Klassische britische Spannung

Mord unterm Weihnachtsbaum: Krimis zum Fest von Agatha Christie, Nicholas Blake und Cyril Hare

Krimis zu Weihnachten
Krimis zu Weihnachten
Atlantik
von Tobias Elsaesser

Die Weihnachtszeit ist da. Während es draußen grauer und kälter wird und man die Hoffnung auf eine weiße Weihnacht noch nicht ganz aufgibt, wird das Haus festlich geschmückt. Dazu tönt weihnachtliche Musik aus den Lautsprechern. Warum sollte man sich also nicht auch mal in den gemütlichen Sessel fallen lassen und sich einer spannenden weihnachtlichen Lektüre hingeben? Wir haben ein paar Lesetipps für Sie:
Natürlich erscheinen jedes Jahr zum Fest ein paar der Jahreszeit entsprechende Krimis, wie zum Beispiel 2020 Cay Rademachers „Stille Nacht in der Provence“ oder „Eiskalte Provence“ von Pierre Lagrange. Es gibt aber in der Geschichte der Kriminalromane ein paar Evergreens. Auch wird so manches Schmuckstück wiederentdeckt. Deshalb hier nun ein kleiner Blick auf ein paar britische Oldies, die es wert sind, wieder hervorgekramt zu werden.

„Hercule Poirots Weihnachten“ von Agatha Christie

Natürlich hat die Königin des britischen Kriminalromans, Agatha Christie, es sich nicht nehmen lassen, einen Beitrag zur spannenden Festtagsgestaltung zu leisten. In „Hercule Poirots Weihnachten“* schickt sie ihren berühmten belgischen Privatdetektiv auf Mörderjagd.

Der alte Simeon Lee hat sich in seinem Leben eine Menge Feinde gemacht. Als junger Mann brachte er es in Südafrika im Diamantengeschäft mit seiner skrupellosen Art zu beträchtlichem Reichtum. Auch als Familienoberhaupt zeichnete er sich nicht gerade durch Warmherzigkeit aus, im Gegenteil, er tyrannisierte Frau und Kinder so gut er konnte. Umso überraschender, dass er – Jahre nach dem Tod seiner Frau – seine Familie zu Weihnachten auf seinem Landgut um sich haben möchte. Bald wird klar, warum: Ihm scheint es einfach Spaß zu machen, seine Kinder und Schwiegerkinder zu provozieren und zu schikanieren. Dieser Spaß nimmt für ihn allerdings ein abruptes Ende, als ihm die Kehle durchgeschnitten wird. Ein schwieriger Fall für Poirot, denn fast alles Anwesenden hatten ein Motiv, das Leben des alten Mannes gewaltsam zu beenden.

Ein Fall für Nigel Strangeways

Cecil Day-Lewis war nicht nur der Vater von Schauspiellegende Daniel Day-Lewis, sondern auch ein anerkannter Schriftsteller vor allem sozialkritischer Werke und Gedichte. 1968 wurde er von Königin Elisabeth II. zum „Poet Laureate“ (Hofdichter) ernannt. Zu Beginn seiner Karriere als Schriftsteller kam das Geld jedoch nur spärlich rein, also beschloss Day-Lewis, seine Kasse mit dem Schreiben von Kriminalromanen aufzubessern.

Unter dem Pseudonym Nicholas Blake schuf 1934 er die Reihe um den Privatdetektiv Nigel Strangeways. Nun sind zwei seiner Strangeways-Romane wieder auf Deutsch erschienen: „Das Geheimnis von Dower House“* und „Das Geheimnis um den Schneemann“*. Beide spielen um die Weihnachtszeit und eignen sich hervorragend, um sich mit etwas Spannung in Weihnachtsstimmung zu bringen.

