Jürgen Klopp im Interview

Mit Hansi Flick direkt Weltmeister? Jein!

Jürgen Klopp über die DFB-Elf und seine Zukunft

Jürgen Klopp in Plauderlaune? Für Ohren kann es kaum etwas Schöneres geben! Wir haben die Trainer-Ikone einen Tag vor dem WM-Quali-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Liechtenstein (Donnerstag ab 20.15 Uhr live bei RTL oder im Livestream auf TVNOW) getroffen. Neben ernsten Themen wie Corona oder Umweltschutz äußerte sich der 54-Jährige vor allem auch über die DFB-Elf, seine Zukunft nach der Ära Liverpool – und erzählt, warum er sich so sehr danach sehnt, einmal unerkannt wieder in den Dortmunder Fußballtempel zu gehen.

"Wäre schon cool, wenn da langfristig ein Mittelstürmer bei rauskommen würde"

Manuel Neuer ist schon vorgeprescht. Weltmeister will er werden. Sofort. Also nächstes Jahr in Katar. Doch dass das beim ersten Turnier unter Neu-Trainer Hansi Flick auch klappt, da hat Jürgen Klopp so seine Zweifel. Die Qualität der Nationalelf sei zwar „absolut in Ordnung, aber sie ist nicht viel besser als bei anderen Nationen auch“, sagte der 54-Jährige im Interview mit RTL/ntv.

Zwar könne „Deutschland auch jetzt schon Weltmeister werden. Aber als haushoher Favorit gehen wir nicht ins Turnier“, so Klopp. Was auch am Personalmangel im Sturm liege. Einer Tatsache, die er so gar nicht versteht. „England hat mindestens sieben klassische Mittelstürmer, die in der Nationalmannschaft spielen könnten. Warum haben wir das nicht? Irgendwo müssen die Spieler ja herkommen. Wir haben ein große Anzahl an Menschen, ein paar Buben, die da rumlaufen, das wäre schon cool, wenn da langfristig ein Mittelstürmer bei rauskommen würden.“

Kloppos Wunsch: "Ein Jahr Pause. Das hatte ich noch nie"

Mittelstürmer, die er möglicherweise als Bundestrainer oder Coach in der Bundesliga dereinst betreuen würde? „Nett, dass ich das immer wieder gefragt werde“, grinste Klopp Fragen zu seinen Zukunftsplänen für die Zeit nach dem FC Liverpool gewohnt charmant weg. Am wahrscheinlichsten sei ohnehin erst mal ein Sabbatjahr à la Pep Guardiola.

„Wenn der Vertrag in Liverpool beendet ist, wann auch immer das sein wird, muss ich erst mal feststellen, wie das ist, wieder ein ‘normales’ Leben zu führen. Ein Jahr Pause. Das hatte ich noch nie. Aber ich bin da tiefenentspannt. Wenn man ein Jahr raus ist, kann es auch gut sein, dass vielleicht kein Hahn mehr nach mir kräht, was auch vollkommen in Ordnung ist. Es gibt so viele gute Trainer da draußen. Kann sein, dass es das mit dem Trainer Jürgen Klopp dann war“, sagte Klopp.

Sein Job mache ihm zwar „unglaublichen Spaß. Das Problem ist nur, in meinem Job hat man keinen Feierabend, keine Chance abzuschalten. Muss ich das wirklich bis ins hohe Alter haben? Weiß ich nicht.“

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Bitte wieder runterstilisieren

Ohnehin scheint beim Meister des Understatements und der Selbstironie die Sehnsucht nach einem ‘normalen Leben’ zu wachsen.„Ich würde gerne mal in Dortmund ins Stadion gehen, ohne dass jemand denkt: ‘Och, wäre schön, wenn der wieder zurückkommen würde’“, so Kloppo.

So oft schon wurde er zum Heilsbringer hochstilisiert, ebenso oft versucht „The Normal One“, den Hype um ihn wieder herunter zu stilisieren. Und irgendwie schafft er es dabei immer wieder, in der goldenen Mitte zu landen. Auch, wenn Fußball-Deutschland auch in 50 Jahren noch laut denkt: Och, wäre schön, wenn der wieder zurückkommen könnte.“ (mli)

Das Interview führte Felix Görner