Trisomie-Diagnose nach BluttestBarbara N. trieb ihre Tochter in der 16. Woche ab
Er ist in aller Munde: der Bluttest, der das Down-Syndrom am Anfang einer Schwangerschaft mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent feststellen kann. Derzeit debattiert der Bundestag darüber, ob er künftig von den Krankenkassen gezahlt werden soll. Genau so ein Test war es, der Barbara N. (Name geändert) 2017 dazu bewegte, eine Entscheidung zu treffen, die ihr Leben veränderte: Sie trieb ihre Tochter ab.
Was Barbara N. dazu gebracht hat, die folgenschwere Entscheidung zu treffen, das Baby abzutreiben und wie sie das Erlebnis verarbeitet hat, das sehen Sie im Video.
500 Euro für den Bluttest
Es waren Wochen des Bangens. Immer wieder standen Gänge zum Arzt an. Immer wieder war da die Hoffnung: Vielleicht war der Test davor fehlerhaft. Alles fing mit einer Routine-Untersuchung an. In der 12. Schwangerschaftswoche ließ Barbara N. den sogenannten Nackenfalten-Test bei ihrem Kind durchführen. Das Ergebnis war ein Schock: Es bestand die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Baby Trisomie 21 haben könnte.
Das bedeutet: Das Chromosom an der 21. Stelle ist dreifach vorhanden. Normalerweise handelt es sich nur um Chromosomen-Paare. Die Folge sind ein verändertes Aussehen, häufig eine geistige Behinderung und eben auch häufig ein Herzfehler. Genau dieser Punkt bereitete Barbara N. schlaflose Nächte. "Wir haben dann noch einen Präna-Test gemacht, weil der Nackenfalten-Test nicht zu hundert Prozent verlässlich ist", erzählte sie. Der sogenannte Präna-Test kann im Blut der Mutter - ohne Risiko für das Kind - erkennen, ob das Kind am Down-Syndrom leidet. Dafür habe sie 500 Euro gezahlt.
Ja, es hat Trisomie
Nach dem Bluttest brach dann ihre Welt zusammen. "Man wollte es nicht wahrhaben", erinnert sich Barbara. Immer wieder muss sie schlucken. Denn das, wovon sie dann erzählt, ist nur schwer zu ertragen.
"Ich war schon in der 12. oder 13. Woche, also relativ weit in der Schwangerschaft. Man hat mir geraten, noch zum Pränatal-Diagnostiker zu gehen, um zu sagen: Ja, es hat definitiv Trisomie", sagte sie. Dann habe sie wieder auf das Ergebnis warten müssen. In der 14. Woche bekommt sie dann die endgültige Bestätigung: Das Kind hat eine Genmutation. Gemeinsam mit ihrem Mann traf Barbara die schwere Entscheidung. Beide wollen den Schwangerschaftsabbruch.
Abbruch in der 16. Woche
Doch das geht in Deutschland nicht einfach so. Viele Wege sind nötig, um letztendlich eine Freigabe zu bekommen. "Ich musste erst zu Pro-Familia gehen", erzählte Barbara. Danach habe ein weiterer Gang zum Arzt angestanden - ein weiteres Ultraschall-Bild musste gemacht werden, um die Freigabe für einen Abbruch zu bekommen. "Dort bin ich seelisch und moralisch schlecht behandelt worden", bemängelte sie. Doch die Tortur war noch immer nicht vorbei. Für die endgültige Erlaubnis hatte sie dann noch "ein, zwei, drei Gänge zu Ärzten und Pro-Familia" machen müssen.
Als Barbara N. endlich die Bestätigung bekam, dass sie ihr Kind - ein Mädchen - mit Down-Syndrom abtreiben lassen darf, war sie schon in der 16. Schwangerschaftswoche. Eine Abtreibung mit Narkose war nicht mehr möglich. "Ich musste das Kind dann auf natürlichem Weg zur Welt bringen. Als der Termin feststand, wurden die Wehen künstlich eingeleitet."
„Sie war schon vollständig"
Als Barbara von der Abtreibung erzählt, zittert ihre Stimme. Sie habe das tote Kind danach auf dem Arm gehabt. "Sie war schon vollständig. Sie war schon ein Baby." An den Tagen danach sei es ihr aber gut gegangen. Bis sie plötzlich von einem Gedanken geplagt wurde: "Ich habe sie der Krankenschwester gegeben und gesagt, sie können sie mitnehmen. Aber ich habe mich nicht verabschiedet." Dann habe sie tagelang geweint. Gemeinsam mit ihrem Mann fuhr sie dann noch einmal in die Forensik und sagte Lebewohl. "Ich habe ihr gesagt, dass es mir leid tut. Aber, dass es die bessere Entscheidung war."