Insekten fressen Weiden kahlMaikäfer schlüpfen in Massen und werden in Süddeutschland zur Plage
Sie gelten eigentlich als Vorboten des Frühlings: Maikäfer. Doch können sie auch zur Plage werden, so wie gerade in Bayern. Dort schlüpfen die Insekten auf Grund der Witterung gerade in Massen. Vor allem Bauern leiden unter dem großen Maikäfer-Aufkommen. Naturschützer hatten das lokale Maikäferjahr allerdings schon vorhergesehen.
Ernstes Problem für Landwirte

Für viele gehören sie zu ihrer Kindheit: Maikäfer. Doch manch einer hat schon jahrelang keinen mehr gesehen. Das könnte sich vor allem im Süden Deutschlands gerade ändern, denn in Bayern treten die Maikäfer gerade massenhaft auf. Zu Abertausenden schwirren sie dort in diesen Tagen über Straßen, Höfe und Felder. Was für manche ein spannendes Naturspektakel ist, wird etwa für Landwirte zum ernsten Problem, denn die Tiere fressen die Weiden kahl.
Engerlinge leben zwei bis vier Jahre im Boden
Das Problem ergibt sich aus dem Fortpflanzungszyklus des Maikäfers. Die Insekten legen ihre Eier im Boden ab. Nach vier bis sechs Wochen schlüpfen die Engerlinge und leben anschließend zwischen zwei und vier Jahren in der Erde. Anfangs ernährt sich der Engerling von Humus, später von zarten Gras- und Krautwurzeln. Am Ende seines Lebens frisst er sogar Baumwurzeln. Zu diesem Zeitpunkt ist ein Maikäferengerling fünf bis sieben Zentimeter lang. Kurz vor seinem letzten Winter zieht sich der Engerling tief in die Erde zurück, verpuppt sich und verlässt im folgenden Frühjahr den Boden als Maikäfer.
Maikäferschäden kosten Tausende von Euro

Landwirt Siegfried Jäger berichtet ntv von seinen Sorgen. „Wir haben keine Futtererträge mehr, wir müssen das Grünland wieder ansähen und das kostet natürlich wahnsinnig viel Geld.“ 30.000 Euro habe er bereits bezahlt, um die Maikäferschäden zu beheben. Dass Massenvorkommen so große Schäden anrichten können, ist jedoch auch vom Menschen verschuldet. Insektenforscher Max Kühbandner macht dafür landwirtschaftliche Monokulturen mitverantwortlich. „Die Tiere haben dann die besten Bedingungen, sich zu entwickeln und in Massen aufzutreten.“
Größtes Maikäfer-Vorkommen im Südwesten Deutschlands

In Deutschland kommen vor allem zwei sich sehr ähnlich sehende Arten vor, der Feldmaikäfer und der Waldmaikäfer. Die größten Vorkommen gibt es dem Naturschutzbund Deutschland zufolge im Südwesten des Landes. Beide Arten benötigen drei bis fünf Jahre von der Eiablage bis zum Schlüpfen der neuen Generation. Auch deshalb schlüpfen die Maikäfer in Bayern, Hessen oder Sachsen oft in unterschiedlichen Jahren.
Käfer schlüpfen nahezu gleichzeitig
Der Naturschutzorganisation zufolge schlüpfen in Bayern gerade zahlreiche Feldmaikäfer. Diese Entwicklung wurde aufgrund von Bodenuntersuchungen, bei denen Engerlinge gezählt worden waren, bereits erwartet. Aufgrund der Witterung geschieht dieses Schlüpfen nun binnen weniger Tage. „Normalerweise schlüpfen die Maikäfer ab April über mehrere Wochen“, heißt es beim Nabu. „Der April 2021 war aber so kalt, dass die Käfer lange im Boden blieben und dann im Mai nahezu auf einen Schlag schlüpften.“
Auch im Großraum Hannover werden aktuell viele Maikäfer gesichtet. In Südhessen und Nordbaden steht hingegen erst 2022 wieder ein Maikäferjahr an. Dann werden dort viele Waldmaikäfer schlüpfen. Wirkliche Massenvorkommen sind allerdings selten: Nur alle 30 bis 45 Jahre, so Insektenexperten, kommt es zu solchen Massenvermehrungen.
Maikäfer-Bestand in Thüringen stagniert

Auch in Nordrhein-Westfalen sind die Maikäfer teils weit verbreitet. Die wegen ihrer Größe und Fluggeräusche auffälligen Jumbos unter den Käfern zeigen sich für einige Wochen ab Mai, daher auch der Name. „Die Ausbreitung und Vermehrung kann regional recht unterschiedlich sein“, teilte das Landesumweltamt Lanuv mit. Ein Monitoring gebe es nicht. Wenn ein ganzer Schwarm in der Abenddämmerung losfliegt, kann sich der Himmel geradezu verdunkeln.
Anders sieht es im Osten aus. Der Maikäfer-Bestand in Thüringen stagniert einem Experten zufolge auf niedrigem Niveau. Gründe dafür seien etwa schwindender Lebensraum, chemische Pflanzenschutzmittel und intensive Landwirtschaft, sagte der Vorsitzende des Thüringer Entomologenverbandes, Ronald Bellstedt, der Deutschen Presse-Agentur. „War der gemeine Maikäfer einst sehr häufig etwa an warmen Maiabenden zu beobachten, ist das inzwischen nicht mehr der Fall“, so Bellstedt. Auch dem Bundesumweltamt zufolge ist seit etwa 1960 ein Rückgang der Maikäfer-Population zu beobachten, der in erster Linie wohl auf den früheren Einsatz von chemischen Insektiziden zurückzuführen sei. (rtl/ntv mit dpa)