Diskussion um Urteil
12-Jährige schwanger mit Zwillingen – Gericht spricht Vater (20) von Missbrauchsvorwürfen frei

Zwei Urteile aus Spanien, die Fragen aufwerfen.
Ein 20-Jähriger schwängert eine Zwölfjährige. Er wird vom Vorwurf des sexuellen Übergriffs freigesprochen. In einem anderen Fall wird ein Mädchen im Alter von zwölf bis 15 dreimal von einem Mann schwanger. Er muss nicht wie von der Staatsanwaltschaft gefordert für viele Jahre ins Gefängnis.
Kritik an Urteilen und ihrer Begründung
Die Urteile werden nicht nur in Spanien kontrovers diskutiert. Kritiker werfen der Justiz vor, dass es die Rechte der Mädchen nicht ausreichend gewürdigt hätte, weil alle Betroffenen der Ethnie der Roma angehörten, berichtet der spanische Sender RTVE.
Im ersten Fall ging es um einen Mann, der ein Mädchen innerhalb von drei Jahren gleich dreimal schwängerte. Die Staatsanwaltschaft wollte, dass er dafür elf Jahre in Haft muss. Das Gericht lehnte ab.
In einer Erklärung heißt es laut dem Bericht, dass „sowohl der verurteilte Mann als auch das Opfer“ Roma seien und die Beziehung der beiden „von ihren jeweiligen Familien (zumindest zeitweise) hochgeschätzt wurde“ und von allen „freiwillig akzeptiert“ worden sei.
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Gewalt, Einschüchterung oder den Missbrauch „in keinem Fall nachgewiesen“
Als es zur ersten Schwangerschaft kam, war das Kind zwölf Jahre alt und er sieben Jahre älter. Laut dem Sender teilte das Gericht weiter mit, „dass in keinem Fall nachgewiesen wurde, dass der Angeklagte zur Aufrechterhaltung sexueller Beziehungen zu seinem Partner Gewalt, Einschüchterung oder den Missbrauch seiner Überlegenheit oder seiner Verletzlichkeit angewendet hat.“
Es habe sich um eine „nicht strafbare“ sexuelle Beziehung zwischen Menschen gehandelt, „die in Alter und Entwicklungsstand oder körperlicher und psychischer Reife nahe beieinander liegen“, urteilt das Gericht.
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Gericht sieht keinen nennenswerten Altersunterschied
Bei dem anderen Fall ist ein 20 Jahre alter Mann vom Vorwurf des anhaltenden sexuellen Missbrauchs eines zwölfjährigen Mädchens freigesprochen worden. Das Gericht geht davon aus, dass es sich um eine einvernehmliche Beziehung handelte und dass es keinen nennenswerten Altersunterschied gab. Darüber hinaus ist es der Auffassung, dass es sich in der Roma-Gemeinschaft um normales Verhalten handelt.
Das spanische Gleichstellungsministerium nennt das Urteil laut RTVE „beschämend“ und „eine absolute Schande.“ Zudem kritisierte es, dass das Gericht es durch „eine Anspielung auf einen angeblich nicht existierenden Brauch“ begründet habe.
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