik und Fußball bekannt.
Im völligen Freudentaumel sprangen Carl und Henning nach ihrem Gold-Coup Hand in Hand auf das Siegerpodest, der in Tränen aufgelöste Bundestrainer Peter Schlickenrieder jubelte am schönsten Geburtstag seines Lebens den Golden Girls fassungslos zu: Nach einer der größten deutschen Sensationen bei Olympischen Winterspielen brachen bei den Skilangläuferinnen alle Dämme. "Ich zittere am ganzen Körper, das ist alles einfach unglaublich" rief Carl, die mit einem Bilderbuchspurt den märchenhaften Teamsprint-Triumph von Peking perfekt gemacht hatte. „Ich habe vorher noch zur Katha gesagt: Auf der Zielgeraden zerstöre ich sie.“
Um exakt 17.37 Uhr war die 26-Jährige als Schlussläuferin im Thüringen-Express vor den beiden scheinbar übermächtigen Kontrahentinnen Jonna Sundling aus Schweden und Natalja Nerprjajewa vom russischen Team über die Ziellinie und ins pure Glück gestürmt. Dem ersten Olympiasieg seit zwölf Jahren für die zwischenzeitlich fast zur Lachnummer gewordene deutsche Langlaufsparte folgte Ekstase in Schwarz-Rot-Gold.
Die Biathletinnen feiern live mit
"Wir sind doch hier im falschen Film! Ich bin so stolz", sagte Carls kongeniale Kollegin Hennig: "Dass wir hier nach dem Staffelsilber noch einen draufsetzen können, ist Wahnsinn." Schlickenrieder war nach dem gigantischen Geschenk an seinem 52. Geburtstag kaum noch einzufangen. "Ich könnte die ganze Zeit heulen, so intensiv ist das. Hier geschieht etwas Einmaliges." Selbst im drei Kilometer entfernten Biathlon-Stadion lag sich die deutsche Frauen-Bronzestaffel jubelnd vor dem TV in den Armen.
"Heute Abend wird definitiv richtig getanzt", sagte Schlickenrieder: "Das haben wir hier schon jeden Abend gemacht. Um zehn vor zehn haben wir im Hotel immer die Türen aufgemacht und gemeinsam ein bisschen getanzt. So etwas braucht man, wenn man ohnehin angespannt ist." Eine Lehre aus der unter Druck so verkorksten Heim-WM 2021 in Oberstdorf als Tiefpunkt der jahrelangen Talfahrt. (tno/dpa/sid)