Jury-Entscheidung

Das Unwort des Jahres 2021 lautet "Pushback"

ARCHIV - Ein Wachturm steht am 11.02.2011 auf türkischem Gelände an der bulgarisch-türkischen Grenze nahe dem Grenzübergang Kapitan Andreevo (Bulgarien). (zu dpa «Bulgarien sichert Grenze verstärkt mit Soldaten gegen Flüchtlinge» vom 17.08.2017) Foto: Vassil Donev/EPA/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Grenze zwischen Bulgarien und Türkei
vd ss jai, dpa, Vassil Donev

"Pushback" ist das "Unwort des Jahres" 2021. Das gab die Jury der sprachkritischen Aktion am Mittwoch in Marburg bekannt. Der aus dem Englischen stammende Begriff wird im Zusammenhang mit Zurückweisungen von Flüchtlingen an Grenzen verwendet. Wörtlich bedeutet er „zurückdrängen, zurückschieben“. Der Begriff wird im Zusammenhang mit möglichen illegalen Zurückweisungen von Schutzsuchenden an Grenzen verwendet. Die Jury kritisiere die Verwendung des Ausdrucks, „weil mit ihm ein menschenfeindlicher Prozess“ beschönigt werde.

"Pushback beschönigt menschenfeindliche Prozesse"

„Pushback“ bezeichnet die Praxis von Europas Grenztruppen, Flüchtlinge an der Grenze zurückzuweisen und daran zu hindern, eine Grenze zu überqueren. Im Jahr 2021 wurde „Pushback“ vor allem in Diskursen über die Einwanderung über europäische Grenzen verwendet. Wie der Spiegel berichtet, kritisiere die „Unwort“-Jury die Verwendung des Ausdrucks, weil mit ihm „ein menschenfeindlicher Prozess beschönigt wird“, der den Menschen auf der Flucht die Möglichkeit nehme, das Asylrecht wahrzunehmen. Die Jury kritisiert ausdrücklich auch „die in den Medien unreflektierte Nutzung dieses Wortes auch bei Kritiker:innen der Maßnahmen“.

Auf Platz zwei der „Unwörter“ setzte die Jury den Begriff „Sprachpolizei“. Damit würden Personen diffamiert, die sich unter anderem für einen angemessenen, gerechteren und nicht-diskriminierenden Sprachgebrauch einsetzten.

Viele Vorschläge zu Corona

Nach Angaben der sprachkritischen Aktion, die das Wort seit 1991 kürt, erreichten die Jury diesmal rund 1300 Einsendungen mit Wortvorschlägen. Darunter seien etwa 450 verschiedene Begriffe gewesen, von denen knapp 45 den Kriterien entsprochen hätten, berichtete Jury-Sprecherin Constanze Spieß. Viele Vorschläge betrafen die Corona-Pandemie, wie die Aktion vor einigen Wochen den Zwischenstand bei den Einsendungen mitgeteilt hatte. Bisher wurden die „Unwörter“ der Vorjahre in Darmstadt präsentiert. Außerdem gab es zuletzt sogar zwei: Für 2020 lauten diese „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“. (lgr/dpa)