Aber wie kam der Stoff da rein?

Aufregung im Sauerland: Lachse auf Koks springen wie wild aus ihrem Aufzuchtbecken

HANDOUT - 09.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Kirchhundem: Junglachse in einem Fischbecken versuchen panikartig aus dem Wasser zu springen (undatiertes Bild aus einem Handyvideo). In einem Bachzulauf zu dem Becken wurde später Kokain entdeckt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die untypische Reaktion der Fische auf das Rauschgift zurückzuführen war. (zu dpa: «Kokain in Bachzulauf für Aufzuchtbecken entdeckt - «Lachse auf Koks»?»). ** Bestmögliche Qualität ** Foto: -/Landesumweltamt NRW/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Hops! Lachse in einer sauerländischen Aufzuchtstation sprangen wie wild aus ihrem Becken. (Symbolbild)
tob wst, dpa, -

Es ist schon komisch, welche Launen die Natur manchmal hat. Zuletzt ließ sie Lachse aus einer Fischaufzuchtanlage im Sauerland wie wild aus dem Becken hüpfen. Nach einer Wasseranalyse kam dann allerdings heraus: So natürlich scheint die Ursache nicht zu sein. Wissenschaftler fanden Drogen im Wasser. Offenbar waren die Fische auf Koks.

Mit dem Zulauf im Sauerland stimmte was nicht

Lachse sind feinfühlige Tiere. Wenn sie sich in ihrem Element unwohl fühlen, dann hüpfen sie halt aus dem Wasser raus. So geschehen in einer Aufzuchtanlage im sauerländischen Kirchhundem. „Die Lachse versuchten panikartig aus dem Wasser zu springen“, berichtet Daniel Fey, Fachbereichsleiter Fischereiökologie und Aquakultur. Woran konnte das wohl liegen? Die naheliegende Lösung: Die Tiere versuchten aus dem Wasser zu springen, um einer Verunreinigung zu entkommen – mit dem Zulauf musste etwas nicht stimmen. Also ließ der Ökologe das Wasser am Zulauf analysieren. Heraus kam: Gefunden wurden Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft und Arzneimittel aus Abwässern, alles in geringen Mengen.

ARCHIV - Ein Biologe hält einen männlichen Lachs von 72 Zentimetern Länge in Sankt Augustin-Buisdorf in der Hand (Archivfoto vom 22.11.2002). Der Lachs ist der drittbeliebteste Speisefisch der Deutschen. Doch Überfischung, der Ausbau der Flüsse, der Bau von Wehren und Staustufen an den Nebenflüssen und die Umweltverschmutzung löschten den vermutlich weltgrößten Bestand des Atlantik-Lachses aus. Heute wird durch verschiedene Projekte versucht, den Lachs wieder in den deutschen Flüssen anzusiedeln. Foto: Roland Scheidemann dpa (zu dpa-Reportage: "Der lange Weg der Lachse zurück nach Deutschland" vom 09.07.2007) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Die Lachse versuchten mit ihren Sprüngen, der Verunreinigung zu entkommen. (Symbolbild)
picture-alliance/ dpa, DB Roland Scheidemann

Kokain und Benzoylecgonin im Lachs-Becken

Doch das erklärte noch nicht die Panik der Lachse. Die Experten entdeckten allerdings noch zwei andere Stoffe, die sie aufhorchen ließen. Im Zulauf befanden sich Kokain und sein Abbauprodukt Benzoylecgonin.

Im Fischbecken selber fanden die Analytiker die Stoffe nicht, was jedoch an einer hohen Verdünnung gelegen haben könnte. „Eine eindeutige Ursache für das Verhalten der Fische ließ sich nicht finden. Allerdings kann auch eine Reaktion auf das im Bachwasser nachgewiesene Kokain nicht ausgeschlossen werden“, schreibt das Landesumweltamt in seinem jüngst vorgelegten Jahresbericht unter der Überschrift „Lachse auf Koks“.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Keine bleibenden Schäden nach Horror-Trip

Doch woher könnte das Kokain gekommen sein? Mitarbeiter fanden wenig später am Bachlauf eine illegale Abwasser-Einleitung. Sogar die Polizei nahm sich der Sache an – allerdings ohne Erfolg. Es seien keine Anhaltspunkte dafür gefunden worden, dass die Einleitung aus einem bestimmten Bereich kam, sagte ein Polizeisprecher der Kreispolizei Olpe.

Und die Lachse? „Sie haben am nächsten Tag wieder arttypisches Verhalten gezeigt“, sagt Fey. Nach dem mutmaßlichen Horror-Trip geht’s den Fischen wieder gut – Schäden werden wohl auch nicht zurückbleiben. (dky)