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Worum geht’s? „Das Geheimnis von Dower House“ von Nicholas Blake

Ferguson O’Brien hat sich als Kampfpilot der britischen Luftwaffe und Abenteurer den Ruf einer Legende und eines Draufgängers erworben. Im Alter lebt er nun abgeschieden auf dem Land und fristet ein eher ruhiges Dasein. Doch sind aus seiner seiner Vergangenheit noch ein paar Rechnungen offengeblieben. Seit einiger Zeit erhält er Drohbriefe, die ihm sehr höflich und deutlich zu verstehen geben, dass er den zweiten Weihnachtstag nicht überleben wird. Doch O’Brien bleibt gelassen und engagiert über Umwege den jungen Privatdetektiv Nigel Strangeways, der den Mörder entlarven soll. So findet sich Nigel zum Fest in Dower House inmitten einer buntgemischten Gesellschaft wieder. Die Verbindungen der Gäste zu O’Brien reichen teils bis weit in die Vergangenheit zurück und sind für den Detektiv nicht leicht zu entwirren. Noch während er versucht, sich ein Bild zu machen, wird der Pilot pünktlich nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag ermordet aufgefunden. Und O’Brien ist nur das erste Opfer…

Noch ein Fall für Nigel Strangeways: „Das Geheimnis um den Schneemann“ von Nicholas Blake

Wenn die Verwandten der Ehefrau rufen, dann muss sich auch ein vornehmer und angesehener Privatdetektiv wie Nigel Strangeways fügen. Georgia Strangeways‘ Tante hat ein merkwürdiges Verhalten bei der Katze des Hauses beobachtet. Familie und Freunde schieben das auf die Spuklegende in Easterham Manor, nur will die Tante nicht wirklich an ein übernatürliches Phänomen glauben. Deshalb soll Nigel der Sache auf den Grund gehen. Und schon bald wird klar, dass es in dem Haus nicht spukt, sondern dass ein sehr realer Mörder sein Unwesen treibt

Nigel Strangeways ist wie Hercule Poirot ein für das „Goldene Zeitalter des Kriminalromans” typischer Ermittler: kein Draufgänger oder mit allen Wassern gewaschenes Raubein, sondern ein „Gentleman Detective“ aus der englischen Oberklasse. Er löst Fälle mit seinem scharfen Verstand, seiner exzellenten Beobachtungsgabe und klassischer Ermittlungsarbeit. In Befragungen von Verdächtigen und Gesprächen mit Zeugen erweist er sich als geschickter Gesprächslenker.

„Mord auf dem Landgut“ von Cyril Hare

Die spannenden und pointierten Dialoge sind es auch, die „Mord auf dem Landgut“* von Cyril Hare zu einem Lesevergnügen machen. Auch hier versammelt sich eine kleine Gesellschaft zum Weihnachtsfest auf einem abgelegenen Landgut. Lord Warbeck liegt im Sterben und möchte noch einmal im Kreise der Familie Weihnachten feiern. Gerade als der Sohn des Hausherrn im Begriff ist, eine große Ankündigung zu machen, bricht er mit einer Zyankali-Vergiftung tot zusammen. Starker Schneefall verhindert, dass die Polizei zu dem Landgut vordringen kann. Es kann aber auch niemand das Gut verlassen. Einer der Anwesenden ist der amtierende Schatzkanzler, dessen Personenschützer notgedrungen die Ermittlungen durchführen muss, was bei keinem der Anwesenden auf Begeisterung stößt.

Der Ermittler wider Willen stößt auf verbotene Lieben politische Ränkespiele, deren Bedeutung dank eines zufällig anwesenden Historikers erkannt werden kann. Großen Unterhaltungswert haben vor allem die Dialoge zwischen Historiker und Schatzkanzler, die ehrgeizige Politikergattin Mrs. Carstairs und der typisch englische Butler Briggs. Ein klassisches humorvolles Kammerspiel. Und immer wieder faszinierend, wie dieses eine Szenario auf so vielfältige Art Spannung aufbauen kann. Viel Spaß beim Lesen!

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