Sylt-Video kein Einzelfall
Gewalt und Nazi-Parolen: Keine Hemmungen mehr bei TikTok und Co
Grenzen werden bewusst überschritten – mit einem klaren Ziel.
Junge Leute grölen auf Sylt Nazi-Parolen zu einem DJ-Song – und einer teilt das sogar im Internet. Ein Social-Media Phänomen, das von Grenzüberschreitungen lebt, nennt das die Social-Media-Leiterin von RTL. Am Ende würden die Leute nur ein Ziel verfolgen.
Kick nach Aufmerksamkeit und Reichweite im Netz

„Die Videos, die von solchen Grenzüberschreitungen auf die Plattformen gelangen, erhalten eine hohe Reichweite, was den Trend weiter befeuert“, sagt Laura Bäck. Sie ist Leiterin der Social-Media Abteilung bei RTL. So würden sich die Nutzer gegenseitig anstacheln, immer mehr zu machen.
Neben rechten Parolen gibt es auch Videos, in denen bewusst zum Beispiel ein Kino zerstört wird oder E-Scooter ins Wasser geworfen werden. „Zum einen ist das Austesten von Grenzen für Jugendliche ein normaler Teil des Erwachsenwerdens, zum anderen spielen hier aber auch Plattformsystematiken eine Rolle. Denn nicht zuletzt geht es vielen um den Kick nach Aufmerksamkeit und Reichweite im Netz“, so Laura Bäck.
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Dinge werden in der realen Welt sagbarer
Mittlerweile regen sich Menschen immer mehr über die Reaktionen rund um den Nazi-Skandal auf Sylt auf. Unter einem Artikel zu diesem Thema schreibt Michael B. bei Facebook: „Dann kann man ja wieder zu Layla klatschen. Dazu noch ein Z.Schnitzel und zur Entspannung einen Winnetou Film“. Und Rosemarie K. wittert eine Verschwörung: „Langsam könnte man denken, das ist alles inszeniert“.
Da ist sie wieder, die Grenzüberschreitung, die Provokation, die nicht nur im Internet zum Problem wird. „Im Netz aufgegriffen und von immer mehr Menschen verinnerlicht, schwappen solche Themen dann in den analogen Raum über, wo plötzlich Dinge sagbar werden, die zuvor noch als grenzüberschreitendes Video im Netz die Runde machten“, meint Laura Bäck.
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Medienminister von Nordrhein-Westfalen spricht von einem „fast schon diabolischen Humor“
Auch der Medienminister von Nordrhein-Westfalen, Nathanael Liminski (38/CDU) beobachte eine „erschreckend schnell sinkende Hemmschwelle“ und ein beunruhigendes Phänomen, das vor allem auf der Plattform TikTok zu beobachten sei. Dort gebe es immer mehr Videos „mit einem fast schon diabolischen Humor“. Dieser neue Zynismus verfange bei vielen jungen Menschen, so Liminski im Interview mit Ippen Media.
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Experte sieht Verbot von Gigi D'Agostino's Song auf dem Oktoberfest skeptisch
Immer wieder wird dieser eine bestimmte Partysong von DJ Gigi D'Agostino missbraucht. Das Oktoberfest will das Lied nun gar nicht mehr spielen. Doch ob solch ein Verbot wirklich etwas bringt, da sind Fachleute skeptisch. „Ich glaube, wenn man es bei Großveranstaltungen, wie dem Oktoberfest verbietet, dann hat es sicherlich den Vorteil, dass man verhindert, dass vergleichbare Ereignisse entstehen. Flächendeckend würde ich aber nicht davon ausgehen, dass ein Verbot des Songs in irgendeiner Art und Weise große Früchte tragen würde“, sagt Felix Neumann von der Konrad Adenauer Stiftung im RTL-Interview.
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